Wenn ein achtfacher Grand-Prix-Sieger mitten in der Saison sein Cockpit verliert, ist die Aufregung in der Formel 1 naturgemäß groß. Da Daniel Ricciardos Aus beim Team Racing Bulls dann noch zur Hängepartie und dem Australier zugleich ein gebührender Abschied verwehrt wurde, prasselte reichlich Kritik auf Red Bulls Schwesterrennstall ein. Nun hat sich Geschäftsführer Peter Bayer gestellt - und eine überraschende Erklärung abgegeben.
Das Aus von Daniel Ricciardo beim Team Racing Bulls stand schon vor dem Großen Preis von Singapur fest. Verkündet wurde dies aber erst Tage danach - zum Unverständnis vieler Beobachter und Experten, die dem Rennstall schlechten Stil vorwarfen. Auf diese Weise habe sich nämlich keiner vernünftig vom Australier gebührend verabschieden können, monierte etwa Ex-Weltmeister Damon Hill, zumal der Rauswurf angesichts der zahlreichen Spekulationen in den Wochen zuvor letztlich alles andere als überraschend kam.
Doch wie Racing-Bull-Geschäftsführer Peter Bayer nun erklärte, war es Daniel Ricciardo selbst, der vor dem Großen Preis von Singapur darauf pochte, keine Mitteilung über sein bevorstehendes Aus zu veröffentlichen.
"Wir hatten uns mit Daniel darauf geeinigt, dass wir es nicht kommunizieren. Wir wussten, dass wir da als Team ein bisschen alt aussehen werden. Wir haben das aber auch gemacht, um den Fahrer zu schützen", so der Österreicher auf Nachfrage von "Auto, Motor und Sport": "Es war sein Wunsch."
Team fragte ein zweites Mal bei Ricciardo nach
Laut Bayer hatte der 35 Jahre alte Ricciardo bis zum Schluss wohl darauf gehofft, dass noch ein Wunder eintritt. "Er hat bis zuletzt daran geglaubt, dass er im Qualifying ganz vorne reinfahren und es allen zeigen wird. So eine mentale Stärke, die dieser Mensch hat, habe ich noch nie bei einem Athleten gesehen. Und ich war schon bei vielen Sportarten."
Als Ricciardo dann in Q1 ausschied, sei das natürlich "ein furchtbarer Moment" gewesen: "Da hat man am Funk schon gehört, dass für ihn eine Welt zusammengebrochen ist." Das Team habe dann noch einmal um Abstimmung gebeten, wie man den Fahrertausch kommunizieren soll: "Er hat uns dann gesagt, dass wir ihn das Rennen einfach fahren lassen sollen. Er wollte einfach keinen Zinnober."

Das Verhältnis zu Ricciardo sei weiterhin gut, Teamchef Laurent Mekies stehe noch immer mit ihm regelmäßig in Kontakt. "Für uns war wichtig, dass wir am Ende des Tages in den Spiegel schauen und sagen können, dass wir es richtig gemacht haben. Auch wenn die ganze Welt und seine neun Millionen Instagram-Fans auf uns einprügeln", so der Geschäftsführer
Im Rennen konnte Daniel Ricciardo dann doch noch einen Glanzmoment feiern, als er die schnellste Rennrunde einsackte.