Große Ernüchterung bei Formel-1-Rennstall Mercedes: Rekordweltmeister Lewis Hamilton und sein Teamkollege George Russell schieden beim Großen Preis von Australien aus, brachten somit keine Punkte ein. Die Konkurrenz scheint zudem meilenweit voraus zu sein. Ist Toto Wolff also noch der richtige Teamchef bei den Silberpfeilen? Eine "berechtigte" Frage, sagt der Österreicher selbst.
Ein enttäuschender Saisonstart mit gerade einmal 26 Zählern aus drei Rennen und Platz vier in der Konstrukteurswertung, der bevorstehende Abschied von Lewis Hamilton zu Ferrari und die damit verbundene so schwierige Suche nach einem adäquaten Ersatz: Die ersten Monate im Kalenderjahr 2024 liefen für Mercedes-Teamchef Toto Wolff, dem ein Drittel des Rennstalls gehört, alles andere als nach Plan.
Im Gegenteil: Die Entwicklungen der letzten Wochen sind sogar derart negativ, dass dem Milliardär nach dem Großen Preis von Australien sogar die Zukunftsfrage gestellt wurde. "Das ist eine berechtigte Frage", entgegnete der 52-Jährige.
"Als Teil dieses Unternehmens muss ich sicherstellen, dass mein Beitrag positiv und kreativ ist, also wäre ich der Erste, der sagt: Wenn jemand eine bessere Idee hat, soll er es mir sagen, denn ich bin bestrebt, dieses Team so schnell wie möglich umzukrempeln", wird der 52-Jährige in der englischen Zeitung "Independent" zitiert.
Wolff im "Hamsterrad" gefangen: "Diese Wahl habe ich nicht"
Doch Wolff habe "im Moment nicht das Gefühl", dass ein Abgang die richtige Entscheidung wäre. "Aber wenn Sie eine Idee haben, wer das Blatt wenden könnte, würde ich mir das gerne anhören."
Der Österreicher hob zudem seine Rolle als Miteigentümer des Rennstalls hervor, ihm gehören genauso viele Anteile wie der Daimler AG und dem Chemieriesen INEOS. "Es ist nicht die Managerfrage im Sinne von: Das ist mein Job und ich höre auf und dann macht jemand anderes den Job und ich gehe zu Chelsea, zu Liverpool oder rüber zu Ferrari. Ich habe nicht die Wahl, was auch schade ist. Ich bin kein Unternehmer oder Arbeitnehmer, der sagt, ich habe genug davon. Mein Hamsterrad dreht sich weiter und ich kann nicht abspringen."
Der Häuptling der Silberpfeile ließ weitere, deutliche Aussagen folgen. Er "würde lügen", wenn er behaupten würde, der "Situation positiv und optimistisch" gegenüberzustehen: "Man muss die negativen Gedanken überwinden und sich sagen: 'Wir werden das Blatt wenden', aber heute fühlt es sich sehr, sehr, sehr brutal an."
Hamiltons Horror-Start in die Saison - Wolff muss "richtig tief graben"
Lewis Hamilton hatte in Melbourne einen weiteren schlechten Tag erwischt, sein Bolide machte nach 17 Runden schlapp. Der Rekordweltmeister bleibt somit bei mageren acht WM-Punkten - so schlecht startete der Brite zuletzt im Jahr 2009. Seinen letzten Rennsieg fuhr der zukünftige Ferrari-Pilot im Jahr 2021 in Saudi-Arabien ein.
Sein Teamkollege George Russell crashte in Melbourne hingegen erst kurz vor dem Ende. In Bahrain war er Fünfter geworden, in Saudi-Arabien fuhr er auf den sechsten Platz.
Mercedes-Boss Wolff musste somit eingestehen: "Wir haben die Saison begonnen in dem Glauben, dass das Auto besser als letztes Jahr ist." Doch nun müsse man bei den Silberpfeilen "richtig tief graben", um die Fehler zu beheben. "Und das ist sehr schmerzhaft."



