Bundestrainer Julian Nagelsmann hat etwas weniger als ein Jahr nach seinem Aus beim FC Bayern die Umgangsformen im Profifußball kritisiert. Absprachen, wie mit den ehemaligen Münchner Verantwortlichen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic getroffen, zählten nicht viel.
Die Erfahrungen beim FC Bayern haben Julian Nagelsmann "vorsichtiger" und "sensibler" werden lassen, wie er im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erklärte: "Im Fußball geht es nicht immer supernett zu."
Das hat der 36-Jährige beim deutschen Rekordmeister am eigenen Leib erfahren. Gekommen, um an der Isar eine neue Ära einzuläuten, wurde er im März 2023 nach einer Niederlage gegen Bayer Leverkusen von seinen Aufgaben kurzerhand entbunden. In Thomas Tuchel hatte der FC Bayern bereits einen Nachfolger direkt zur Hand.
Nagelsmann führte aus, dass Absprachen mit den Verantwortlichen letztlich nicht eingehalten wurden: "Da hilft es auch nichts, wenn man ein gutes Verhältnis zu den Entscheidungsträgern hat. Und das hatte ich zu Oliver Kahn (Ex-Vorstandschef, Anm. d. Red.) und zu Hasan Salihamidzic (Ex-Sportvorstand). Wir haben besprochen, wie wir gemeinsam damit umgehen wollen, wenn ein Worst-Case-Szenario eintritt. Aber dann war doch alles anders."
Man stelle sich als Trainer daher die Frage: "Wie weit öffne ich mich in Zukunft gegenüber Protagonisten in dieser Branche?"
Nach Aus beim FC Bayern: Nagelsmann moniert fehlende Offenheit
Nagelsmann zufolge merke man als Coach, "dass etwas im Argen liegt", wenn nach einer Niederlage im Klub "nicht mehr geredet" wird: "Ich habe mir bei allen Vereinen, bei denen ich gearbeitet habe, immer gewünscht, dass man mir offen sagt, wenn man einen neuen Trainer will. Ich würde damit klarkommen und trotzdem das nächste Spiel gewinnen wollen. Das ist doch selbstverständlich, es geht immerhin um meine Karriere."
Im Fußballgeschäft fehle es jedoch an jener "Offenheit", so der DFB-Trainer: "Das, was nach einer Trennung nach außen kommuniziert wird, hat mit der Realität wenig zu tun. Aber so wurde es im Fußball immer gemacht, und es wird auch in den nächsten 30 Jahren so sein."