Im Kader des THW Kiel für die Saison 2024/2025 befinden sich aktuell vier Torhüter. Das vermeintliche Luxus-Reservoir des Handball-Bundesligisten könnte aber durchaus zum Problem mit Zoff-Gefahr werden.
Mit der Verpflichtung von Andreas Wolff ist dem THW Kiel ein echter Transfercoup gelungen. Der Nationalspieler kam vom polnischen Klub Barlinek Industria Kielce und unterschrieb bei den Zebras einen Vertrag bis 2028.
Die Norddeutschen erhoffen sich viel von dem Königstransfer. Anders als in seiner ersten Zeit beim THW, als Wolff hinter dem Dänen Niklas Landin oft nur die Nummer zwei war, soll der 33-Jährige nun zum sportlichen Eckpfeiler des Teams werden - und es wieder zum Erfolg führen. In der Vorsaison sprang nur Platz vier und, ignoriert man den Supercup zu Saisonbeginn, die erste titellose Saison seit 2018 heraus.
Damit war auch früh klar, dass Wolff in der Saison 24/25 die klare Nummer ein im Kieler Kasten sein wird. Doch hinter ihm ist ein durchaus brisanter Konkurrenzkampf entbrannt.
Mit Samir Bellahcene und Tomáš Mrkva befinden sich nämlich noch zwei weitere Top-Torhüter mit Anspruch auf regelmäßige Spielzeit im THW-Kader. Außerdem wurde der 19-jährige Leon Nowottny erst kürzlich mit einem Profivertrag ausgestattet.
Ex-Spieler Christian Zeitz sprach im Interview mit "handball-world.news" bereits von "einer Kehrseite der Medaille" und malte ein düsteres Szenario: "Das kann zum Problem werden."
Mrkva kehrt nach Knie-Operation zurück
In der vergangenen Saison hatten sich Bellahcene und Mrkva den Job im Tor noch weitestgehend geteilt.
Der Franzose kam in der Bundesliga auf eine Quote von 28 Prozent gehaltener Bälle, der Tscheche auf 28,3 Prozent.
Die Nase leicht vorn hat aktuell Bellahcene. Mrkva hatte sich nach einer Meniskus-Verletzung einer Knieoperation unterziehen müssen. Der 35-Jährige soll aber in den kommenden Tagen wieder ins Training einsteigen.
Szilagyi deutet Torwart-Abschied beim TWH Kiel an
Dass einer der beiden den THW Kiel noch während dieser Saison verlässt, ist durchaus möglich. Bereits im Sommer gab es immer wieder Wechselgerüchte um das Duo. Konkret wurden diese aber nicht.
"Es ist nicht das Ziel, mit allen Torhütern durch die kommende Saison zu gehen", machte auch THW-Kiel-Geschäftsführer Viktor Szilagyi bei den "Kieler Nachrichten" klar.
Allerdings wolle man keinen Spieler "verjagen". "Samir Bellahcene und Tomáš Mrkva haben gültige Verträge (bis 2025; Anm. d. Red.) und die respektieren wir. Die hat der THW Kiel schon immer respektiert", betonte Szilagyi.
Stand jetzt gebe es keine Angebote für das Duo. Auch sei keiner der beiden an die Kieler Bosse herangetreten und habe nach einer frühzeitigen Vertragsauflösung gebeten. "Das kann sich aber auch ganz schnell ändern", merkte Szilagyi an.
Der 29 Jahre alte Bellahcene hatte zuletzt jedenfalls angekündigt, dass er in seiner letzten Saison beim THW Kiel um Spielzeit kämpfen will. "Ich hoffe, die Nummer zwei zu sein. Aktuell bin ich es, da Tomas verletzt ist. Nach seiner Rückkehr sind wir dann ein Trio, in dem ich meinen Platz finden werde", hatte er bei "handnews.fr" gesagt.
Groll wegen des Wolff-Transfers war bei dem französischen Nationalspieler nicht zu hören. "Ich lerne von ihm, wir tauschen uns viel aus, auch wenn wir zwei unterschiedliche Stile haben", sagte er mit Blick auf den DHB-Star.
Wolff blickt gelassen auf Konkurrenzkampf beim THW Kiel
Auch Wolff blickt gelassen auf den Konkurrenzkampf. "Als Topklub mit derart vielen Spielen wie der THW Kiel braucht man im heutigen Handball ein gutes Torwart-Team, das sich ergänzt", hatte er in einem vereinseigenen Interview betont: "Für eine Mannschaft und das persönliche Weiterkommen ist es enorm wichtig, ein starkes Torwart-Team zu haben."
Nicht ausgeschlossen, dass Wolff das in der kommenden Saison anders sieht. Dann wird er gemeinsam mit Weltklasse-Keeper Gonzalo Pérez de Vargas, der vom FC Barcelona kommt, ein Gespann bilden.
Wolffs Status als klare Nummer eins dürfte dann nicht mehr in Stein gemeißelt sein. Auch dann wartet auf den THW Kiel wieder ein Luxusproblem.