Zwischen den Zeilen war es schon in Le Mans zu lesen, jetzt hat Alpine es offen zugegeben: Das Motorproblem, das beide Alpine A424 nach ziemlich genau sechs Stunden aus dem 24-Stunden-Rennen riss, war bekannt. Dennoch war Alpine überrascht, dass die Mecachrome-Motoren während des Rennens hochgingen.
Philippe Sinault, Teamchef des Einsatzteams Signatech, erklärt gegenüber Motorsport.com Global, dass es sich um ein Problem mit dem Ventil gehandelt habe. Das problematische Ventil sei noch verbaut, aber es gebe eine Lösung, damit die Boliden im Autodromo Jose Carlos Pace über die Distanz kommen.
"Wir hatten dieses Problem schon einmal, aber noch nie so früh. Um ehrlich zu sein, waren wir ein wenig überrascht", sagt der Franzose. "Wenn wir bei den Tests dieses Problem mit dem Ventil hatten, dann immer erst nach Ablauf der 24 Stunden."
"Werden den Motor so abstimmen, dass wir das Problem vermeiden"
Le-Mans-Fahrzeuge werden normalerweise 30-Stunden-Tests unterzogen. Bevorzugte Strecken sind Le Castellet in seiner schnellsten Variante und das Motorland Aragon, wo es ebenfalls eine im Rennbetrieb nie genutzte Variante mit einer fast zwei Kilometer langen Geraden gibt.
Der Circuit de la Sarthe beansprucht die Motoren allerdings noch deutlich mehr - der enorme Volllastanteil lässt sich jenseits des Prüfstands kaum simulieren. Der 3,4-Liter-V6-Turbomotor von Mecachrome ist ein Derivat des Aggregats aus der Formel 2, wo er seit 2018 zum Einsatz kommt. Dort hat der Motor einen zweifelhaften Ruf.
Mit dem problematischen Ventil wird Alpine auch bei den 6 Stunden von Sao Paulo antreten. Sinault versichert jedoch, dass das Problem nicht mehr auftreten werde: "Wir werden den Motor so abstimmen, dass wir das Problem vermeiden können." Weitere Details, auch über mögliche Leistungsverluste, will er nicht nennen.
Auch in Brasilien lief nicht alles rund
Dennoch hatte der Alpine #36 (Lapierre/Schumacher/Vaxiviere) auch in Interlagos am Freitag ein Problem, als der Bolide im zweiten Freien Training nur vier Runden absolvieren konnte. Grund dafür war ein vorsorglicher Wechsel des Turboladers.
Auch ohne das zweite Training hätte Mick Schumacher am Samstag beinahe den Sprung in die Hyperpole geschafft, wurde aber vom BMW #20 von Robin Frijns (S. van der Linde/Frijns/Rast) verdrängt. Das Rennen wird um 16:30 Uhr gestartet.
Auf Dauer ist die Übergangslösung am Motor für das Alpine Endurance Team natürlich nicht akzeptabel. Sinault verspricht deshalb, dass noch in dieser Saison neue Teile im Alpine A424 debütieren werden, die das Problem beheben sollen. Sie seien bereits in der Entwicklung.
