Leichtathletik-Star Gina Lückenkemper hat nach ihrem Bronze-Coup mit der Sprint-Staffel bei den Olympischen Spielen in Paris die Trainingsbedingungen im deutschen Spitzensport kritisiert.
"Ich würde es mir wünschen, dass es in Deutschland mehr internationale Trainingsgruppen gibt. In Deutschland ist das aufgrund der Vergabe der finanziellen Mittel jedoch schwierig", sagte die 27-Jährige dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". "Unsere Bundestrainer werden über das Bundesinnenministerium gefördert. Da heißt es dann schnell, dass wir die Konkurrenz stärken würden, wenn wir internationale Trainingsgruppen aufstellen. Nur wie sollen wir besser werden, wenn wir nicht mit den Besten der Besten trainieren und uns im Training nicht regelmäßig mit diesen Athleten messen können?"
Lückenkemper ergänzte: "Wir limitieren uns ein bisschen. Von daher würde ich mir schon wünschen, dass es für deutsche Athleten mehr Möglichkeiten in Deutschland gibt, damit sie nicht dazu gezwungen sind, den Schritt ins Ausland gehen zu müssen, um besser zu werden. Das wäre ein großer Wunsch von mir und ich hoffe, dass sich da etwas tut in den nächsten Jahren."
Zusammen mit Sophia Junk, Lisa Mayer und Rebekka Haase war Lückenkemper in Paris sensationell zu Bronze über 4x100 m gestürmt. Den nötigen Feinschliff für ihre Auftritte auf der großen Olympia-Bühne hatte sie sich bei Trainings in den USA mit Coach Lance Brauman geholt.
"Ich kann mit dem erfolgreichsten Sprinttrainer trainieren, den es weltweit gibt. Und der trägt unfassbar dazu bei, dass ich hier in dieser extrem guten körperlichen und mentalen Verfassung auf der Bahn stehen konnte", sagte Lückenkemper.
Leichtathletik: Olympia laut Gina Lückenkemper "der absolute Wahnsinn"
Sie umgebe sich in den Staaten regelmäßig mit "Weltmeistern, Olympiasiegern, Weltrekordhaltern", schilderte die Sprinterin. "Das hat mich dazu geführt, dass ich Europameisterin bin, dass ich jetzt gemeinsam mit dem Team mit einer olympischen Medaille dastehe. Das habe ich dieser Zeit da drüben zu verdanken, da bin ich als Athletin noch mal gewachsen."
Für die Spiele in Frankreichs Hauptstadt fand Lückenkemper begeisterte Worte: "Paris war der absolute Wahnsinn für uns Athletinnen und Athleten. Die letzten Olympischen Spiele waren Corona-Spiele, bei denen es überall unfassbar ruhig war. Paris ist gerade für uns in der Leichtathletik dagegen mit viel Lärm verbunden gewesen. Die Fans im Stade de France haben getobt."
Im Vorlauf ihres Einzelstarts habe sie die Atmosphäre noch "arg beeindruckt, weil ich damit nicht gerechnet hatte", blickte Lückenkemper zurück. "Bei den weiteren Rennen waren wir darauf eingestellt und sind sehr, sehr erfolgreich gewesen. Es war wie in einem Rausch."