Während Alexander Zverev am Sonntag auch das achte Match seiner Karriere im Rahmen eines olympischen Einzel-Wettbewerbs gewinnen konnte (6:2, 6:2 gegen Jaume Munar), sah Laura Siegemund gegen die US-amerikanische Top-10-Spielerin Danielle Collins nur selten Land: Beim Stand von 3:6 und 0:2 gab die Deutsche auf. Rund 24 Stunden später wird Siegemund allerdings erneut im Rampenlicht stehen, wenn der Traum von einer Medaille erste Formen annehmen soll.
"Ich habe jetzt schon eine Weile mit dem Fußgelenk Probleme und gemerkt, es ist nicht gut", erklärte Laura Siegemund am Sonntag, warum sie gegen Danielle Collins vorzeitig die Waffen streckte. "Ich habe entschieden, nichts zu riskieren", so die 36-Jährige weiter, die betonte, dass das Damen-Doppel mit Angelique Kerber und das Mixed mit Alexander Zverev "absolute Priorität" besäßen.
Kein Wunder: Während Siegemund im Damen-Einzel wohl nicht einmal zu den geheimeren Geheimfavoritinnen zählte, muss man die Schwäbin im Doppel eigentlich immer zum erweiterten Favoritenkreis zählen. 2020 gewann Siegemund die US Open an der Seite der Russin Vera Zvonareva, im Mixed feierte die Deutsche sogar bereits zwei Grand-Slam-Siege: 2016 in den USA mit Mate Pavic aus Kroatien sowie 2024 bei den French Open gemeinsam mit dem Franzosen Édouard Roger-Vasselin. Dass in Roland Garros nur wenige Wochen nach diesem letzten ganz großen Coup nun um olympische Edelmetall gefightet wird, darf mindestens als gutes Zeichen gesehen werden.
Darum spielt Zverev nicht mit Kerber
Allerdings lässt sich ebenso wenig von der Hand weisen, dass Olympische Spiele für die Doppel-Spezialisten und -Spezialistinnen auf der Tour eine ganz besondere Herausforderung darstellen.
Während sich das Gros der absoluten Topstars der Szene im Normalfall eher selten in den großen Doppel-Konkurrenzen blicken lässt, wirft bei Olympia nicht selten das Who is Who den Hut in den Ring, was auch an den durchaus komplizierten Quali-Kriterien bei den Sommerspielen liegt.
Insgesamt bilden überschaubare 16 Paarungen das olympische Teilnehmerfeld, in dem nur ein Mixed pro Nation vertreten sein darf. Um einen der begehrten Plätze einzunehmen, muss die Addition des Einzel- oder Doppel-Platzes (die bessere Platzierung wird gewertet) der jeweiligen Spieler in der Weltrangliste möglichst niedrig ausfallen.
Ausgerechnet Siegemund profitiert in Paris allerdings von dieser Vorgabe. Ihr Doppel-Partner Zverev, der in Tokyo im Einzel triumphieren konnte, betonte im Vorfeld des Grand Slams in Wimbledon, er würde "unfassbar gerne" mit Angelique Kerber antreten, das gemeinsame Ranking werde aber wohl nicht ausreichen. Zverev/Siegemund wiederum weisen ein "Combined Ranking" von zehn auf (Zverev ist die Nummer 4 des Herren-Ranking, Siegemund die 6 der Doppelrangliste). Ein Wert, der locker ausreicht und die DTB-Paarung sogar zum topgesetzten Duo macht.
Dass sie die vermeintlich zweite Wahl ist, dürfte Siegemund kaum aus dem Konzept bringen. Zum einen erklärte sie, Zverev sei für sie die "erste Wahl", zum anderen ließ Siegemund nie Zweifel daran aufkommen, dass sie selbst größten Respekt für die dreimalige Grand-Slam-Gewinnerin Kerber hegt. Als Kirsche auf Siegemunds olympischer Sahnetorte starten beide gemeinsam im Damen-Doppel.
Nur zwei Siege bis zum Medaillen-Match
Die vielleicht besten Aussichten auf Medaillen dürften allerdings wohl an der Seite von Zverev bestehen. Auch wenn die bisherigen gemeinsamen Auftritte überschaubar sind, weckt die Bilanz von Zverev/Siegemund Hoffnungen. 2023 und 2024 trat man im Rahmen des United Cups insgesamt viermal gemeinsam an, eine Niederlage setzte es noch nie.
Wenn am Montag (gegen 16:30 Uhr) die Auftakthürde für das deutsche Mixed auf dem Programm steht, ist ein weiterer Sieg allerdings kein Selbstläufer. Auf der anderen Seite des Netzes stehen dann Tomas Machac und Katerina Siniakova aus Tschechien. Siniakova ist mit neun Grand-Slam-Siegen im Damen-Doppel eine der besten Doppel-Spielerinnen der Welt, Machacs Erfahrungen im Doppel sind hingegen sehr überschaubar.
Bei einem Sieg könnte es in Runde zwei übrigens zum Duell mit Caroline Garcia und Roger-Vasselin aus Frankreich kommen. Siegemund stünde dann ihrem Partner beim French-Open-Erfolg 2024 gegenüber.
So oder so fehlen allen Teilnehmern nur zwei Siege für den Einzug ins Halbfinale und somit ein garantiertes Match um eine Medaille.











