Mit Blick auf das Starterfeld der Speerwerfer bei den deutschen Meisterschaften im Winterwurf in Halle/Saale durfte man keine all zu großen Erwartungen haben. Schon im sechsten Wurf des Wettbewerbs schrieb Max Dehning allerdings sensationell nicht weniger als Leichtathletik-Geschichte.
Der 19-jährige Max Dehning schleuderte den Speer in seinem ersten Versuch auf 90,2 Meter, durchbrach damit als erst sechster Deutscher die magische Schallmauer von 90 Metern und knackte zudem den deutschen und europäischen U23-Rekord.
Ersteren hielt bis zum Sonntag der aktuelle Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll (damals Henry) mit 88,46 Metern, den Europarekord hatte der Brite Steve Backley mit 89,58 Meter inne.
Besonders kurios: Dehning konnte nie zuvor in einem Wettkampf über 80 Meter werfen. Ein Umstand, der wohl ein Novum darstellt.
Von "Sport1" mit diesem Novum konfrontiert, antwortete Dehning: "Stimmt, die 80 habe ich ausgelassen. Das gab es meines Wissens noch nie. Den Europarekord [U23, Anm.d.Red.] hab ich. Und den Weltrekord, auch wenn es keinen offiziellen gibt, hab ich um vier Zentimeter auch überworfen. Auch die Olympia- und EM-Norm habe ich nun geschafft – alles mit einem Wurf."
"Ich glaube, die Großen haben jetzt auch ein bisschen Schiss"
Er habe im Training zwar schon über 80 Meter geworfen, sei im Vorfeld des Wettkampfes in Halle allerdings krank gewesen und in der einzigen Übungseinheit vor der Winterwurf-DM habe "gar nichts mehr geklappt". Als er dann gehört habe, er hätte "etwas mit 90" geworfen, habe er anfangs vermutet, "die 90 wäre hinter dem Komma", umreißt Dehning die Umstände seines Traumwurfes.
Dehning schließt zwar nicht aus, dass auch die guten Bedingungen ein Grund für seinen Paukenschlag waren, ist sich aber dennoch bewusst, dass die Ansage an die Arrivierten deutschen Speerwurf-Stars steht. "Ich glaube, die Großen haben jetzt auch ein bisschen Schiss. Die sehen, dass da etwas nachkommt", mutmaßt der Youngster.
Kein Wunder, denn mit seinem 90-Meter-Wurf dürfte Dehning für die EM in Rom und die Olympischen Sommerspiele in Paris einen Platz sicher haben. Nur wenn ihn bis dahin noch drei DLV-Werfer übertreffen, wird es eng.