Suche Heute Live
Leichtathletik-EM 2024
Artikel teilen

Leichtathletik-EM 2024
Do, 06.06. - Mi, 12.06.

Deutscher EM-Held im Exklusiv-Interview

Petros trotzt Beinahe-Sturz: "Habe alles herausgeholt"

Freute sich über EM-Bronze: Langstreckenläufer Amanal Petros
Freute sich über EM-Bronze: Langstreckenläufer Amanal Petros
Foto: © IMAGO/Chai von der Laage
10. Juni 2024, 13:03

Langstreckenläufer Amanal Petros hat bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Rom gleich zwei Bronze-Medaillen für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) auf der Halbmarathon-Distanz gewonnen.

Im exklusiven Interview mit sport.de hat er über die Renntaktik, seinen dramatischen Strauchler kurz vor dem Ziel und über das harte Training bis zu den Olympischen Spielen gesprochen.

Herr Petros, Sie haben im Halbmarathon zwei EM-Medaillen gewonnen, jeweils Bronze im Einzel und in der Mannschaftswertung. Wie fühlt sich das an?

Amanal Petros: Es ist das beste Gefühl. Wenn man schon so viele Kilometer trainieren muss, und zwar in der Höhe, auf viele Dinge verzichtet und es dann klappt, ist es eine riesengroße Belohnung. So soll es einfach weitergehen. Die nächste Reise geht nach Paris, um mit dem deutschen Marathon-Team die Olympia-Strecke anzugucken. Für mich geht es dann direkt nach Kenia weiter.

Wie waren die Bedingungen für Sie? Sind Sie mit der Hitze und der Strecke gut zurecht gekommen?

Es war warm, aber gestern war es noch wärmer. Auch von der Feuchtigkeit war es anders. Wir alle sind wirklich froh, es hätte auch schief gehen können. Es war ein bisschen bewölkt und wir dachten schon, es könnte regnen. Die Temperaturen waren ok.

Sie hatten im Vorfeld bereits erwartet, dass das Rennen von der Taktik geprägt sein könnte. Wie sind Ihre Konkurrenten vorgegangen? Mit Ihrem Teamkollegen Samuel Fitwi sind Sie ja alle Tempoverschärfungen mitgegangen, bis zum Einlauf ins Stadion.

Wir haben uns gegenseitig gepusht. Ich lag mal etwas zurück, dann hat mich Samuel nach vorne gebracht. Als er mal hinten war, habe ich das gleiche gemacht. Richard Ringer und die anderen waren leider etwas weiter hinten. Dadurch konnten wir leider nicht so viel reden, dann hätten wir Probleme gehabt. Wir haben es aber geschafft, eine Medaille in der Teamwertung zu gewinnen. Die letzten 400 Meter waren besonders für mich dann heftig ...

... Sie waren in der Kurve umgeknickt und beinahe gestürzt. Wie geht es Ihrem Fuß?

Der Physiotherapeut hat den Knöchel getaped. Der Fuß muss gleich ein bisschen mobilisiert werden. Nicht, dass ich mit einer Verletzung nach Kenia fliege und dort Probleme habe. Es muss daher jetzt behandelt werden.

Wie kam es zu dem Strauchler?

Das war in der Kurve. Ich glaube, ich wollte Zeit sparen, was eigentlich sehr gefährlich ist. Aber das war nicht der einzige Grund, es war sehr, sehr nass. Es wurde wohl Wasser dorthin gesprüht und deswegen bin ich etwas gerutscht. Ich bin froh, dass ich mich nicht hingelegt habe. Dann wäre wohl auch die Bronzemedaille weg gewesen. Es war eine riesengroße Herausforderung. Ich habe dadurch Kraft, auch mental, verloren. Doch ich wollte nicht aufgeben und musste kurz an mein Trainingslager denken und was ich da geleistet habe. Ich habe dann gedacht: Nein, das kann nicht sein. Ich habe dann alles herausgeholt, was ich hatte. Und so hat es noch für die Medaille gereicht.

Kurz vor der Ziellinie wurden Sie vom Italiener Pietro Riva noch überholt, der Ihnen dann offenkundig eine provokante Geste zeigte. Er wurde anschließend deswegen auch mit der Gelben Karte für unsportliches Verhalten verwarnt. Wissen Sie, wie es dazu kam? 

Ich kann das nicht wirklich erklären. Es kann sein, dass es aus Versehen passiert ist. Menschen sind manchmal sehr emotional. Es kann sein, dass es nicht extra war. Es war aber auf jeden Fall unnötig. Ich denke da jetzt nicht weiter dran. Ich habe meinen Job gemacht und wir sind sehr zufrieden.

Sie hatten kürzlich erklärt, dass Ihr Leben derzeit aus trainieren, essen und schlafen besteht. Nach dem Abstecher in Paris wird in Kenia bis zu den Olympischen Spielen also wieder nur trainiert, gegessen und geschlafen?

Ja, genau. Ich trage eine Verantwortung als deutscher Profisportler. Das bedeutet mir sehr viel. Ich bin in der Sportfördergruppe und trage das Nationalmannschaftstrikot und will meinen Job gut machen. Ich gehe jetzt nicht feiern mit meinen Freunden, weil ich zweimal Bronze gewonnen habe.

Wie kann man sich dann vor Ort in Kenia die Vorbereitung vorstellen? Bestreiten Sie dort noch einen Wettkampf?

Es gibt keinen Wettkampf mehr, ich bereite mich nur noch für Olympia vor. Der nächste Halt heißt Paris.

Das Interview führte Gerrit Kleiböhmer

Newsticker

Alle News anzeigen