Lando Norris hat beim Großen Preis von Singapur einen Start-Ziel-Sieg eingefahren und den Abstand zu Max Verstappen in der WM-Wertung weiter verkürzt. Das eigentliche Thema in der Formel 1 spielte sich nach Meinung von RTL-Reporter und sport.de-Kolumnist Felix Görner aber ganz woanders ab.
Der Große Preis von Singapur hat abseits der Strecke den größten Aufreger hervorgebracht. Ich sage: Piepton für die FIA, ihren Präsidenten und die Regelauslegung. Das, was Max Verstappen widerfahren ist, nachdem er in einer Pressekonferenz über die Leistungsfähigkeit seines Autos (!) geschimpft hat, führte nämlich dazu, dass er zu sozialer Arbeit verdonnert wird.
Ich glaube, er wird diese Strafe niemals akzeptieren und antreten - und das völlig zu Recht.
Die FIA ist in dieser Beziehung völlig auf dem Holzweg. Man versucht sich jetzt auch noch als Sprachpolizei. Millionen Fans aus der ganzen Welt schütteln nur noch den Kopf. Man versucht, Fahrer zu disziplinieren und in ein Korsett zu packen. Man möchte dort eigentlich Marionetten sitzen haben, die in der Mainstream-Sprache nicht anecken und lieb und nett sind.
Formel 1: Niki Lauda würde sich im Grab umdrehen
Das ist so ein solcher Schwachsinn, da kann man als neutraler Betrachter nur noch mit dem Kopf schütteln.
Man fragt sich: Wenn jetzt nicht der Herbst vor der Tür stünde, hätten wir das größte Sommerloch-Thema in der Formel 1.
Der Verband sollte sich lieber um andere Sachen kümmern, etwa um die Attraktivität und Expansion des Sports - und nicht versuchen, sich in einer Sportwelt, die händeringend nach Charakteren schreit und nach Menschen mit Ecken und Kanten sucht, auf diese Weise zu profilieren.
Das ist der völlig falsche Weg.
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Man kann nur hoffen, dass die Fahrer sich davon nicht einschüchtern lassen. Niki Lauda würde sich im Grab umdrehen und würde sagen: Da sind Fahrer, die mit 300 km/h unter Höchstbelastung in einer gefährlichen Sportart Leistung bringen und die sollen danach wie Fünf- oder Sechsjährige reden und das am besten in Kuschelsprache?
Man fragt sich immer wieder: Geht's noch, FIA? Wie weit entfernt ist man von der Welt, wenn man glaubt, dass Rennsport-Fans das F-Wort jetzt nicht mehr nutzen? Ich kann nur hoffen, dass nicht nur Verstappen seiner Linie treu bleibt und die Fahrer weiter das das sagen, was sie denken. Er hat sich ja schon trotzig auf seine Hinterbeine gestellt und gezeigt, wie das aussieht, wenn man gar keine oder nur kurze Antworten gibt.
Da ist auch der Präsident Mohammed Ben Suleyman falsch beraten. Sein Appell, weniger zu fluchen, ist nicht das Problem der Formel 1 - in keinster Art und Weise. Wenn Max Verstappen seinem Ärger Luft macht, ist es ein Problem von ihm und Red Bull.
Max Verstappen wird sich ins WM-Ziel retten
Zum Sport: Die Situation läuft auf ein grandioses Finale hinaus. Es sind nur noch sechs Rennen. Geht es so weiter, bekommen wir vielleicht sogar einen Showdown beim letzten Grand Prix in Abu Dhabi. Wir erleben gerade die Papaya-Herrschaft, das war eine Machtdemonstration.
Nur: Lando Norris muss Oscar Piastri an seiner Seite haben. Es braucht jetzt Doppelsiege von McLaren, ansonsten wird man Max Verstappen als viermaligen Weltmeister nicht mehr verhindern können.
Piastri muss jetzt nicht nur für Norris fahren, er muss auch immer für einen Doppelsieg sorgen, damit die Punkte für Norris ausreichen werden. Ob das so kommen wird? Ich glaube nicht. Ich glaube, Verstappen wird sich mit letzter Kraft über die Ziellinie retten.

In seinem wohl letzten Rennen hat sich derweil Daniel Ricciardo viele Sympathiepunkte verschafft, indem er mit seiner schnellsten Rennrunde Lando Norris den Punkt noch abnahm. Er ist und bleibt ein Charakter, der nun leider die Formel 1 verlassen muss.
Er wird der Formel 1 mit seiner einmaligen Art, die Dinge positiv zu nehmen, sehr fehlen. Danke, Daniel Ricciardo!





