Vor dem Start der neuen Biathlon-Saison hängt zwischen Athleten und Weltverband der Haussegen schief. Der Weltverband IBU führt eine neue Regel für die Startgruppen ein, die in den Augen vieler Biathleten unfair ist.
"Ich finde das komplett skandalös", wurde Frankreichs Teamchef Stéphane Bouthiaux im Interview mit "Nordic Magazine" deutlich. "Wir sind komplett gegen dieses neue Startgruppen-System, das total unlogisch ist."
Auch Johannes Kühn, der Mitglied im Athletenkomitee ist, ist unzufrieden: "Wir haben ziemlich lang und ziemlich oft Meetings mit der IBU gehabt. Am Ende haben wir aber eigentlich gar nichts bewirkt. Wir haben einen Haufen Zeit verschwendet."
Der Deutsche urteilte, es sei "sehr schade", dass die IBU zu keinem Kompromiss bereit gewesen sei. "Wir haben viele gute Vorschläge gemacht."
Biathlon: IBU will Sport für Fans attraktiver machen
Doch worum geht es überhaupt genau bei der neuen Startgruppen-Regel?
Bislang war es so, dass die Top 15 im Gesamtweltcup ihren Startplatz frei wählen durften. In der Regel war dies die erste Startgruppe, da üblicherweise die Bedingungen zu Beginn des Rennens besser sind. Jetzt müssen die Top-Biathleten in der dritten Gruppe starten - also zwischen den Plätzen 45 und 75.
Damit will die IBU die Verweildauer der TV-Zuschauer verlängern. Denn durch die neue Regel sind die Einzel- und Sprint-Rennen wahrscheinlich nicht mehr so früh entschieden wie in der Vergangenheit. Die Athleten befürchten dadurch aber eine Verschiebung der Wettkämpfe: Durch die späten Startplätze würde künstlich Spannung erzeugt werden.
Die Aufregung trifft bei IBU-Mediendirektor Christian Winkler auf wenig Verständnis. Immerhin sei das neue System im November und Dezember vier Wettkampfwochen lang als Test deklariert, sagte er der "Deutschen Presse-Agentur".
Ob Test oder nicht - Superstar Johannes Thingnes Bö glaubt nicht, dass der Plan überhaupt aufgehen würde. "Es wird das Gegenteil passieren. Wenn die Menschen zum Biathlon schalten und keinen der Besten sehen, werden sie wieder umschalten, und wir werden Zuschauer verlieren", sagte der fünfmalige Olympiasieger dem Sender "TV2".

