Deutsches Novum bei der Darts-WM! Nachdem Martin Schindler und Florian Hempel am Freitag ihre Partien gewinnen konnten und damit Gabriel Clemens in die dritte Runde folgten, konnte auch Ricardo Pietreczko seine Zweitrundenpartie gegen Callan Rydz erfolgreich gestalten. Somit stehen erstmals in der WM-Geschichte vier deutsche Starter in der Runde der letzten 32.
"Ich denke, ich habe ziemlich anständig gespielt. Alles in allem hatte ich eigentlich kein wirklich schlechtes Leg", zeigte sich Martin Schindler nach seinem souveränen 3:1-Erfolg gegen den Niederländer Jermaine Wattimena beim Sieger-Interview zufrieden.
Angesprochen auf die guten Vorstellungen der Deutschen erklärte "The Wall": "Das deutsche Darts hat ein neues Level erreicht. Früher waren wir bei der WM nur wenige und man hoffte, dass vielleicht ein oder zwei Deutsche die zweite Runde erreichen würden. Jetzt stehen wir zu dritt in Runde drei und Ricardo [Pietreczko, d.Red.] ist gut in Form, er hat auch noch seine Chance."
Diese nutzte "Pikachu" gegen Callan Rydz am Samstagmittag. Der 29-Jährige setzte sich in einem packenden Match mit 3:2 gegen den Engländer durch und trifft damit in der dritten Runde auf den Top-Favoriten Luke Humphries.
Welches Level das deutsche Darts erreicht hat, bewies bereits Schindler zuvor eindrucksvoll. Gelöst wie selten ließ der 27-Jährige Wattimena zu keinem Zeitpunkt eine echte Chance. Insgesamt spielte die deutsche Nummer zwei einen Average von 96,92, zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als könne er als erster Deutscher bei einer WM einen Schnitt von 100 Punkten pro Aufnahme erreichen.
Im Sechzehntelfinale wartet mit dem Engländer Scott Williams nun eine vermeintlich machbare Hürde. Williams hat in der zweiten Runde allerdings überraschend den niederländischen Mitfavoriten Danny Noppert regelrecht vom Board gefegt. Schindler ist dennoch zuversichtlich:
"Ich glaube, es ist kein Geheimnis zu sagen, dass Scott Williams ein einfacheres Los sein wird als Danny Noppert. Williams ist aber auch nicht zu unterschätzen. Ich denke, wenn ich noch einmal ein ähnliches Spiel an den Tag legen sollte wie heute, dürfte ich auch gewinnen, aber das wird sich zeigen", sagte Schindler. In der Weltrangliste steht der Engländer auf Rang 52 und damit deutlich hinter Schindler.
"Leck mich en de Täsch"
Vor Schindler mischte ein anderer deutscher WM-Starter den Ally Pally auf: Florian Hempel rang den klar favorisierten Belgier Dimitry van den Bergh trotz eines schnellen 0:2-Rückstandes mit 3:2 nieder.
"Leck mich en de Täsch", kommentierte der ehemalige Handball-Keeper seinen Coup. "Ich habe schon das eine oder andere Comeback gefeiert. Man darf den Glauben an sich nie verlieren. Von den Emotionen ist es deutlich höher als vor zwei Jahren. Es ist emotional toll." Vor zwei Jahren traf Hempel erstmals auf van den Bergh, ebenfalls bei der WM und siegte damals wohl noch überraschender.
Hempels Drittrundengegner nach Weihnachten wird am Samstag zwischen den beiden Engländern Stephen Bunting und Ryan Joyce ermittelt.
Barney warnt vor dem "kleinen Mann"
Nachdem Hempels Sensationscomeback die Darts-Fans auf Touren gebracht hatte, kochte die Stimmung beim Auftritt von Darts-Legende Raymond van Barneveld am späteren Abend beinahe über. Der fünfmalige Weltmeister aus den Niederlanden gab sich vor den Augen der jubelnden "Barney Army", wie die Fans des 56-Jährigen genannt werden, dann auch keine Blöße, spielte einen starken Schnitt von 99,81 und setzte sich gegen den Polen Radek Szaganski mit 3:1 durch.
In der nächsten Runde trifft "Barney" auf den Waliser Jim Williams, der in Runde zwei überraschend den schottischen Superstar Peter Wright bezwang.
Sollte van Barneveld auch diese Hürde meistern, könnte es im Achtelfinale zum Duell mit dem erst 16-jährigen Engländer Luke Littler kommen. Ein Umstand, der dem Routinier Respekt abverlangt. "Da ist ein kleiner Mann namens Luke Littler, er ist fantastisch", sagte van Barneveld, auf seine WM-Aussichten angesprochen.