Der Biathlonweltverband IBU will die Startgruppen-Regel zur kommenden Weltcupsaison anpassen und damit für spannendere Rennen sorgen. Der ursprüngliche Vorschlag rief jedoch deutliche Kritik der Athletinnen und Athleten hervor. Am Mittwoch soll eine Entscheidung fallen. In Norwegen hoffen sie auf ein Einsehen der Verantwortlichen.
Auf dem Papier liest sich die geplante Regeländerung der IBU eigentlich ganz gut: Um spannendere Rennen zu bekommen und die Zuschauer länger an den Bildschirmen zu halten, sollen die Favoritinnen und Favoriten ab der kommenden Saison in späteren Startgruppen starten. Der Nachteil liegt auf der Hand: Eine spätere Startgruppe ist oft gleichbedeutend mit schlechteren Bedingungen. Die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung besteht.
"Wenn der Weltcup-Führende als 75. auf die Strecke geht und sein größter Konkurrent als 45., kann das einen Unterschied von 30 Sekunden machen", rechnete Ole Einar Bjørndalen im "TV2"-Gespräch vor. Er habe Verständnis für den Plan der IBU, "aber wir dürfen das Fair Play nicht vergessen", mahnte die lebende Legende vor schwerwiegenden Folgen, wenn die Regel wie geplant umgesetzt wird.
Konkret möchte die IBU, dass alle Top-Läuferinnen und -Läufer künftig in Gruppe 3 auf den Positionen 45 bis 75 starten. Damit würde eine spätere Entscheidung um den Sieg gewährleistet werden. Nur: Chancengleichheit besteht dann in den Augen der Aktiven nicht.
Top-Biathleten fürchten schlechtere Bedingungen
"Das heutige System ist ziemlich fair. Der Vorschlag der IBU würde darin resultieren, dass die Besten auf vielen Strecken schlechte Bedingungen vorfinden", klagte Norwegens Top-Läufer Sturla Holm Lægreid, der verriet, dass die Athletinnen und Athleten der IBU bereits einen Gegenvorschlag gemacht haben.
"Wir haben einen Vorschlag eingereicht, dass sie es wie bei einem umgekehrten Verfolgungsstart machen könnten. Die Besten könnten mit den Startnummern 20 bis 50 starten, der Weltcup-Führende startet als 50., der Zweitplatzierte als 49.. Wir glauben, dass dieser Vorschlag für die Besten am fairsten ist", führte Lægreid weiter aus.
Entscheidung über neue Biathlon-Regel fällt am Mittwoch
Was den 27-Jährigen besonders stört: Die IBU arbeitete ihren ursprünglichen Plan aus, ohne vorher mit den Biathletinnen und Biathleten gesprochen zu haben.
"Es ist schade, dass wir vorher nicht mit einbezogen wurden, weil ich denke, dass auch wir einige gute Ideen haben. Wir haben es versucht, aber wir haben nicht das Gefühl, dass wir gehört wurden."
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Im Laufe des Prozesses kündigte die IBU allerdings doch noch einen Austausch mit den Stars an. Was dabei herausgekommen ist, könnte sich schon am Mittwoch entscheiden. Laut "TV2" wird der Weltverband dann festlegen, ob und in welcher Form die Startgruppen-Regel zur Saison 2024/25 geändert wird.


