Bleibt Stefan Horngacher Bundestrainer der deutschen Skispringer? Fix ist das noch nicht, obwohl der Österreicher und der DSV unisono von "fruchtbaren" Gesprächen berichten. Im Interview mit sport.de äußert sich Skisprung-Legende Martin Schmitt zur Trainer-Frage - und zu möglichen eigenen Ambitionen.
Martin Schmitt geht davon aus, dass Stefan Horngacher auch in den kommenden Jahren als Skisprung-Bundestrainer für den DSV arbeitet. "Ich glaube schon, dass er weitermacht und hoffe auch, dass er das noch zwei, drei Jahre macht", sagte der 46-Jährige im exklusiven Interview mit sport.de: "Das würde dem ganzen Team definitiv gut tun. Und ich glaube, so ein bisschen Ruhe und Konstanz auf der Position wird auch für die Zukunft nicht schaden."
Schmitt rechnet allerdings, dass sich Horngacher eine kleine Verschnaufpause nimmt, um über seine Zukunft zu entscheiden. "So wie ich den Stef kenne, wollte er sich mit dem Thema ehrlich gesagt auch nicht zu sehr belasten oder beschäftigen während der Saison", erläuterte der frühere Weltmeister.
Horngacher habe "einen extrem hohen Anspruch an sich selbst und fordert von sich auch sehr viel. Er gibt wirklich alles dafür, ist jetzt in der Phase, in der wirklich schon lang in führender Position im Weltcup unterwegs ist und das zehrt an ihm. Ich glaube, er will sich die Freiheit nehmen, einfach zu spüren im Frühjahr: Ich habe die volle Energie, ich kann das noch mal ein, zwei, drei Jahre wirklich voll angehen."
Martin Schmitt: "Arbeitsprozess" vor Stefan Horngacher
Der 54-Jährige sei "ein herausragender Trainer", lobte Schmitt. "Bei aller Kritik, die letztes Jahr aufkam: Wie er das Team wieder zusammen geholt hat, wie alle an einem Strang gezogen haben, wie das im Trainerteam wieder harmoniert hat, wie es mit den Jungs harmoniert hat, dann die Belohnung zum Saisonstart oder am Anfang der Saison. Das war schon klasse."
Die deutschen Skispringer waren nach einem enttäuschenden Winter 2022/23 fulminant in die abgelaufene Saison gestartet, holten zu Beginn des Winters reihenweise Podestplätze. Andreas Wellinger belegte bei der Vierschanzentournee Rang zwei, Karl Geiger gewann immerhin in Klingenthal. Im letzten Saisondrittel ließen die DSV-Adler allerdings nach.
Natürlich hätte sich Horngacher "eine ganz erfolgreiche Saison" bis zum letzten Springen gewünscht, merkte Schmitt an. Vor dem Tiroler liege ein "Arbeitsprozess", in dem "man wirklich wieder jedes Detail umdrehen und gucken muss: Wo liegt der Schlüssel? Beispielsweise bei Karl Geiger oder auch bei Stefan Leyhe. Und das kostet alles Kraft."
Er glaube deswegen, dass Horngacher "vielleicht noch ein, zwei Wochen Abstand" brauche, so Schmitt. "Und dann wird er das Feuer schon wieder haben und dann wird er nächstes Jahr wieder Gas geben.
Skispringen: Martin Schmitt liebäugelt mit Bundestrainer-Amt
Der "Eurosport"-Experte äußerte sich auch zu eigenen Trainerambitionen. "Ich bin ja jetzt doch schon seit vier Jahren im DSV in der Talententwicklung tätig und mir macht das wahnsinnig viel Spaß. Natürlich hat man, wenn man im Bereich arbeitet, auch irgendwo mal ein Verlangen danach, vielleicht auch mal oben drin zu arbeiten, in der absoluten Spitze", räumte Schmitt ein.
Grundsätzlich reize ihn auch der Job des Bundestrainers, sagte der Olympiasieger von 2002. "Aber das ist alles noch sehr, sehr weit weg und für mich im Moment auch absolut kein Thema."



