Keine 72 Stunden vor der Anreise wusste Skispringer Luca Roth, dass er beim Weltcup-Skifliegen in Planica dabei sein würde. Wie seine Vorbereitung auf die legendäre Letalnica-Skiflugschanze aussah und wie er seine ersten Flugversuche auf ihr erlebte, verriet er sport.de exklusiv.
Als Luca Roth am vergangenen Sonntag nach einem 23. und zehnten Platz die Heimreise vom Continental-Cup aus Zakopane antrat, ahnte er noch nichts von seinem Glück. Dass er als einer von sechs Deutschen beim Weltcup-Finale in Planica dabei sein würde, erfuhr der Schwarzwälder erst auf dem Weg zurück nach Deutschland.
"Viel Zeit mich vorzubereiten hatte ich nicht, weil ich letztes Wochenende noch in Zakopane gesprungen bin. Es hieß dann bei der Heimreise, dass ich mich bereit machen soll", verriet der 23-Jährige am Donnerstag in Planica gegenüber sport.de.
Nachdem Philipp Raimund und Constantin Schmid nach dem Skifliegen in Vikersund die Saison vorzeitig beendet hatten, wurde Luca Roth zusammen mit Felix Hoffmann für Planica berufen. Doch im Gegensatz zum Thüringer Hoffmann, der im vergangenen Jahr gleich in seinem ersten Flug mit 235 Metern eine persönliche Bestweite aufstellte, kannte Roth die Letalnica-Flugschanze bislang nur vom Sehen.
Skispringer Roth: "Das hier ist nochmal eine ganz andere Nummer"
Die nächstgrößere Schanze in Planica, auf der die Weiten rund 100 Meter kürzer sind, kennt er dafür umso besser. Bereits sechs Continental-Cups bestritt er dort, was ihm zumindest hinsichtlich der Vorbereitung auf den Anlauf half: "Die Schanzen sind sich schon in gewisser Weise ähnlich. Auch auf der Großschanze ist man recht hoch dran vom Luftstand her."
Sein Erfahrungsschatz auf den größten Schanzen der Welt ist hingegen überschaubar. "Ich war bisher nur in Oberstdorf Skifliegen. Aber das hier ist nochmal eine ganz andere Nummer. Alles ist höher und dementsprechend auch wilder", sprach er voller Respekt über den riesigen Bakken, der zum Zeitpunkt des Interviews schon einige Schreckmomente produziert hatte.
Im offiziellen Training war der Kasache Sergey Tkachenko spektakulär bei 80 Metern abgeflogen und hatte sich mehrfach überschlagen. Wenig später erwischte es den Finnen Eetu Nousiainen, der sich bei der Landung auf 180 Meter das Knie verdrehte, im Auslauf liegenblieb und abtransportiert wurde.
Auf die frühlingshaften Wetter- und Schneebedingungen wollte Roth die Zwischenfälle jedoch nicht zurückführen: "Klar ist der Auslauf etwas holprig, aber wenn man konzentriert hinspringt, ist auch das gut machbar. Unter den Umständen ist alles super präpariert."
Italiener Bresadola patzt: Roth für Freitags-Fliegen qualifiziert
Nachdem in den vergangenen Jahren die schmelzende Anlaufspur Probleme gemacht hatte, investierten die Veranstalter dem Vernehmen nach 400.000 Euro in eine künstliche Spur. Das neue Modell eines kleinen slowenischen Start-Ups aus der Nähe von Planica beurteilte der Springer des SV Meßstetten sehr positiv: "Die Spur ist super, das Fahrgefühl ist top."
Mit diesem Fahrgefühl flog Roth im Training auf 197,5 und dann auf seinen neuen Hausrekord von 202,5 Meter. Mit der Qualifikation, in der es auf 184 Meter ging, haderte er dagegen: "Leider ist mir der Versuch in der Qualifikation nicht ganz so gelungen wie im Training, aber schauen wir mal, für was es reicht."
Es war ein Déjà-vu der anderen Art: Denn während des Gesprächs mit sport.de lief die Qualifikation noch und alles sah nach dem undankbaren 41. Platz aus. 2,2 Punkte schienen ihm zum Einzug in den Wettkampf am Freitag zu fehlen. Doch dann verpatzte der Italiener Giovanni Bresadola seinen Flug mit nur 155,5 Meter und bescherte seinem deutschen Kollegen somit das Ticket für das Freitags-Fliegen – und ganz nebenbei auch noch dem Norweger Robin Pedersen, der punktgleich mit Roth war.
"Ich bin sehr happy hier zu sein", hatte der 1,94-Meter Schlacks auch ohne dieses Wissen bereits bekundet. Das wird sich in der Zwischenzeit kaum ins Negative gewendet haben, schließlich warten auf ihn nun mindestens zwei, wenn nicht sogar drei weitere Flüge auf dem Nationalheiligtum Sloweniens.
Luis Holuch

