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Zarte Hoffnungen und ein echter Lichtblick

So steht es um das deutsche Tennis

Justin Engel ist das derzeit wohl größte Talent des DTB
Justin Engel ist das derzeit wohl größte Talent des DTB
Foto: © IMAGO/Juergen Hasenkopf
10. September 2024, 12:10

Bei den US Open verpasste Alexander Zverev einmal mehr die Chance auf den großen Coup. Nach seinem Viertelfinal-Aus verwies die Nummer zwei der Weltrangliste frustriert darauf, dass ihm mit bald 28 Jahren langsam die Zeit davonlaufe. Da kommt es gelegen, dass in den letzten Wochen und Monaten einige deutschen Tennis-Talente mit Turniersiegen für Furore sorgten. Vor allem ein Youngster schürt Hoffnung.

Beim M15-Turnier in Haren (Niederlande) wurde Tom Gentzsch in der vergangenen Woche seiner Favoritenrolle gerecht. Der 21-Jährige besiegte im Endspiel den Südafrikaner Alec Beckley, feierte seinen zweiten Erfolg auf der Tour und verbesserte sich auf Rang 474 der Weltrangliste. 

Ein Stückchen weiter ist derweil bereits der 20-jährige Max Rehberg (Nummer 393 der Weltrangliste), der 2024 bei größeren Turnieren einige Ausrufezeichen setzen konnte und erste Erfahrungen auf ATP-Level sammeln konnte.

Positive Schlagzeilen schrieb zuletzt auch die lange als größte deutsche Hoffnungsträgerin gehandelte Noma Noha Akugue, die 2020 mit gerade mal 16 Jahren überraschend Deutsche Meisterin wurde. Die Hamburgerin feierte beim W75-Turnier im tschechischen Presov unlängst den zweiten, und mit Abstand wichtigsten, Turniersieg ihrer Laufbahn. Zudem erreichte sie 2024 in Porto (W75) das Endspiel. Zum Lohn steht die Linkshänderin als Nummer 198 aktuell wieder unter den besten 200 der Welt.

Bei den Junioren-Grand-Slams nichts zu holen

Bleibt mit der 19-jährigen Ella Seidel das derzeit heißeste Eisen im Talente-Feuer des DTB. Nach drei Turniersiegen 2023 (W60 Bratislava/W25 Braunschweig/W25 Stuttgart-Vaihingen) triumphierte Seidel 2024 zwar "nur" in Stuttgart-Vaihingen (W35), war allerdings meist auf WTA-Ebene aktiv und erreichte unter anderem zwei Viertelfinals sowie das Hauptfeld der Australian Open. 

Im WTA-Ranking belegt Seidel aktuell Platz 141, nur fünf vor ihr geführte Spielerinnen sind jünger.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die ganz großen Ausreißer nach oben bislang ausgeblieben sind. Auf Juniorenebene setzt es bei den wichtigen Grand Slams seit Jahren zudem Rückschlag um Rückschlag. Bei den zurückliegenden US Open war der Zweitrundeneinzug des 18-jährigen Max Schönhaus bereits das höchste der Gefühle, wenn man auf die Einzel-Konkurrenzen blickt.

Ein Tennis-Youngster schürt Hoffnung

Ein Grund dafür ist allerdings auch, dass der größte deutsche Hoffnungsträger der Juniorentour immer mehr den Rücken gekehrt hat.

Der 16-jährige Justin Engel konnte 2024 bereits vier M15-Veranstaltungen gewinnen. Mit seinem ersten Erfolg in Villach (Österreich) avancierte der Youngster zudem zum jüngsten deutschen Turniersieger seit Alexander Zverevs Bruder Mischa im Jahr 2003.

Betrachtet man die gesamte Tour, war zuletzt nur der Italiener Luca Nardi beim Sieg in Sharm El Sheikh (M15/Ägypten) im März 2020 jünger als Engel. Nardi ist inzwischen immerhin Top-100-Spieler. Beim Masters in Indian Wells zog er nach einem Sieg gegen die damalige Nummer eins Novak Djokovic sogar ins Achtelfinale ein.

Im ATP-Ranking ist Engel, der auf Rang 520 geführt wird, zudem der mit Abstand beste U18-Spieler.

Damit aber nicht genug: Als zweitbester in dieser Wertung folgt mit dem noch einige Monate jüngeren Diego Dedura-Palomero (Platz 760 der Weltrangliste) ein weiteres Talent aus Deutschland. Letzterer konnte zwar noch nie einen Turniersieg feiern, erreichte bei drei Events allerdings immerhin das Halbfinale.

Insgesamt steht die einstige Tennis-Nation Deutschland vor allem in der Spitze weiterhin nicht gerade überragend da.

Dass der Verband unlängst zugeben musste, dass man mit der 10-jährigen Charlotte Maria ein vermeintliches Jahrhunderttalent an Frankreich verloren hat, da man schlicht nicht mit dem Fördersystem des Nachbarlandes mithalten kann, untermauert, dass noch einiges im Argen ist. Dass die Lage nicht aussichtslos ist, beweisen Engel und Co. allerdings auch.

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