Das Duell der Größten wird zur einseitigen Angelegenheit - Rafael Nadal fehlt die Kraft.
Rafael Nadal kämpfte wie ein Löwe, der langjährige Sandplatzkönig quälte sich bis zum letzten Punkt - und war in einem lange einseitigen Gigantenduell bei den Olympischen Spielen doch letztlich chancenlos.
Nach einer schmerzhaften 1:6, 4:6-Niederlage und dem womöglich letzten Einzelauftritt in seinem "Wohnzimmer" Court Philippe Chatrier schlich der 38-Jährige geschlagen ans Netz und gratulierte seinem ewigen Rivalen Novak Djokovic mit einer anerkennenden Umarmung.
Der 14-malige French-Open-Sieger besaß nach seinen vielen langwierigen Verletzungen trotz einer zeitweise spektakulären Aufholjagd im zweiten Satz nicht mehr die Kraft und Beweglichkeit, um in seinem früheren Hoheitsgebiet dem wild entschlossenen Serben gefährlich zu werden. Er schickte noch einmal Küsschen auf die Tribüne und schlich dann aus "seiner" Arena.
Djokovic baute im rekordträchtigen 60. und vielleicht letzten Aufeinandertreffen beider Ausnahmekönner seinen knappen Vorsprung auf eine 31:29-Führung aus und beendete im Einzel die Medaillenträume des 38-jährigen Nadal, der im Doppel an der Seite von Wimbledon-Champion Carlos Alcaraz weiter im Turnier ist.
Tennis: Djokovic hat Olympia-Gold fest im Visier
Djokovic, der zuletzt das Wimbledon-Finale gegen Alcaraz klar verlor, setzte ein Ausrufezeichen und nimmt sein großes Ziel Olympiagold immer fester ins Visier. Ein Triumph bei dem Weltevent war dem Major-Rekordchampion im Gegensatz zu seinen großen Widersachern Roger Federer und Nadal noch nicht vergönnt.
Er hat bisher eine Bronzemedaille aus dem Jahr Peking 2008 vorzuweisen, damals landete Nadal den großen Coup. Acht Jahre später gewann der Spanier in Rio auch noch Gold im Doppel.
In der Mittagshitze von Paris machte der Favorit von Beginn an ernst. Djokovic dominierte mit enormer Intensität, der Nadal kaum etwas entgegenzusetzen hatte. Der Mallorquiner hatte vor dem Turnierbeginn bis zum letzten Moment offengelassen, ob er auch im Einzel an den Start geht.
Dann löste er seine Erstrundenaufgabe gegen Marton Fucsovics mit einiger Mühe. Mit sichtbar eingeschränkter Mobilität brauchte er nun gegen Djokovic rund eine halbe Stunde bis zum ersten Spielgewinn.
Auch im zweiten Satz änderte sich der Eindruck trotz aller "Rafa, Rafa"-Anfeuerungen lange nicht. Doch dann erweckte Nadal noch einmal für einige Momente den Sandplatz-Champion in sich, holte einen 0:4-Rückstand auf und ließ seine vielen Fans hoffen. Aber es reichte nicht.
