Bröckelt die Formel-1-Dominanz von Weltmeister Max Verstappen und Red Bull? Der Holländer wird beim Großen Preis von Monaco nur Sechster, auf dem Podest jubeln Ferrari und McLaren. F1-Reporter und Insider Felix Görner beantwortet die eingangs gestellte Frage in seiner Kolumne für sport.de - mit einem klaren Ja!
Monaco war die Zeitenwende der Formel 1 in diesem Jahr. Die Vorherrschaft von Max Verstappen und Red Bull ist endgültig gebrochen. Wir steuern auf eine spannende Saison zu, die so nicht zu erwarten war.
Die Konstruktion des Red Bull zeigt immer mehr Schwächen - jetzt auch auf einem Straßenkurs. Das Konzept des Autos ist auf flache, auf ebene Strecken ausgelegt. Je stärker die Bodenwellen, die Unebenheiten, desto konkurrenzunfähiger und anfälliger ist der Red Bull.
Das heißt im Umkehrschluss: Ferrari hat Red Bull in Fehler getrieben und ist jetzt WM-tauglich. Das ist der Fingerzeig von Monaco: Ferrari und Charles Leclerc können Verstappen und Red Bull dieses Jahr schlagen. Das ist die Leistung von Scuderia-Teamchef Fred Vasseur.
Der Franzose hat seit Beginn des Jahres eine neue Marschroute ausgegeben: Mehr Risiko, in der Entwicklung, in der Personalauswahl. Das Team aus Maranello hat sich etwa mit Leuten von Mercedes klug verstärkt und wildert jetzt auch weiter in allen möglichen Bereichen.
Formel 1: Ferrari die besseren Red Bulls
Das ist gut für Lewis Hamilton und womöglich auch Design-Guru Adrian Newey, sollte er zu Ferrari gehen: Sie kommen in ein Team rein, mit dem man spätestens im nächstem Jahr Weltmeister werden kann. Daran sieht man, wie klug der Schachzug von Hamilton war. Er wusste das, weil sich die Vorzeichen schon im Winter so gestellt haben.
Ferrari ist so aggressiv wie ein roter Bulle und deswegen auch besser als die eigentlichen Bullen von Red Bull. Da bröckelt alles rund um Christian Horner. Nur noch Max Verstappen ist leistungsmäßig spitze, aber das reicht nicht mehr für jedes Rennen, wie Monaco gezeigt hat. Wenn Red Bull dieses Jahr noch Weltmeister wird, ist das einzig und allein die Leistung von Max Verstappen.
Aber wie gesagt: Das Auto springt wie ein Känguru. Damit gewinnt man Preise für Filme in der Wildnis, aber keine F1-Titel. Das Känguru ist zu langsam.

Formel 1: Chance für Mick Schumacher ist da
Auf dem Fahrermarkt tut sich auch eine ganze Menge. Die Chancen von Mick Schumacher einen Platz bei Alpine zu bekommen - entweder von Esteban Ocon oder Pierre Gasly - steigen. Beide bringen zu selten das, was von ihnen erwartet. Alpine sucht intensiv nach einer Alternative. Mick als Bestandteil des Alpine-Programms ist da natürlich unter Beobachtung. Außenseiterchancen hat er noch bei Williams, aber da ist nach wie vor Andrea Kimi Antonelli vor ihm, weil Toto Wolff den Italiener behalten und im Mercedes-Dunstkreis halten will.
Carlos Sainz zu Williams kann ich mir nicht vorstellen, weil er mehr auf Audi setzt. Die Entscheidung wird bald fallen. Sainz zu Williams wäre eine echte Überraschung. Der Spanier hat auf der anderen Seite wenig wirklich gute Optionen und daran sieht man wie eng der Fahrermarkt selbst für einen Top-Mann wie Sainz ist.
Wir freuen uns auf das nächste Rennen in Kanada: Die harten Kerbs auf der Ile Notre-Dame sollten zu einem ganz engen Dreikampf zwischen Verstappen, Ferrari und McLaren führen. Monaco hat gezeigt: Nicht nur der Kindheitstraum von Lelcerc geht in Erfüllung. Auch der Traum von Fred Vasseur und den Tifosi lebt - der Rückstand auf Verstappen ist nicht nur verkürzt. Wenn Ferrari durchzieht, haben sie Chancen, 2024 Weltmeister zu werden. Das wäre in Italien natürlich ein Riesenerfolg und würde das Ferrari-Herz vor Freude implodieren lassen.
Felix Görner


