Kurioser geht's kaum: Die norwegische Handball-Ikone Nora Mørk wird im zweiten Halbfinale der dänischen Meisterrunde zur Matchwinnerin und wirft ihr Team aus Esbjerg ins Finale. Dabei spielte die 33-Jährige überhaupt nicht.
"Was für ein verrücktes Drama", titelte die dänische Tageszeitung "JydskeVestkysten" am Tag nach dem Einzug des Team Esbjerg in das Finale um die nationale Handball-Meisterschaft. Die Mannschaft hatte sich wenige Stunden zuvor zu einem 33:33 gegen Ikast gekämpft und nach dem Sieg im ersten Spiel das Endspiel-Ticket gelöst. So weit, so normal.
Was jedoch alles andere als normal war, war das Zustandekommen des 33:33. Mit noch 30 Sekunden auf der Uhr ging Ikast zunächst mit 33:32 in Führung. Wäre es dabei geblieben, wäre es in der Halbfinalserie zu einem dritten Spiel gekommen. Im letzten Angriff des Spiels aber tankte sich Esbjergs Julie Bøe Jacobsen am Kreis durch und holte mit Ablauf der Spielzeit einen Siebenmeter raus.
Handball-Star mit einem Ballkontakt in zwei Spielen
Die große Frage: Wer würde die Verantwortung übernehmen und werfen? Die Antwort: Nora Mørk. Kurios dabei: Die Norwegerin spielte davor weder im ersten noch im zweiten Spiel eine einzige Sekunde. Die 33-Jährige saß verletzt auf der Bank. Bis zu dem Moment, als der Pfiff ertönte.
Mørk trat nach abgelaufener Spielzeit an den Siebenmeterpunkt, nahm Maß und versenkte den Ball zum 33:33. Ihre Bilanz in beiden Halbfinalspielen: Keine Sekunde Spielzeit, ein Ballkontakt, ein Wurf, ein Tor - das entscheidende! Cooler geht's nicht.
"Sie hat Nerven aus Stahl"
"Es ist nicht mein Verdienst, dass wir im Finale stehen. Ich habe am Ende gesagt, wenn niemand werfen will, werde ich es gerne tun", gab sich Mørk nach ihrem spielentscheidenden Wurf bescheiden. Sie habe "nichts zu verlieren gehabt", spielte die Norwegerin ihren Auftritt herunter.
Deutlich euphorischer waren da schon die TV-Kommentatoren und Experten des Landes. Der heutige Trainer und frühere Profi Lars Rasmussen etwa meinte: "Wer sonst?! Natürlich zeigen alle auf Nora. Sie hat Nerven aus Stahl und ist eine Spielerin von einem anderen Planeten. Es gibt nicht viele, die es so gut können wie Nora. [...] Es ist ein Geschenk, sie im Team zu haben. Sie ist der Traum eines jeden Trainers und einfach da, wenn alles entschieden wird."