Gabriel Bortoleto hat sich im Kandidaten-Casting von Formel-1-Rennstall Sauber/Audi durchgesetzt und wird ab der kommenden Saison in der Königsklasse an den Start gehen. Am Ende entschied sich das Team aus mehreren Gründen für den 20-Jährigen.
Kein Bottas, kein Zhou, kein Colaptino, kein Schumacher: Sauber/Audi legt einen Teil seiner Formel-1-Zukunft ab 2025 in die Hände von Gabriel Bortoleto, dessen Verpflichtung am Mittwochmorgen offiziell verkündet wurde. Der 20-jährige Brasilianer stand bei den Verantwortlichen schon länger hoch im Kurs und setzte sich letztlich aus mehreren Gründen gegen die Konkurrenz durch.
"Er hat die Fähigkeit, auf Anhieb schnell zu sein. Die Daten sprechen da für ihn. Das war in der Formel 3 schon so. Dort kam er 2023 rein, war sofort schnell und wurde direkt Meister", nannte der langjährige RTL-Formel-1-Reporter Felix Görner gegenüber sport.de einen der wichtigsten Gründe, warum Bortoleto den Zuschlag bekam.
"Das ist das, was Formel-1-Teamchefs sehen wollen"
Auch nach seinem Aufstieg in die Formel 2 setzte der Youngster direkt einige Ausrufezeichen. Nach einem schwachen Saisonstart mit drei Ausfällen in den ersten sechs Rennen arbeitete er sich aus den Niederungen der Fahrerwertung Stück für Stück nach vorne. Ob Sprint- oder Hauptrennen, Bortoleto punktete (fast) immer. Vier Rennen vor dem Ende der Saison hat er eine Hand am Titel.
"Da lässt er so prominente Namen wie Antonelli und Colapinto hinter sich. Das ist ein eindeutiges Merkmal für die Qualität von Bortoleto, der auf Anhieb die Geschwindigkeit hat, egal, ob mit Seifenkisten oder Traktoren oder eben Formel-Autos. Das ist das, was Formel-1-Teamchefs sehen wollen: Ist ein Fahrer mit jedem Fahrzeug auf vier Rädern schnell?", erklärte Görner.
Bortoleto öffnet neue Formel-1-Märkte für Audi
Die fahrerischen Fähigkeiten sind aber nicht der einzige Faktor, der das Audi-Pendel am Ende in Bortoletos Richtung ausschlagen ließ.
"Der zweite wichtige Faktor ist: Seit dem Rücktritt von Felipe Massa hat Brasilien keinen Formel-1-Fahrer mehr. Die Brasilianer und damit auch Südamerika lechzen nach einem neuen Senna. Man merkt die Formel-1-Begeisterung, man sieht, was Colapinto in Brasilien ausgelöst hat. Und deswegen war es nur logisch, wenn man die Qualität, das Alter und die Herkunft von Bortoleto sieht, dass er das Cockpit bekommt", sagte Görner mit Blick auf den großen südamerikanischen Markt, der für die Formel 1 großes Potenzial birgt.
Gleichzeitig setzt Audi mit der Verpflichtung Bortoletos auf einen Trend, der auch bei anderem Team hoch im Kurs steht. "Es gibt einen Generationswechsel in der Formel 1, sie verjüngt sich extrem", erklärte Görner mit dem Verweis auf junge Fahrer wie Franco Colapinto (21), Kimi Antonelli (18), Oliver Bearman (19) und Jack Doohan (21), die schon in diesem bzw. im nächsten Jahr in der Königsklasse starten.
Hülkenberg und Bortoleto als ideale Ergänzung
Last but not least betrachtet Audi seinen Neuzugang als ideale Ergänzung zu Nico Hülkenberg. Auf der einen Seite der "alte Hase", der in unterschiedlichen Autos und unter unterschiedlichen Reglements tausende Rennkilometer gesammelt hat. Auf der anderen der Frischling, der "unverbraucht" und unbekümmert an die Sache herangeht.
"Das war auch für Binotto ein Grund. Er wollte zwei unterschiedliche Pole als Fahrer haben. Audi/Sauber hat 2025 eine Menge Entwicklungsarbeit zu leisten. So hat man zwei Pole, die man von der Fahrzeugabstimmung her auch mal unterschiedlich fahren lassen kann", nannte Görner einen von vielen Gründen, warum sich Brasilien 2025 acht Jahre nach dem Abschied von Felipe Massa endlich wieder über einen Stammpiloten in der Formel 1 freuen kann.