Es war eines der bestimmenden Themen zum offiziellen Start in das neue NFL-Jahr: Die Tennessee Titans verpflichten Wide Receiver Calvin Ridley und greifen dafür tief in die Tasche. Doch warum geben die Titans so viel Geld für Ridley aus? Was bedeutet der Wechsel für Ridleys Ex-Team, die Jacksonville Jaguars? sport.de wirft einen Blick auf den Transfer-Kracher!
Tennessee Titans: Keine Zeit für einen Umbruch?!
Mit Running Back Derrick Henry und auch Head Coach Mike Vrabel verließen zwei langjährige Eckpfeiler die Tennessee Titans. Dies und auch die gesamte Kader-Struktur, beispielsweise mit einem unerfahrenen Quarterback, ließen eigentlich den Schluss zu, dass in Tennessee ein Umbruch erfolgen könnte. Kein gesamter Rebuild zwar, aber eben ein Umbruch.
Die Verantwortlichen sehen das ganz offenbar anders. Die Verpflichtungen von Running Back Tony Pollard (drei Jahre Vertrag, 24 Millionen Dollar Gehalt) und jetzt eben Calvin Ridley (vier Jahre, bis zu 92 Millionen) zeigen das ganz eindeutig.
Und irgendwie schwingt bei diesen Transfers auch ein Hauch Verzweiflung mit, nun doch endlich erfolgreich zu sein. Denn wieso sonst sollte man Calvin Ridley in etwa den Vertrag geben, den man vor einigen Jahren A.J. Brown noch nicht geben wollte.
Natürlich sind die Vorzeichen, wie beispielsweise das Salary Cap, heute anders, aber Ridley ist zum Start im September 30 Jahre alt, während Brown seinerzeit erst 24 war. Und ob Ridley überhaupt die sportliche Qualität eines A.J. Brown hat, das steht auf einem anderen Blatt und darf zumindest bezweifelt werden.
Erfolgsdruck trotz Unsicherheiten
Der ausgebliebene Umbruch heißt für das neue sportliche Regime um Head Coach Dave Canales natürlich, dass umgehend eine nicht geringe Ladung an Erfolgsdruck auf den Schultern lastet. Bei solchen Investitionen gilt es, zumindest mal die Playoffs zu erreichen.
Womit wir wieder bei Ridley wären. Denn der Wide Receiver ist zwar mit viel Talent gesegnet, ist aber alles andere als eine sichere Wette. Das ist im Übrigen das richtige Stichwort, denn wegen Glückspiels wurde der Receiver für die gesamte Saison 2022 gesperrt.
2021, noch im Trikot der Falcons, die ihn 2018 in der ersten Runde gedraftet hatten, bestritt er auf Grund von mentalen Problemen nur fünf Partien. In den vergangen drei Jahren brachte er es somit insgesamt nur auf 22 Auftritte in der NFL. Es haben schon Leute mit einer größeren Sample Size weniger Geld verdient.
Und dann ist da natürlich auch noch Will Levis, der junge Quarterback der Titans. Dieser war im Vorjahr überraschend aus der ersten Runde des Drafts gerutscht und dann zu Beginn von Tag zwei von den Titans gewählt worden. Der Spielmacher hatte Berichten zufolge große Schwierigkeiten, sich schnell dem NFL-Tempo anzupassen und saß folgerichtig zum Start der Saison auf der Bank.
Später übernahm Levis dann den Job als Starter und spielte aus Sicht der Titans offenbar gut genug, um ihm in diesem Jahr weitere Waffen an die Seite zu stellen. Eine sichere Wette ist aber auch Levis ganz gewiss nicht.
So gesehen trifft also viel Konjunktiv auf viel Erwartungsdruck in Tennessee, wo der Kader bislang zudem in der Tiefe noch einige Luft nach oben hat. Es muss schon einiges gut gehen, damit die Titans in der Divison Teams wie die Colts und Jaguars ärgern können.
Haben die Jaguars zu lange gezögert?
Nicht überliefert ist derweil, ob sich die Jacksonville Jaguars ärgern, dass sie Ridley haben gehen lassen oder nicht. Bis bekannt wurde, dass der Receiver zu den Titans geht, hatte man die Jags neben den Patriots als klaren Favoriten in der Personalie Ridley gesehen.
Hätte man mit Ridley allerdings schon vor dem Start des neuen Liga-Jahres verlängert, hätte man einen Zweitrundenpick an die Atlanta Falcons abgeben müssen, nun ist es nur ein Drittrundenpick, der nach Atlanta wandert.
Gut möglich, dass man sich sicher genug war, um dieses Risiko einzugehen. Vielleicht aber wollte Calvin Ridley ja auch seinen Marktwert auf der Free Agency prüfen. Und sein werthaltiger Vertrag gibt ihm da am Ende auch Recht.
Marcel Schmidt




































