Anna Rupprecht bereitet sich auf den Saisonendspurt im Skispringen vor. Die DSV-Athletin erklärt in ihrer sport.de-Kolumne, wie sie ihre Bestleistung abrufen will.
Ich liege auf dem heimischen Sofa und beneide meine Teamkameradinnen nicht. Dauerregen in Willingen-so stark, dass man glaubt, man müsse mit einem Regenschirm springen. Während ich darüber nachdenke, was alles notwendig sei, um Skispringen als Hallensportart zu etablieren, mühen sich Luisa Görlich und Katharina Schmid redlich, Meter für Meter gutzumachen.
Dass Skifliegen -wie man immer so schön sagt- eine Freiluftsportart ist, ist eine Binsenweisheit. Diese Tatsache haut einen auch nicht vom Hocker. Problematisch wird es dann, wenn sich wie in diesem Weltcup die Wetterbedingungen als schlechte Rahmenbedingungen wiederholen und dann von den Veranstaltern nicht sichergestellt wird, dass alle Starterinnen dieselben Bedingungen haben.
Der Weltcup in Sapporo ist hier sicherlich als Fallbeispiel zu benennen, als der einsetzende Schneefall die Anlaufspur besetzte und diese nicht für alle Sportlerinnen gleichmäßig gesäubert wurde. Nach dem Schnee in Sapporo nun eben der Regen in Willingen, wo der Computer dann Seitenwinde als Aufwinde darstellte.
Ich glaube, dass wir uns alle damit beschäftigen müssen, wie man auf extremer werdende Wetterbedingungen im Hinblick auf eine faire Abwicklung von Wettkämpfen reagieren muss. Während ich die Gedanken noch in mir trage, beginne ich mit Übungen auf der Yogamatte.
Ich bereite mich auf eine individuelle Trainingsphase vor; den Weltcup in Willingen habe ich nach guten Ergebnissen in Ljubno bewusst ausgelassen. Bei großen Schanzen habe ich in der Flugphase gegenwärtig immer wieder Verdrehungen, deren Ursache wir noch nicht feststellen konnten. Verdrehungen haben oft etwas mit Muskelabschaltungen zu tun. Hat die Skispringerin zum Beispiel eine Muskelabschaltung in der Schulter, kann diese nach dem Absprung nicht optimal gehalten werden; das Durchsacken der Schulter erzeugt eine Dysbalance, die den Körper im Flug etwas "torkeln" lässt.
Wir prüfen daher gerade alle möglichen Ursachen- bis dahin sind wir vorsichtig und ich lasse eine so große Schanze, wie die in Willingen, einfach aus.
Die vor mir liegende Trainingswoche wird für mich in Lillehammer stattfinden; zusammen mit dem Herren-B-Kader werde ich das Sprungtraining absolvieren. Die ruhige Atmosphäre bei den Jungs gefällt mir gut, alle sind in Stille am Arbeiten, alle sind beschäftigt. Hier optimiere ich nun meine Sprünge, um für die Weltcups in Hinzenbach, Rasnov und Lahti gut gerüstet zu sein, bevor dann das letzte Saison-Highlight mit der skandinavischen Raw Air Tour und einem erneuten Skifliegen der Frauen in Vikersund ansteht, auf das wir uns schon alle riesig freuen.
Herzliche Grüße
Anna Rupprecht


