Großer Ärger bei den Veranstaltern der Leichtathletik-EM 2024 in Rom (7. bis 12. Juni): Ein Mitgliedsverband hat sich einen Fauxpas bei der Anmeldung seiner Athletinnen und Athleten erlaubt - mit weitreichenden Konsequenzen für die Sportler anderer Nationen.
Trotz der "bestehenden Vorschriften und etablierten Verfahren" mussten wenige Tage vor der Leichtathletik-Europameisterschaft in Rom Änderungen am Teilnehmerfeld vorgenommen haben, teilte European Athletics in einer Pressemitteilung mit.
Der Grund: "Schwerwiegende administrative Fehler eines Mitgliedsverbands bei der Verwaltung des endgültigen Anmeldeverfahrens haben die Meldungen für die Veranstaltung stark beeinflusst." Der Verband habe "nicht nur zwei seiner Athleten nicht angemeldet, sondern auch zwölf seiner Athleten, die nicht antreten werden, nicht von der Voranmeldeliste gestrichen".
Frankreich nominierte 1500-Meter-Star nicht
Somit konnten zwölf Sportlerinnen und Sportler aus anderen Nationen nicht nachrücken - ein folgenschwerer und fahrlässiger Bock.
Um welchen Verband es sich handelt, ließ der Veranstalter offen. Dass es sich bei den Schuldigen um die Franzosen handelt, ist allerdings offensichtlich. Bei den beiden fälschlicherweise nicht gemeldeten Athleten handelt es sich um Azeddine Habz, Medaillenkandidat auf 1500 Metern, und Mittelstreckenläufer Simon Bédard. In der vergangenen Woche hatte der Verband den Fehler öffentlich eingeräumt.
"Ich habe mich schon als Europameister gesehen", zitiert "The Times" den Franzosen nach dem Diamond-League-Wettkampf in Oslo in der vergangenen Woche, der völlig überrascht war, sich nicht auf der Teilnehmerliste gefunden zu haben. E-Mails an den Verband, um doch noch nominiert zu werden, seien zunächst ignoriert worden.
Erst als der Druck zu groß wurde, wurde das Duo in den EM-Kader doch noch berufen. "Ich möchte European Athletics meinen tiefsten Dank aussprechen", schrieb Habz am Montag auf seinem Instagram-Kanal, nachdem seine Meldung noch noch vollzogen werden konnte: "Unsere Beharrlichkeit und Entschlossenheit haben sich am Ende ausgezahlt."
Zwölf Startplätze für benachteiligte Nationen
Die zwölf nicht genutzten Startplätze wurden derweil an die Athletinnen und Athleten anderer Nationen kurzfristig verteilt. "Nach einer sehr gründlichen Analyse der Situation, in Anbetracht der Anzahl der betroffenen Athleten und der Folgen, die solche Fehler für die Karrieren der Athleten und ihre Zukunft in unserem Sport haben können, hat European Athletics beschlossen, den bestraften Mitgliedsverbänden zu erlauben, die nachträglich qualifizierten Athleten für die zwölf freien Plätze zu melden", heißt es in der Mitteilung der Veranstalter.
Dobromir Karamarinov, Präsident von European Athletics, begründete: "European Athletics steht zu seinen Regeln und Verfahren, aber wir sind davon überzeugt, dass die oben genannten Entscheidungen in einer solchen Situation notwendig waren, um eines der Grundprinzipien unseres Sports wiederherzustellen - Fairness. Auch wenn diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde, so ist sie doch zum Wohle unserer Athleten, für den Erfolg der Leichtathletik-Europameisterschaften 2024 und für die Zukunft unseres Sports."