Nach dem Biathlon-Weltcup in Oberhof ärgert sich Justus Strelow in seiner sport.de-Kolumne über die Kritik vieler Kollegen an der Strecke. Der 27-Jährige will sich vor allem bei den vielen Helfern bedanken.
Ich stehe auf Skiern in der Oberhofer Skihalle und spule meine heutige Trainingseinheit ab. Draußen regnet es, die Temperaturen liegen über dem Gefrierpunkt. Meine lange Ausdauereinheit habe ich deshalb unter das Dach gelegt. Während ich laufe, fällt mein Blick durch die Fensterfront in das Schneedepot nebenan. Unaufhörlich lädt der Bagger mit seiner Schaufel den Kunstschnee in die Anhänger, die LKW und Traktoren hinter sich ziehen. Vor dort geht es hinaus und der Schnee wird wieder ausgeladen – Schaufel für Schaufel entsteht sie: Unsere Weltcup-Strecke in Oberhof.
In den vergangenen Tagen ist mir dieses Bild vom Silvestertag wieder in den Kopf gekommen: Wie in Oberhof ehrenamtliche Helfer stundenlang, tagelang und sogar in Nachtschichten wirklich alles in ihrer Macht Stehende getan haben, dass der Weltcup vergangene Woche trotz kritischer äußerer Bedingungen in Deutschland überhaupt stattfinden konnte - grandios!
Und in diesem Zusammenhang muss ich zugeben, dass ich mich über die Kritik verschiedener Biathleten über die Zustände der Oberhofer Strecke am ersten Trainingstag geärgert habe. Vom schlimmsten Training mit Sägespänen, Erde und Steinen auf der Strecke hatte Endre Strömsheim gesprochen. Und Johannes Dale sogar vom schlimmsten Training seiner gesamten Karriere. Martin Fourcade empfahl gar, den Standort Oberhof insgesamt zu überdenken – wohl gemerkt aus der Ferne. Fourcade war gar nicht aus Frankreich angereist.
Es hagelte also Kritik, und ich hätte mir gewünscht, dass sich alle stattdessen einmal vor Augen halten, was hunderte von freiwilligen Helfern trotz heftiger Regenfälle für uns Athleten auf die Beine gestellt haben.
Natürlich ist der Kunstschnee, den LKW ankarren nicht herrlich weiß, sondern durchaus dreckig. Das Kunstschneedepot in Oberhof wird zum Schutz mit Sägespänen abgedeckt – klar finden die sich später auch auf der Strecke wieder. Zudem wehte starker Wind weiteren Dreck von den Bäumen. Aber ich empfehle einen Blick auf die alpinen Wettbewerbe: Dort sind in dieser Saison bereits mehrere Rennen dem Wetter zum Opfer gefallen. In Oberhof dagegen fanden alle Wettbewerbe statt, bei fairen Bedingungen und auf festem Belag.
Überhaupt liegen mir die vielen ehrenamtlichen Helfer am Herzen: Die Kampfrichter, die Parkplatzwächter, die Kartenkontrolleure, die Fahrer, die vielen Ordner und unzähligen helfenden Hände. Viele nehmen sich extra Urlaub, um mitanzupacken. Nicht nur in Oberhof, sondern an jedem Wettkampfort, auch diese Woche in Ruhpolding.
Kein einziger Weltcup wäre ohne das Ehrenamt denkbar. Das sollten wir Biathleten zu schätzen wissen. Ich möchte daher keine Kritik üben, sondern einfach einmal vielen Dank sagen!
Justus Strelow

