Der Freiwurf-Kracher von Frankreichs Elohim Prandi im Halbfinale hat eine Riesendiskussion bei der Handball-EM ausgelöst. Die Gegner aus Schweden zeigten sich nach dem verlorenen Spiel regelrecht entsetzt.
Schwedens Tormann Andreas Palicka wollte gar nicht erst hingucken. "Ich möchte nichts kommentieren, was ich nicht gesehen habe", zitiert "Aftonbladet" den langjährigen HBL-Profi im Anschluss ans EM-Halbfinale (30:34 n. V.): "Ich habe den Ball nicht einmal gesehen." Die Mannschaft sei "unglaublich enttäuscht" über den Ausgang des Halbfinal-Krimis.
Was war passiert? Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit war Frankreich ein umstrittener Freiwurf zehn Meter vor dem schwedischen Tor zugesprochen worden. Die Schiedsrichter hatten einen Schrittfehler von Jim Gottfridsson geahndet.
Schweden legt Protest nach Sensationstor ein
Rückraumspieler Elohim Prandi übernahm für seine Mannschaft die Verantwortung: Mit einem sensationellen Seitfallwurf zimmerte der 25-Jährige den Ball an der Mauer und Torwart Palicka vorbei zum Ausgleich, der die Franzosen in die Verlängerung rettete - ein Sensationstor, das letztlich die Tür zum EM-Finale öffnete.
Allerdings: Titelverteidiger Schweden legte Protest ein, da sich Prandis Fuß womöglich Millisekunden zu früh vom Boden löste, wodurch der Treffer irregulär gewesen wäre. Kritik wurde vor allem an der Entscheidung der Schiedsrichter geübt, dass die Videobilder für die beiden entscheidenden Szenen nicht genutzt wurden.
"Am Ende gibt es drei Situationen und sie prüfen keine einzige"
Barcelona-Star Jonathan Carlsbogard war entsprechend bedient. "Am Ende gibt es drei Situationen und sie prüfen keine einzige", so der 28-Jährige im "Aftonbladet" mit Blick auf den technischen Fehler von Gottfridsson, einem vermeintlichen Stürmerfoul vor der vieldiskutierten Szene und die Ausführung eben jenes Freiwurfs.
Auch Schwedens Nationaltrainer Glenn Solberg kritisierte: "Wir haben den Video Review aus einem bestimmten Grund bekommen. Dann sollte man sich gerade in einer Spielphase wie dieser fragwürdige Situationen anschauen."
Zwar konnte Nationalmannschaftsmanagerin Hanna Fogelström nicht absehen, "wohin der Protest führen wird", es sei jedoch "wichtig, für unsere Werte einzustehen und ein Zeichen zu setzen". Eine endgültige Entscheidung des Europäischen Handball-Verbands wird im Verlauf des Samstags erwartet.