Die Stoppuhren stehen fürs Erste still, die Formel 1 macht Sommerpause. Zeit für eine Zwischenbilanz. Formel-1-Experte und RTL-Kommentator Christian Danner zieht gemeinsam mit sport.de ein Fazit. Teil 1 des Checks dreht sich um die Plätze 21 bis elf in der Fahrer-WM. Überraschung: Die "Entdeckung des Jahres" ist einer, der schon ganz lange dabei ist.
Platz 21: Valtteri Bottas, Sauber, 0 Punkte
"Er ist besser als er ausschaut, weil er gar nicht so langsam ist wie es scheint", sagt Danner über den Saisonverlauf des Finnen. Allerdings ist es Bottas noch nicht gelungen, Punkte einzufahren, was fraglos auch am schwachen Sauber liegt. Der zehnmalige Grand-Prix-Sieger will sich in der zweiten Saisonhälfte für eine Weiterbeschäftigung bei Sauber/Audi empfehlen.
Platz 20 Logan Sargeant, Williams, 0 Punkte
Der Amerikaner sieht auch in seiner zweiten Saison bei Williams kein Land gegen Alex Albon. Sargeants Zeit in der Königsklasse ist am Saisonende vorbei, sein Cockpit übernimmt Carlos Sainz. "Selbsterklärend, da geht nix", sagt Danner.
Platz 19: Zhou Guanyu, Sauber, 0 Punkte
"Eine Enttäuschung. Er hat im letzten Jahr besser angefangen als in diesem Jahr. Da kam nichts", sieht der RTL-Experte beim Chinesen Stillstand statt Weiterentwicklung. Für Zhou wird die F1-Luft bei Sauber/Audi dünn, sofern er nach der Sommerpause nicht überzeugt.
Platz 18: Alex Albon, Williams, 4 Punkte
Der Thailänder hat nicht ganz die tollen Ergebnisse vorzuweisen wie 2023, fährt im Williams aber nach wie vor topkonstant. "Er ist seinem Ruf und seiner Leistung treu geblieben", findet auch Danner. "Er hat abgeliefert, wann immer es nötig und möglich war."
Platz 17: Esteban Ocon, Alpine, 5 Punkte
Der Franzose wechselt 2025 zu Haas – auch weil die Chemie zwischen Fahrer und Team nicht mehr stimmt. "Ocon ist ein unangenehmer Socken", lobt Danner die Zweikampfstärke des einmaligen GP-Siegers. "Er hat die Erwartungen erfüllt, leidet aber wie sein Teamkollege am schwachen Alpine."
Platz 16: Kevin Magnussen, Haas, 5 Punkte
Dem Dänen stellt der F1-Fachmann kein gutes Zeugnis aus. "Er ist eine Enttäuschung. Dass er gegenüber Nico Hülkenberg so abfällt, hätte ich nicht gedacht." Die schwache Performance hatte Folgen. Magnussen hat sein Haas-Cockpit verloren, seine Zeit in der Formel 1 ist am Jahresende vorbei.
Platz 15: Pierre Gasly, Alpine, 6 Punkte
"Gasly ist stabil, bringt seine Leistung", bilanziert Danner. Wirklich glänzen kann der Franzose wegen "dem Alpine-Desaster politischer wie technischer Art" allerdings nicht. Gasly hofft, dass Teamberater Flavio Briatore das Werksteam wieder in die Spur bringt.
Platz 14: Oliver Bearmann, Ferrari, 6 Punkte
Nur ein Einsatz in Saudi-Arabien, daher ohne Bewertung.
Platz 13: Daniel Ricciardo, Racing Bulls, 12 Punkte
Zu Saisonbeginn lag der Routinier oft hinter seinem Stallkollegen Yuki Tsunoda. Seit ein paar Rennen scheint es, als könne Ricciardo das teaminterne Blatt wenden. "Er ist eigentlich ganz gut. Das Problem ist allerdings, dass Tsunoda als Maßstab so schwer einzuschätzen ist. Er ist genauso gut wie der Japaner, manchmal auch besser. Aber was gut in diesem Fall heißt, kann man kaum sagen", bewertet Danner die Leistung des Australiers kritisch.
Dass Ricciardo trotz Perez' anhaltender Schwächephase nicht zu Red Bull befördert wurde, spricht nicht für den Fan-Liebling.
Platz 12: Yuki Tsunoda, Racing Bulls, 22 Punkte
Die "Wundertüte" vergangener Jahre hat sich etwas stabilisiert, "aber ich zweifle immer noch an ihm, denn er macht einfach immer noch relativ viele Fehler", sagt Danner. "Mich würde mal interessieren, was los wäre, wenn ein Hülkenberg mal in diesem Auto sitzt. Wie gut Tsunoda ist, ist in diesem Umfeld nicht klar zu erkennen. Ricciardo hat zuvor bei McLaren ziemlich versagt und ist jetzt auf Augenhöhe mit ihm", stellt der RTL-Experte fest und wirft die Frage auf: "Ist Ricciardo jetzt wieder schnell geworden oder ist Tsunoda gar nicht so schnell, wie alle immer sagen?"
Platz 11: Nico Hülkenberg, Haas, 22 Punkte
Sechsmal in den Punkten, davon zwei sechste Plätze in Serie: Nico Hülkenbergs Bilanz im Haas spricht für sich. "Er ist absolut die Offenbarung der Saison. Eigentlich ist es ja lustig, einen so etablierten Fahrer als Entdeckung des Jahres zu bezeichnen, aber so ist es", lobt Danner. "Er ist ganz klar einer der Burner im Feld."
Zur Person:
Christian Danner (66) schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1986 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Von 1998 bis 2022 und wieder seit 2024 kommentiert der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet als TV-Experte und Fahrsicherheits-Coach. Hier folgst du Christian Danner auf Instagram!