Nach der letzten großen Schinderei des Jahres genoss Victoria Carl die Siegerehrung in vollen Zügen, einige Meter abseits klatschte ihre Gold-Partnerin Katharina Hennig fröhlich Beifall. Mit dem grandiosen zweiten Platz für Carl und Rang fünf für Hennig auf der zweiten Etappe der Tour de Ski ist den deutschen Skilanglauf-Olympiasiegerinnen in Toblach an Silvester ein starker 2023er-Abschluss gelungen.
"Ich wusste Weihnachten nicht wie die Form ist, aber heute hat fast alles gestimmt", sagte Carl im "ZDF", nachdem sie über 10 km im klassischen Stil ihren zweiten Karriereerfolg nur knapp verpasst hatte: "Ich wusste, dass man heute fighten muss. Ich wusste aber auch, dass ich das kann."
Die finnische Tagessiegerin Kerttu Niskanen hatte letztlich 6,7 Sekunden Vorsprung auf die derzeit beste deutsche Läuferin. Platz drei ging im Südtiroler Pustertal an die Weltcupführende Jessie Diggins (USA) (+10,7), die mit sieben Sekunden Vorsprung auf Carl die Führung in der Tour-Gesamtwertung übernahm.
"Jetzt fällt mir ein Stein vom Herzen"
"Mein Ziel bei der Tour bleibt, oben anzukommen", sagte die 28 Jahre alte Thüringerin mit Blick auf die knüppelharte Schlussetappe in Val di Fiemme am 7. Januar: "Deshalb denke ich von Tag zu Tag und nicht an Platzierungen." Bereits am Neujahrstag finden in Toblach anspruchsvolle Verfolgungsrennen über 20 km im freien Stil (Männer 10.00, Frauen 12.30 Uhr/ZDF und Eurosport) statt.
Dann will auch wieder Hennig vorne mitmischen, die nach überstandener Corona-Infektion fast wieder die Alte ist. "Ich wusste nicht, wie die Form ist. Jetzt fällt mir ein Stein vom Herzen", sagte die 27 Jahre Oberwiesenthalerin, die am Sonntag ihr sechstes Karriere-Podest auf ihrer Lieblingsstrecke um 18,3 Sekunden verpasste.
Dass sie den Status als deutsche Nummer eins derzeit an Carl verloren hat, wurmt Hennig indes nicht: "Wichtig ist einfach, dass immer eine parat steht. Für Vici ist das zu 100 Prozent verdient."
Silvester-Planung? "Für uns ist um 22 Uhr Jahreswechsel"
Carl hatte beim letzten Weltcup vor dem Saisonhöhepunkt in Trondheim in Klassikzehner ihren ersten Karrieresieg gefeiert und damit den ersten "echten" Weltcuperfolg einer deutschen Läuferin seit 20 Jahren geholt. Zuvor war sie in Östersund als Dritte erstmals auf das Podest gelaufen. Hennig, 2022 gemeinsam mit Carl Olympiasiegerin im Teamsprint, hatte zwar im Vorjahr bei der Tour de Ski ein Rennen gewonnen, dies läuft allerdings offiziell nur unter "Weltcup-Etappe".
Mit Blick auf das Neujahrs-Programm fällt die Silvester-Planung bei den deutschen Läuferinnen indes eher überschaubar aus. "Wir feiern nicht rein", sagte Hennig, "für uns ist um 22 Uhr schon Jahreswechsel."
Bei den Männern war Friedrich Moch als starker Siebter mit 44,6 Sekunden Rückstand auf den finnischen Tagessieger Pertu Hyvarinen der beste Deutsche, auch Florian Notz überzeugte mit Platz 14. In der Tour-Gesamtwertung ist Moch 1:25 Minuten hinter Spitzenreiter Erik Valnes aus Norwegen Zehnter.
