Die deutschen Rennsportkanuten räumen weiter ab. Max Lemke und Jacob Schopf holen bereits ihr zweites Gold - Sebastian Brendel geht im vielleicht letzten großen Rennen dagegen leer aus.
Erneuter Goldtriumph der Kajak-Männer, Bronze für die Frauen - aber nur Blech für Sebastian Brendel: Die deutschen Kanu-Festspiele von Vaires-sur-Marne haben sich trotz eines Einbruchs des langjährigen Canadier-Königs am zweiten Finaltag fortgesetzt.
Nach dem Olympiasieg des Männer-Vierers und der Silberfahrt des K4 der Frauen legten die deutschen Rennsport-Kanuten am Freitag mit zwei weiteren Medaillen eindrucksvoll nach. Selbst Bundeskanzler Olaf Scholz jubelte auf der Tribüne mit.
Binnen 20 Minuten schlugen erst Paulina Paszek und Jule Hake, dann Jacob Schopf und Max Lemke zu, ehe Brendel auf seiner Paradestrecke über 1000 m eine Enttäuschung erlebte. Nach ordentlichem Start wurde der langjährige Dominator Achter und Letzter im Finale - in seinem vielleicht letzten großen Rennen.
In London hatte Brendel 2012 erstmals Gold im Einer geholt, vier Jahre später krönte er sich im Einer sowie im Zweier zum Olympiasieger. 2021 in Tokio verliefen die Spiele etwas weniger erfolgreich: Nach dem Gewinn der Bronzemedaille im Zweier schied Brendel über seine Paradestrecke im Halbfinale aus.
Vierer-Goldkollegen Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz verpassen Medaille
Das ernüchternde Finale von Paris dürfte nun der letzte Auftritt für Brendel auf der Olympia-Bühne gewesen sein. Nach Paris "werde ich ganz in Ruhe entscheiden. Jetzt", hatte Brendel dem SID im Vorfeld gesagt, sei "absolut nicht der richtige Zeitpunkt, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Das würde zu viel Energie kosten."
Dafür sorgten die erfolgsverwöhnten Kajak-Männer einen Tag nach dem Gewinn der Goldmedaille im Vierer für den nächsten Triumph. Aus Kollegen wurden im Zweier plötzlich Konkurrenten, doch durch den Erfolg im Vierer habe das Team schon "das gewonnen, was wir gewinnen wollten". Der Zweier sei "die Zugabe", hatte Schopf gesagt. Mit dieser Lockerheit sicherte er sich mit Lemke erneut souverän Gold vor Ungarn und Australien.
Lemke zeigte im Ziel zwei Finger für zweimal Gold, auf der Tribüne klatschte Kanzler Scholz Applaus. Die Vierer-Goldkollegen Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz waren bei schwierigen Windverhältnissen trotz starkem Endspurt nicht mehr über Rang fünf hinausgekommen.
Ein Drama spielte sich im Kajak-Zweier der Frauen ab, das Zielfoto musste entscheiden. Paulina Paszek kauerte in den bangen Minuten des Wartens völlig aufgelöst neben ihrer Teamkollegin Jule Hake auf dem Bootssteg, ehe die Erlösung folgte: Die Jury stufte das deutsche Boot gemeinsam mit den Ungarinnen Noemi Pupp und Sara Fojt auf Rang drei ein, vergab zweimal Bronze. "Das war unglaublich, Wahnsinn", sagte Paszek: "Es ist so schön. Solche Momente bleiben für immer."
Vor Paszek und Hake landeten die Neuseeländerinnen mit Ausnahmeathletin Lisa Carrington sowie Tamara Csipes und Alida Dora Gazso aus Ungarn. Hake und Paszek hatten am Donnerstag im Kajak-Vierer bereits die Silbermedaille gewonnen. Pauline Jagsch, die am Vortag ebenfalls bei der Fahrt auf Rang zwei im Boot gesessen hatte, landete im Zweier-Finale mit ihrer Partnerin Lena Röhlings auf dem sechsten Platz.
Damit übertrafen die deutschen Rennsport-Kanuten bereits vor dem Schlusstag der Wettkämpfe die drei Medaillen aus Tokio. Auch im Kajak-Einer hatten die Athletinnen und Athleten des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) in den Vorläufen einen guten Eindruck hinterlassen. Am Samstag könnten weitere Medaillen die herausragende Bilanz veredeln.


