Tagelang hat sich Fußball-Deutschland nach dem Viertelfinal-Aus bei der Heim-EM über ein vermeintliches Handspiel des Spaniers Marc Cucurella echauffiert. Wie sollen sich dann bitte erst die Holländer aufregen?! Beim 1:2 gegen England übersieht der VAR in einer spielentscheidenden Szene ein wirklich klares Handspiel.
Hat Marc Cucurella in der Verlängerung gegen Deutschland den Schuss von Jamal Musiala nun unnatürlich-regelwidrig oder natürlich-unschuldig abgelenkt? Über diese Frage streiten Fans und Gelehrte seit dem bitteren DFB-K.o. bei der Heim-EM.
Stefan Effenberg fand die Entscheidung von Schiedsrichter Anthony Taylor gemäß der geltenden Regeln völlig in Ordnung, auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus revidierte in seiner EM-Kolumne für sport.de seine ursprüngliche Meinung, die Aktion sei ein klarer Elfmeter gewesen.
Andere (Schiedsrichter-)Experten urteilen dagegen unisono: Taylor hätte Elfer geben, sich die Szene mindestens ansehen müssen. Die deutsche Fan-Seele kocht seither.
Schiri Zwayer nach England gegen Holland unter Beschuss
Auch nach dem zweiten Halbfinale steht der Unparteiische im Mittelpunkt, im Zentrum von Kritik: Felix Zwayer. Dessen Elfmeterpfiff für die Engländer nach einem vermeintlichen Foul von Denzel Dumfries an Harry Kane nannte der britische TV-Verteidiger Gary Neville eine "Schande" und "eine skandalöse Entscheidung".
Mehr dazu:
ARD-Fachmann Lutz Wagner sah die Sache anders, bescheinigte Zwayer nach Studium der Videobilder einen korrekten Pfiff.
Ob Dumfries' Aktion nun elfmeterwürdig war oder nicht, kratzt viele Holländer am Tag nach dem Aus aber gar nicht. Ihnen stößt vielmehr die Szene auf, die Kanes Fall im Strafraum unmittelbar vorangeht. Klar zu erkennen ist: Saka leitet den Ball bewusst mit der linken Hand zum Stürmer weiter. Eine Handbewegung so unnatürlich wie ein englischer Fan mit einem Cola-Becher in der Hand.
Klares Handspiel vor Foul an Kane
Umso erstaunlicher, dass Video-Schiedsrichter Bastian Dankert seinen Kollegen Zwayer nicht sofort über das Vergehen informierte. Zumal Hollands Kapitän Virgil van Dijk und Tijjani Reijnders sofort reklamierten. Van Dijk ging auch noch nach Zwayers Entscheidungs-Korrektur mit dem Schiri in medias res. Vergeblich.
Dumfries "Drüberhalten" gegen Kane hätte gar nicht relevant werden dürfen, weil zuvor ein glasklares und den Ballverlauf entscheidend veränderndes Handspiel Sakas vorlag.
Das Problem: Zwayer wurde in seiner Video-Zone gar nicht die komplette Szene, sondern nur die Aktion zwischen Kane und Dumfries vorgespielt. Wo kein Beweismaterial, da auch kein Richterspruch. Der Fehler liegt also klar im Leipziger Keller bei Dankert und Co.
Der VAR habe versäumt, "die Szene zwei Sekunden zurückzuspulen", um Zwayer zu zeigen, wie Saka den Ball "in Kanes Schussfeld leitet", stellte der irische Journalist Ewan MacKenna auf X fassungslos fest. Ein Handspiel weit offensichtlicher als das von Spaniens Cucurella - jetzt hat auch Holland seinen VAR-Erreger.











