Ende Juni veröffentlicht Radsport-Ikone Jan Ullrich eine Autobiographie über sein bewegtes Leben. "Bild" hat vorab einige Auszüge aus dem Buch "Himmel, Hölle – und zurück ins Leben" veröffentlicht, in denen der 50-Jährige über seinen Drogenkonsum auspackt.
Nach seinem Karriereende sei Ullrich in ein tiefes Loch gefallen. "Ich war nicht bereit, mich mit meiner Vergangenheit und meinen Fehlern auseinanderzusetzen. Ich sah mich immer noch als Opfer der Umstände", so der ehemalige Radstar.
Dadurch sei er zunächst dem Alkohol verfallen. "Eines Abends öffnete ich eine Flasche Wein und trank sie komplett aus. So etwas machte ich normalerweise nicht. Aber je mehr ich trank, desto mehr spürte ich, dass der Alkohol eine ganz spezielle Wirkung auf mich hatte. Es war, als würde sich ein Nebel um meinen Kopf bilden, der die bösen Gedanken zumindest ein Stück weit fernhielt", ließ Ullrich tief blicken.
Er sei in eine "tiefe Depression" verfallen und griff auch zu Kokain, "um die Leere in mir auszufüllen".
Den Drogenkonsum versuchte Ullrich lange zu verheimlichen: "Ich verzog mich in meinen Keller und konsumierte nur für mich. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange das so ging."
Doch eines Tages entdeckte seine Ex-Frau Sara ein Tütchen mit weißem Pulver. 2018 kam es zur Trennung auf Mallorca. "Sara konnte nicht mehr. Wenn sie jetzt nicht gehen würde, würde sie zerbrechen", erinnerte sich Ullrich zurück: "Und dennoch wollte ich es nicht wahrhaben. Bis sie es tatsächlich tat. Bis sie die Kinder nahm und zurück nach Deutschland ging. Und ich, ich blieb zurück. Gefangen im Paradies. Ich hatte oft gedacht, dass mein Leben ein Albtraum war. Aber ich hatte keine Ahnung, wie schlimm es noch werden würde."
Radsport-Legende Jan Ullrich "ein lautes, extrovertiertes Arschloch"
Daraufhin folgte ein kompletter Absturz. "Die Drogen machten aus mir einen neuen Menschen. Ein lautes, extrovertiertes Arschloch", so Ullrich, der weiter ausführte: "Und mein Haus, in dem ich noch vor ein paar Monaten gemeinsam mit meiner Familie gelebt hatte, war zu einer 'Rockstar-Hölle' geworden. Rund um die Uhr kamen irgendwelche Leute rein, die ich noch nie gesehen hatte. Schauspieler, Künstler, Kriminelle, Rocker, Milieu-Leute. Jeder war hier willkommen."
Letztendlich konnte Ullrich dem Drogensumpf allerdings entkommen. "Es war ein verdammt langer und anstrengender Weg. Aber er hat sich gelohnt", so der 50-Jährige.