Deutschlands Snowboard-Superstar Ramona Hofmeister feierte in der abgelaufenen Saison einen Titel-Hattrick. Im exklusiven Interview mit sport.de spricht die 28-Jährige über ihr Erfolgsgeheimnis, die Konkurrenz und schildert, was einen Olympiasieg so schwierig macht.
Frau Hofmeister, Sie haben in der abgelaufenen Saison alle Gesamtwertungen für sich entscheiden können. Neben den kleinen Kugeln für die Siege im Parallel-Slalom sowie Parallel-Riesenslalom haben Sie zum vierten Mal in Ihrer Karriere auch die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup gewonnen. Haben Sie diese außergewöhnliche Leistung mit etwas Abstand inzwischen realisiert?
Ramona Hofmeister: Ja, das auf jeden Fall. In den Tagen danach, an denen ich einfach mehr Zeit zum Runterfahren hatte, ist es angekommen. Es macht mich wahnsinnig stolz, dass das Team und ich das geschafft haben. Ich bin jetzt schon wieder beim Materialtesten. Also der Blick geht schon wieder Richtung nächste Saison.
Was macht es Ihrer Meinung nach so schwer, am Ende in allen Disziplinen ganz oben zu stehen?
Einerseits geht es natürlich um die Konstanz. Es sind halt doch unterschiedliche Disziplinen. Den meisten Athletinnen und Athleten liegt eine Disziplin etwas mehr, die andere ein bisschen weniger. So war es bei mir in den letzten Jahren mit dem Slalom. Ich bin deswegen auch sehr froh, dass ich da wieder zeigen kann, was ich wirklich drauf habe. Die Schwierigkeit besteht letztlich darin, dass man sich über Monate keinen Platzer erlauben kann.
Wie kann durch die Trainingssteuerung sichergestellt werden, in jeder Disziplin der Weltklasse anzugehören?
Ich denke, es ist auf jeden Fall ein Gesamtpaket. Es muss erst einmal das Team um einen herum stimmen. Vom medizinischen Bereich über Physiotherapie, während dem Sommertraining und natürlich dann im Winter auf Schnee. Ich denke man optimiert das dann über die Jahre einfach mehr und mehr. Ich hatte noch einen Materialwechsel. Es ist dann letztlich das Resultat aus verschiedenen Punkten.
Beim Saisonfinale in Winterberg ging es für Sie um den Titel-Hattrick. Wie war Ihre Gefühlslage vor dem Start?
Solche Tage sind schon immer Ausnahmesituationen. Ein paar Wochenenden davor war ja schon im polnischen Krynica das letzte Riesenslalom-Rennen. Damals ging es schon um die Riesenslalom-Kugel. Da war ich auch schon nervöser als sonst. Der Druck ist schon mitgefahren. Ich denke es hat mehr mit den persönlichen Zielen zu tun, die man sich setzt. Ich wollte einfach zum fünften Mal in Folge die kleine Kugel gewinnen.
Vor dem Saisonfinale in Winterberg wusste ich schon, dass ich die große Kristallkugel gewonnen habe, da unser Heim-Weltcup in Berchtesgaden zuvor abgesagt wurde. Aber ich konnte dennoch nicht entspannt an den Start gehen, weil ich alle drei Kugeln wollte.
Ihr Gesamtweltcupsieg stand vorzeitig fest. Wie konnten Sie sich für die letzten Rennen noch einmal neu motivieren?
Erst einmal muss ich sagen, ich fand es schade, dass der Weltcup in Berchtesgaden abgesagt wurde. Es wäre das i-Tüpfelchen gewesen, wenn ich vor dem Heim-Publikum drei Kugeln dabei gehabt hätte, weil ich ja in Bischofswiesen aufgewachsen bin. Aber es war trotzdem wunderschön, da Winterberg ebenfalls ein Heim-Weltcup war. Ich bin dann noch motivierter hingefahren, weil ich eben schon diese Vorfreude auf die Siegerehrung hatte und optimistisch war, dass es so funktioniert wie ich es mir vorgestellte hatte.
Sie haben sich im abgelaufenen Winter wieder enge Duelle mit Ester Ledecká und Tsubaki Miki geliefert. Wen würden Sie als Ihre größten Konkurrentinnen im Weltcup bezeichnen?
Es sind schon einige. Aber Ester Ledecká und Tsubaki Miki sind auf jeden Fall zwei Ausnahmetalente. Wir haben auf jeden Fall schon einige Fights gehabt - in diesem Winter und in der Saison davor auch schon.
Wo sehen Sie bei sich persönlich noch Verbesserungspotenzial? Wie schwer fällt es, sich nach einem erfolgreichen Winter wieder auf die kommende Saison vorzubereiten?
Natürlich wäre eine kleine Pause schön, vielleicht auch ein Urlaub zum Abschalten. Aber das ist nicht möglich. Ich bin jetzt wieder am Materialtesten und dann bin ich wieder bei der Polizei im Dienst. Ich denke solche Erfolge motivieren letztlich, noch mehr Gas zu geben, auch im Sommer wieder alles für die nächste Saison zu geben. Verbesserungsbedarf sehe ich bei mir persönlich noch im technischen Bereich. Da sehe ich noch Luft nach oben.
Spielen die Snowboard-WM 2025 in St. Moritz oder die Olympischen Winterspiele 2026 in in Mailand und Cortina d'Ampezzo schon eine Rolle in Ihrem Hinterkopf?
Ich würde sagen, die Großereignisse sind jetzt noch nicht ganz so relevant bei mir. Ich fahre noch von Saison zu Saison. Die WM steht dann auch erst Ende der Saison an. Wenn es zum Weltcup-Auftakt geht, will ich in jedem Rennen wieder Gas geben.
Welche Rolle spielt es für Sie, dass die kommenden Olympischen Winterspiele in Europa stattfinden?
Es ist wirklich ganz besonders, dass endlich wieder Olympische Spiele in Europa sind. Da freue ich mich natürlich schon wahnsinnig drauf.
Sie haben in Ihrer Karriere schon zahlreiche Erfolge gefeiert. Wie groß ist der Traum, bei Olympia die Goldmedaille zu gewinnen?
Das wollen denke ich alle erreichen, aber es ist schwierig. Bei den Kristallkugeln geht es um die konstanten Leistungen über Monate und Jahre. Bei Olympia ist es nur ein Tag, eine Chance. Ich werde dann natürlich alles geben.
Wie sieht Ihr Fahrplan bis zur kommenden Saison aus?
Ich bin jetzt beim Materialtest in Österreich. Dann bin ich ab kommender Woche wieder bei der Polizei und trainiere nebenbei schon wieder selbstständig. Im Mai arbeite ich dann wieder mit meinem Athletiktrainer zusammen. Die heiße Phase vom Sommer-Training beginnt dann im Juli. Im August und September geht es dann auch schon wieder auf Schnee los.
Das Gespräch führte Jannik Kube