Das erste Rennen des Biathlon-Weltcups in Oberhof musste aufgrund des schlechten Wetters verschoben werden. Regen und Wind sind aber das kleinere Problem. Viel größer sind die Sorgen um den Zustand der Strecke. Im norwegischen Lager sind sie empört.
"Das sind wahrscheinlich die schlechtesten Bedingungen, in denen ich je in Oberhof gelaufen bin", zeigte sich Superstar Johannes Thingnes Bø bei "NRK" schockiert von den Zuständen auf der legendären Anlage im Thüringer Wald.
Viel Baumrinde und Steine auf der Strecke seien nur ein Problem, ergänzte der 30-Jährige. "Dazu gibt es an einigen Stellen nur sehr wenig Schnee. Die Abfahrten waren lebensgefährlich", schlug Bø Alarm.
"Das war der schlechteste Trainingstag aller Zeiten"
Weil die Norweger das erste Team waren, das seine Trainingseinheit in Oberhof absolvierte, wurden sie unfreiwillig zu Versuchskaninchen. Was sie sahen, empörte auch Endre Strømsheim. "Schrecklich. Es sind absolut verrückte Bedingungen, um zu trainieren. Wenigstens ist es für mich ein Rekord: Das war der schlechteste Trainingstag aller Zeiten", kommentierte er sarkastisch.
Laut Strømsheim besteht die Strecke aktuell nur aus 50 Prozent Schnee. Der Rest seien "Sägespäne, Erde und Steine".
Teamkollege Johannes Dale stimmte vollumfänglich zu. Auch er sagte: "Es war ein sehr komisches Training mit einer Mischung aus Schotter, Fichtennadeln und Steinen auf der Strecke. Das war das schlimmste Training, das ich in meiner Weltcup-Karriere hatte." Dazu sei es auch noch "kalt und nass" gewesen, klagte der 26-Jährige.
Scharfe Kritik von Biathlon-Techniker
Ärger lösten die Bedingungen auch im norwegischen Wachs-Truck aus. Die vielen Steine und der Dreck auf der Strecke macht das Testen nahezu unmöglich. Dazu wird auch noch das Material zerstört. "Hier wurde einfach schlecht gearbeitet", kritisierte Norwegens Cheftechniker Tobias Dahl Fenre.
In seinen Augen ist es auch "unmöglich", die Probleme bis zum ersten Rennen zu beheben. "Die einzige Möglichkeit ist, dass sie noch mehr Schnee draufpacken. Aber wenn sie das tun, müssen sie eine andere Methode wählen", verwies er auf das Stein-Schnee-Gemisch, das derzeit die Loipe bildet. Es fühle sich so an, als seien die Organisatoren mit einer Schneemaschine über die Strecke gefahren und hätten dabei Steine verteilt, sagte der Techniker.
Biathlonverband verspricht Nachbesserungen
IBU-Sportchef Daniel Böhm verteidigte Oberhof nicht gegen die Kritik, versprach in den kommenden Tagen aber Besserung. "Wir werden definitiv nicht in der Lage sein, ein Winter-Wunderland zu schaffen. Aber zusammen mit den Organisatoren werden wir unser Bestes geben, um es so gut wie möglich zu machen. Wir haben etwas Schnee im Lager, den wir für die am schlimmsten betroffenen Stellen nutzen können", sagte er.
Weil es nicht das erste Mal in den letzten Jahren ist, dass Oberhof im Januar unter Schneemangel leidet, schaltete sich auch die französische Legende Martin Fourcade in das Thema ein. Er stellte auf X gar den Fortbestand der Rennen in Thüringen infrage und schrieb: "Vielleicht ist es an der Zeit, eine Arena zu finden, die in unsere Ära passt."
