Nach dem 2:2 beim SC Freiburg nimmt die Debatte um den vorzeitigen Rauswurf von Thomas Tuchel beim FC Bayern Fahrt auf. Doch der Rekordmeister sollte den Weg mit seinem umstrittenen Cheftrainer bis zum (bitteren) Ende weitergehen. Ein Kommentar.
Der große FC Bayern gibt in diesen Tagen ein fast schon jämmerliches Bild ab. Nicht einmal den zuvor bereits fünf Bundesligaspiele sieglosen SC Freiburg können die Münchner entscheidend in Bedrängnis bringen.
"Sky"-Experte Lothar Matthäus bezeichnete das 2:2 im Breisgau als "schmeichelhaft". Der FC Bayern solle sich sofort von Thomas Tuchel trennen, falls auch das Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Lazio Rom am Dienstag in die Hose gehe, forderte der Rekord-Nationalspieler.
Auch in der deutschen Medienlandschaft wurde fast unisono kommentiert, so (und mit Tuchel) könne es an der Säbener Straße nicht weitergehen.
Aber wäre ein Vorziehen der zum Saisonende ohnehin beschlossenen Trennung vom Chefcoach wirklich die beste Lösung aus Sicht des FC Bayern?
Dem FC Bayern droht eine titellose Saison
Eine langfristige Trainer-Lösung ist mitten in der Saison nicht zu realisieren. Bliebe eine interimistische Besetzung des Postens. Doch daran, dass die erste titellose Saison seit 2011/2012 wohl Realität wird, kann auch der beste Feuerwehrmann nichts ändern.
Und wer soll beim FC Bayern überhaupt den Interimstrainer geben? Jupp Heynckes dürfte schon vor Wochen sein Handy in den Lautlos-Modus versetzt haben, vielleicht hat er vorübergehend sogar die Nummer seines alten Kumpels Uli Hoeneß blockiert.
Auch intern drängt sich niemand auf, dem man die Mannschaft guten Gewissens bis zum Saisonende anvertrauen kann, weder im Trainerstab der Profis noch im Nachwuchsbereich.
Kein Alibi für die Profis des FC Bayern!
Dazu kommt, dass der FC Bayern in Person von Vorstandschef Jan-Christian Dreesen im Zuge der Bestätigung von Tuchels Abgang zum Saisonende angekündigt hatte, nun vor allem die Stars in die Pflicht zu nehmen. Zu diesen Worten sollte der CEO jetzt weiter stehen und den hochbezahlten Kickern nicht mit der vorzeitigen Entlassung des Übungsleiters doch wieder ein Alibi liefern.
Denn es sind ja immerhin noch die Kimmichs, Goretzkas oder Müllers selbst, die auf dem Platz stehen und dort ihr normales Leistungsniveau abrufen sollten - unabhängig davon, ob sie Tuchel nun gut Freund sind oder nicht. Spielt die Mannschaft hingegen tatsächlich gegen den Trainer, sind durchaus Zweifel an ihrem Charakter erlaubt.
Der FC Bayern sollte Tuchel wie geplant im Amt lassen - und bei den Spielern dann in den nächsten Wochen ganz genau hinschauen.
Tobias Knoop
































