Eric Frenzel ist nicht nur ehemaliger deutscher Vorzeige-Kombinierer, sondern auch aktueller NoKo-Bundestrainer. In seiner neusten Kolumne für sport.de spricht der 35-Jährige über einen besonderen olympischen Auftrag.
Der Pilot beginnt mit dem Landeanflug auf Südkorea, durchfliegt dicke Wolkenbänder; es sind kurze Momente, in denen ich die Wettkämpfe der Olympischen Spiele 2018 durchlaufe. Es gab in der Saison Schwierigkeiten auf der Schanze, ich sprang nicht mehr so weit, wie es notwendig war, um ganz vorne dabei zu sein. In den letzten Tagen, bevor das olympische Feuer entzündet wurde, waren Hektik und Ratlosigkeit stetige Begleiter, bis dann doch endlich der Grund für den Leistungsabfall zutage trat: Verklebungen der Muskeln, die zu einer Instabilität der Knie führten.
Meine körperliche Disposition wurde im letzten Moment wiederhergestellt, die Grundlage für meinen Olympiasieg hier in Südkorea. Mit der damals stimmungsvollen Siegerehrung in Gedanken erstrahlt in der Wirklichkeit am Boden Seoul. Ich komme zum ersten Mal an einen der vier Orte zurück, an denen ich olympische Winterspiele bestritt und meine Mission ist auch wahrlich eine olympische.
Anlässlich der Olympischen Jugendspiele soll ich mit IOC-Präsident Thomas Bach und FIS-Präsident Eliasch zusammentreffen, um über die olympische Zukunft der Nordischen Kombination zu sprechen.
Ich tauche schnell in die koreanische Welt ein, die mir damals, abgeschottet in unseren Mannschaftsquartieren, verborgen blieb, wandele auf den Spuren meiner Familie, die sich abseits meiner Wettkämpfe intensiv mit der südkoreanischen Kulinarik auseinandergesetzt hatte - mein Sohn Philipp schwärmt heute noch von den Tischbarbecues in der Hauptstadt.
Die Südkoreaner bieten der Jugend der Welt ein tolles Sportfest: perfekte Anlagen, perfekte Organisation, strahlend blauer Himmel, Sonne, Schnee sind der Rahmen für drei Noko-Wettkämpfe, an deren Rand ich dann mit dem Präsidenten des IOC zusammentreffe. 30 Minuten Zeit, um die Zukunft der Nordischen Kombination zu bahnen. Die Argumente liegen auf der Hand. Die Nordische Kombination ist die Königsdisziplin des Winters, bestehend aus Skispringen und Langlauf, originäre Sportarten des Winters. Wir haben versucht, durch neue Formate die Attraktivität der Bewerbe zu erhöhen; dies ist wohl gelungen. Die TV-Einschaltquoten bewegen sich wieder in die richtige Richtung und die Anzahl der teilnehmenden Nationen - ein Indikator für das IOC - steigt nicht nur, sondern spiegelt sich auch auf den Siegerpodesten dieser Jugendspiele. Es sind dort nicht ausschließlich die Farben der Norweger, Deutschen und Österreicher zu sehen, nein, es ertönen auch die Nationalhymnen Finnlands, Italiens und Sloweniens.
Wir sind auf dem Weg, auf einem guten! Olympische Winterspiele ohne Nordische Kombination - undenkbar!
Ich rede nach den Wettkämpfen mit den deutschen Athleten und spüre deren Begeisterung für unseren Sport, tausche mich aus, gebe Ratschläge und lasse mich mit guter Laune anstecken.
Ich wünsche dieser Generation an Nordischen Kombiniererinnen und Kombinieren von ganzem Herzen die Möglichkeit, an olympischen Wettkämpfen teilzunehmen und hoffe in diesen Tagen von Seoul, meinen Beitrag dazu gegeben zu haben.
Herzliche Grüße
Eric Frenzel

