Patrick Lange ist der letzte verbliebene deutsche Medaillenkandidat für die Ironman-WM. Aber kann er nach durchwachsener Saison den Angriff der jüngeren Triathlon-Generation abwehren?
Deutschlands Rekordsieger Jan Frodeno trat als geschlagener "Gladiator" 2023 in Nizza ab, Sebastian Kienle erlebte bereits ein Jahr zuvor sein letztes Hurra auf Hawaii. Die goldene Generation der schwarz-rot-goldenen Langstreckentriathleten ist ausgedünnt. Doch Patrick Lange fühlt sich in seiner neuen Rolle als Alleinunterhalter durchaus wohl. "Ich bin in dem Sinne Last Man Standing", sagt er dem "SID" mit breitem Grinsen. Er sehe "das Ganze eher als ein Privileg und trage diese Fahne mit Stolz".
Die Generation mit Frodeno, Kienle und ihm selbst habe "definitiv ein Vermächtnis hinterlassen". Es gelte nun, dieses am Samstag (18:25 Uhr/ZDF-Livestream und ZDF) bei seinem sechsten Start auf Hawaii fortzuführen. Er wolle über die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen "mindestens aufs Podium kommen. Ich war schon viermal bei den Ironman-Weltmeisterschaften auf dem Podest. Es muss mein Anspruch sein, da ganz vorne mitzuspielen."
2017 und 2018 hatte Lange auf Hawaii gewonnen, gemeinsam mit Kienle und dem dreimaligen Champion Frodeno schaffte er von 2014 bis 2019 eine Siegesserie. Überhaupt blieben die deutschen Langstreckentriathleten in den vergangenen 15 Jahren nur einmal ohne WM-Medaille - ausgerechnet beim bislang letzten Männerrennen auf Hawaii im Jahr 2022. Lange lieferte damals nach einer Zeitstrafe auf dem Rad mit Rang zehn sein schlechtestes Ergebnis auf Big Island.
Ironman Hawaii: Saisonverlauf spricht gegen Patrick Lange
Diesmal spricht der Saisonverlauf gegen ihn. Dem Sieg beim Ironman Texas folgte die Aufgabe wegen einer Rippenverletzung bei der Challenge Roth, bei der EM in Frankfurt erwischte Lange einen rabenschwarzen Tag. In Roth könne er sich "keine Schuld geben. Das kommt vor. Auch Michael Schumacher ist mal der Motor kaputtgegangen mit seinem Ferrari." Und beim Heimrennen habe der "Frankfurt-Fluch" zugeschlagen. "Das ist ein Rennen, das ich noch nicht geknackt habe."
2017 und 2018 habe er allerdings "ebenfalls nicht zufriedenstellende Rennen" in Frankfurt erlebt und zwei Monate später trotzdem die WM auf Hawaii gewonnen. Doch das wird diesmal schwierig, die jüngere Generation hat sich an der Spitze etabliert. "Ich glaube, dass das Rennen das engste wird, was wir auf Hawaii je erlebt haben", sagt Lange. Er sehe eine "Handvoll" Siegkandidaten, die Leistungsdichte sei "extrem".
Zu nennen wären hierbei Titelverteidiger Sam Laidlow aus Frankreich sowie der Däne Magnus Ditlev, die auf dem Rad ihre Stärken haben. Die norwegischen Ex-Weltmeister Gustav Iden und Kristian Blummenfelt werden ebenso wie Lange eine Aufholjagd auf der Laufstrecke brauchen. "Der Generationswechsel ist in vollem Gange. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass ich da immer noch vorne mit reinkommen kann", sagt der deutsche Hoffnungsträger.
Für seinen Traum vom dritten Titel wechselte Lange gar den Trainer, Ben Reszel ersetzte zwei Monate vor dem Jahreshöhepunkt Björn Geesmann. "Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend", betont Lange. Vor Hawaii habe er "spezifische kleine Teile im Training" angepasst. Genau das soll nach WM-Silber im Vorjahr nun zum Erfolgsgeheimnis werden.