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Formel-1-Dominanz dahin

Die bittere Wahrheit über Red Bulls Probleme

Bei Formel-1-Rennstall Red Bull Racing läuft im Moment einiges nicht nach Plan
Bei Formel-1-Rennstall Red Bull Racing läuft im Moment einiges nicht nach Plan
Foto: © HOCH ZWEI/Pool/Mark Thompson, getty
02. Juli 2024, 12:22
sport.de
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Die Dominanz der Vorjahre hat Red Bull in der Formel-1-Saison 2024 eingebüßt. Auf der einen Seite sind Ferrari, McLaren und Mercedes zwar stärker geworden. Doch viele der Gründe für den Abschwung sind hausgemacht und wären vermeidbar gewesen.

Zu sagen, die Formel-1-Saison 2024 läuft überhaupt nicht nach dem Geschmack von Red Bull, wäre zu viel des Guten. Nach elf von 24 Rennen führt das Team immerhin beide WM-Wertungen an. 64 Punkte Vorsprung sind es bei den Konstrukteuren, 81 in der Fahrerwertung. Ein komfortables Polster, das allerdings nicht annähernd an das aus dem Vorjahr heranreicht. 

2023 lag Red Bull zum gleichen Zeitpunkt 229 (Team) bzw. 142 Zähler (Fahrer) vor den ersten Verfolgern. Allein mit den Verbesserungen der Konkurrenz lässt sich dieser Unterschied nicht erklären. 

  • Red Bull und das Pérez-Problem

Die Wahrheit ist: In Österreich wurde Pérez' Rennen schon früh durch eine Kollision beeinflusst. Ein Kontakt in der 1. Runde riss ein Loch in seinen Seitenkasten. Auf den Geraden kämpfte er danach mit stumpfen Waffen. Red Bull sprach von einem "signifikanten" Schaden. 

Schon in Monaco war sein Rennen nach Runde eins beendet. Dort endgültig, nachdem er von Magnussen regelrecht abgeschossen wurde. In Kanada war Checo der Alleinschuldige, als er sich - bei zugegeben schwierigen Bedingungen - von der Strecke drehte. In Barcelona wiederum experimentierte Pérez etwas zu sehr mit den neuen Teilen. Die richtige Balance fanden er und seine Mechaniker am gesamten Wochenende nicht. 

Nicht alles, aber doch einiges passierte für ihn in den letzten Wochen unter dem Motto "blöd gelaufen".

Die Wahrheit ist aber auch: Viele dieser unglücklichen Umstände waren vermeidbar. Wäre Pérez in Spielberg und Monaco nicht von so weit hinten gestartet, wäre er womöglich nicht in Zweikämpfe verwickelt gewesen. Und wären die Rennen zuvor nicht so katastrophal verlaufen, hätte er in Barcelona gar nicht experimentieren müssen. 

Unbestritten ist, dass Pérez weder im Rennen noch im Qualifying das Maximum aus dem RB20 rausholt. Das ist auch für Max Verstappen gefährlich, denn der Niederländer könnte direkte Hilfe auf der Strecke mittlerweile gut gebrauchen. Noch regelt "Super Max" alles alleine. Es gibt keine Garantie, dass das so bleibt. 

So langsam fragt man sich, was es braucht, damit Checo sein Cockpit verliert. Bei Daniil Kvyat, Pierre Gasly oder auch Alex Albon war die Schmerztoleranz des Teams deutlich geringer. Da hieß es noch: Wer keine Leistung zeigt, fliegt. Diese Rechnung wird bei Pérez noch nicht aufgestellt. Dabei ist er einer der Hauptgründe, warum der Kampf um die WM-Titel 2024 offener als noch 2023 ist.  

  • Red Bull und das Upgrade-Problem

Die Wahrheit ist: Von allen Spitzenteams hat Red Bull das kleinste Upgrade-Paket nach Barcelona gebracht. Neue Teile gab es zwar für den Heckflügel, den so genannten Beam Wing, den Unterboden, die Seitenkästen und die Kühleinlässe. Das Potenzial der neuen Teile redete das Team selbst aber klein und sprach lediglich von Optimierungen unter gewissen Rennbedingungen. 

In Barcelona und Spielberg hat sich gezeigt, dass der RB20 (gemeinsam mit McLarens MCL38) mit den neuen Teilen immer noch das schnellste Auto im Feld ist - vor allem in Verbindung mit "Unterschiedsmacher" Verstappen. 

Die Wahrheit ist aber auch: Allen voran McLaren hat mit den neuen Teilen einen deutlich größeren Schritt nach vorne gemacht. Schon in Miami opferte das Team ein paar km/h in der Spitze, um in langsameren Kurven schneller zu sein. Für Barcelona folgte ein weiteres Feintuning, das die Abstimmung des MCL38 erleichtert.

Für Red Bull ist das durchaus besorgniserregend, schließlich galt das Team in den letzten Jahren stets als "Upgrade-König" der Formel 1. Gefühlt machte jedes neue Teil den Wagen schneller. Das mag nun auch der Fall sein, aber ausgebaut hat der Rennstall seinen Vorsprung mit der letzten Upgrade-Welle plötzlich nicht mehr.

Unweigerlich stellt sich die Frage, ob das mit der Degradierung von Adrian Newey zusammenhängt. Wenn man bedenkt, wie stark Red Bull seinen eigenen Wagen im Laufe der letzten Jahre stets verbesserte, ist eine Verbindung zumindest nicht auszuschließen. 

  • Red Bull und die Fehler der Konkurrenz

Die Wahrheit ist: Red Bull Racing läuft aus sportlicher Sicht immer noch wie eine gut geölte Maschine. Das Team trifft im Strategie-Poker fast immer die richtige Entscheidung. Gravierende Fehler bei Boxen-Stopps (wie in Spielberg) sind die absolute Ausnahme.

Auf der Pérez-Seite der Garage sieht das anders aus. Für den Mexikaner die richtige Strategie zu finden, ist allerdings auch kaum möglich, weil er im Gegensatz zu Verstappen unkalkulierbare Fehler macht.

Die Wahrheit ist aber auch: Red Bull war in dieser Saison schon mehrfach auf Fehler der Konkurrenz angewiesen, um als Sieger aus einem Rennen hervorzugehen. Das unterscheidet die Saison 2024 von den Jahren zuvor. Dort war es egal, was die anderen machen. 

In Montréal und Barcelona durfte sich der Rennstall bei McLaren bedanken, die in beiden Fällen zur falschen Taktik griffen und so eine reale Siegchance ungenutzt ließen. Das war und ist ein deutliches Alarmsignal für Red Bull, das über die Fehler der Konkurrenz im letzten Jahr noch abfällig lächeln konnte, in diesem Jahr aber schon mehrmals angewiesen war. 

Christian Schenzel

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren423
2NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing421
3AustralienOscar PiastriMcLaren410
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team319
5MonacoCharles LeclercFerrari242

Österreich GP 2024

1GroßbritannienGeorge Russell1:24:22.798h
2AustralienOscar Piastri+1.906s
3SpanienCarlos Sainz+4.533s
4GroßbritannienLewis Hamilton+23.142s
5NiederlandeMax Verstappen+37.253s

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