Durch den schlimmen Sturz des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde bei der prestigeträchtigen Lauberhorn-Abfahrt in Wengen geriet der triumphale Husarenritt des Marco Odermatt in den Hintergrund. Der Schweizer ist in Topform und will jetzt den ganz großen Coup - den Sieg auf der Streif.
"Nach dem Erfolg in Wengen ist ein Sieg in Kitzbühel mein größter Traum", sagte der 26-Jährige im Interview mit der "Sport Bild". Er wisse zwar "wie schwierig es ist", den Mythos Streif als Schnellster zu bezwingen. "Ich weiß aber auch, wie gut ich momentan drauf bin und wie nah ich an diesem Sieg dran bin. In Kitzbühel fehlten mir bisher nur Hundertstel."
Im Vorjahr kam Odermatt beim Hahnenkamm-Rennen wegen einer Bodenwelle fast zu Fall, belegte nur den 54. Platz. Sein bestes Streif-Ergebnis fuhr er im Jahr 2022 ein, als er beim Sieg seines Landsmanns Beat Feuz Zweiter wurde.
In dieser Saison ist Odermatt in einer herausragenden Verfassung. Der Schweizer gewann schon sieben Rennen (in Riesenslalom, Super-G und Abfahrt), führt den Gesamtweltcup souverän an und liegt auch in den Disziplin-Wertungen Abfahrt, Super-G und Riesenslalom vorne.
Ski-Star Odermatt: Roger Federer "der größte Sportler aller Zeiten"
Eines seiner Erfolgsgeheimnisse sei seine mentale Stärke, sagte Odermatt. "Ich habe damit wirklich sehr, sehr früh begonnen, fast als Kind. Dadurch habe ich mir die richtigen Rituale angeeignet", so der Ski-Star. Drei bis viermal im Jahr treffe er sich mit einer Mentaltrainerin.
Außerdem seien die Sommer "bei mir im Verhältnis zu anderen sehr intensiv. Ich trainiere auch mit hohen Gewichten", gab Odermatt Einblick in seine Saisonvorbereitung. "Das Umsetzen der Langhantel mache ich mit 130 Kilogramm, Reißen mit 95 und tiefe Kniebeugen mit 170."
Die Plackerei zahlt sich aus. In Wengen, der längsten Abfahrt im Kalender, hielt "Herkules" Odermatt seine perfekte Linie bis zum Schluss, siegte vor seinem französischen Rivalen Cyprien Sarrazin.
Durch seine Erfolge ist Odermatt nach dem Rücktritt Roger Federers einer der größten Sporthelden der Eidgenossen. Die Tennis-Legende habe er schon ein paar Mal getroffen, erzählte der Skirennfahrer. "Er ist für mich der größte Sportler aller Zeiten – weltweit. Daher ist die Ehrfurcht nach wie vor groß. Es wird aber mit jedem Treffen lockerer und lustiger."
