Michael Eifert könnte vor der Chance seines Boxer-Lebens stehen. Der Weltverband IBF hat angeordnet, dass der Deutsche gegen den frisch gekrönten Halbschwergewichts-König Artur Beterbiev kämpft. Allerdings spricht einiges dagegen, dass Eifert seinen Traumkampf bekommt.
Wie Boxjournalist Keith Idec vom altehrwürdigen britischen Fachmagazin "Boxing News" berichtet, hat die IBF Beterbiev aufgefordert, seinen WM-Gürtel im Limit bis 79,379 Kilogramm als nächstes gegen Eifert zu verteidigen.
Der Deutsche hatte sich den Status als Pflichtherausforderer Beterbievs im März 2023 in Kanada durch einen überraschend eindeutigen Punktsieg über den 40-jährigen Ring-Veteranen Jean Pascal erkämpft. Danach stand der wegen seiner überragenden Kondition "Diesel" genannte 26-Jährige allerdings nur einmal im Ring, gewann im Sommer einen Aufbaukampf.
Beterbiev krönte sich am 12. Oktober in Saudi-Arabien in einem lange erwarteten Showdown mit Dmitry Bivol zum ersten unumstrittenen Halbschwergewichts-Champion seit den 1980er Jahren, vereinte die WM-Titel der vier großen Weltverbände. Nach zwölf Runden sahen zwei Punktrichter den 39-Jährigen vorne, einer wertete remis.
Das Urteil hat in der Boxwelt eine gewaltige Kontroverse ausgelöst. Nicht wenige Experten sehen Bivol als verdienten Sieger, vor allem die klare Wertung von Punktrichter Pawel Kardyni (116:112) zugunsten Beterbievs erhitzt die Gemüter.
"Ich finde es widerlich, dass Dmitry Bivol nach einem Leben harter Arbeit nicht der unumstrittene Champion ist. Er hat diesen Kampf gewonnen. Ich kann kaum einen finden, der den Kampf nicht für Bivol gewertet hat", wetterte Bivols Promoter Eddie Hearn.
Das Team des entthronten WBA-Weltmeisters fordert eine sofortige Revanche, ein Anwalt Bivols legte bei den Verbänden gar Einspruch gegen die Wertung ein - vor allem, um einen Rückkampf zu erzwingen.
Boxen: Eifert könnte auch ohne Beterbiev um WM-Gürtel boxen
Der saudische Box-Mogul Turki Al-Sheikh hat schon sein Interesse an einem zweiten Duell der Ausnahmeboxer signalisiert. Beterbiev dürfte daher für Diesel - IBF hin oder her - ein frommer Wunsch bleiben. Und doch könnte der Boxer aus dem SES-Stall einen WM-Kampf bekommen.
Die IBF ist berüchtigt, ihren Weltmeistern die Gürtel abzuknöpfen, sofern sie ihren Pflichten nicht nach kommen. Schwergewichts-König Oleksandr Usyk ließ sich deshalb nach seinem Sieg über Tyson Fury gar nicht erst auf die strikte Verbandspolitik ein und legte den IBF-Gürtel freiwillig nieder. Der Verband aus den USA stufte daraufhin "Interims"-Titelträger Daniel Dubois zum vollwertigen Weltmeister hoch.
Sollte auch Beterbiev keine Lust auf Eifert und die IBF haben, würde der Deutsche als Nummer eins der Rangliste gegen den zweitplatzierten Conor Wallace aus Australien um den dann vakanten Titel kämpfen.

