Die Tage rund um den Jahreswechsel stehen für die Skisprung-Stars einmal mehr ganz im Zeichen der Vierschanzentournee. Vor dem Beginn blickt sport.de-Experte und TV-Kommentator Luis Holuch für uns auf die Favoriten und präsentiert sein persönliches Power-Ranking.
Die bisherige Weltcupsaison steht ganz im Zeichen von Stefan Kraft, aber ist der Österreicher deswegen auch automatisch der Topfavorit auf den Tournee-Sieg? Und was ist für die Deutschen drin, die ebenfalls bärenstark in den Winter gestartet sind? Wer hat zudem das Zeug für den ganz großen Sprung?
sport.de-Experte und TV-Kommentator Luis Holuch macht für uns den großen Check und präsentiert seine Favoriten im Power-Ranking:
Platz 7: Anže Lanišek (SLO)
Žaba, der Frosch, wird Anže Lanišek in seiner Heimat gerufen. Ob dieser Spitzname charmant ist, ist freilich Ansichtssache, doch gewisse Parallelen zwischen Mensch Lanišek und dem Tier Frosch sind durchaus vorhanden: Auch der Slowene setzt bei Wind und Wetter konstante Sprünge und landet dazu noch sanft. Bester Beleg dafür: Platz drei in der letzten Tournee-Ausgabe. Eine Wiederholung dessen ist nicht ausgeschlossen.
Platz 6: Karl Geiger (GER)
Dass er auch auf Schanzen liefern kann, die ihm per se nicht liegen, hat Karl Geiger mit dem überraschenden Doppelsieg in Klingenthal bewiesen. Der Tournee-Einstieg in Oberstdorf gelingt ihm sowieso – Zuhause springt sich’s eben am besten. Von dort aus ist viel möglich, wie die Plätze drei, zwei und vier in den Jahren 2020, 2021 und 2022 bewiesen haben. Dort war er stets der Deutsche, auf den geschaut wurde. Das ist heuer aufgrund der Stärke des Teams anders und sicherlich kein Nachteil.
Platz 5: Marius Lindvik (NOR)
Marius Lindvik hat sich mit seinem zweiten Platz in Engelberg vom Geheim- zum Mitfavoriten gemausert. Er mag und kann alle Tournee-Schanzen, stand in allen vier Orten schon auf dem Podium und hat nur in Oberstdorf noch nicht gewonnen. Bislang haben gesundheitliche Probleme ihm auf dem Weg zu einem Tournee-Top-Resultat dazwischen gepfuscht. Packt der Hobby-DJ seine Paradesprünge mal in eine Ausgabe, könnte am Ende in Bischofshofen wieder die norwegische Hymne gespielt werden – nur eben nicht für Halvor Egner Granerud, sondern für ihn selbst.
Platz 4: Ryoyu Kobayashi (JPN)
Ryoyu Kobayashi ist neben Stefan Kraft der einzige Athlet dieses Rankings, der die Tournee bereits gewonnen hat – und das nicht nur ein, sondern sogar zwei Mal. Keiner weiß so gut wie der Japaner, worauf es in den stressigen zehn Tagen zwischen den Jahren ankommt. Rummel um seine Person muss er dennoch nicht fürchten – das ist sein zweiter großer Vorteil. Sein aktuelles Niveau ist sehr hoch, aber noch niedrig genug, dass andere Namen heißer diskutiert werden als seiner. Die Rolle des vermeintlich Unscheinbaren liegt ihm prächtig, Tournee-Triumph Nummer drei ist durchaus realistisch.
Platz 3: Pius Paschke (GER)
Dass Pius Paschke in seiner Laufbahn mal als Mit-Favorit zur Vierschanzentournee fährt, hätte der gebürtige Münchener sicher selber auch nicht für möglich gehalten. Schon gar nicht nach der Versetzung von der Trainingsgruppe 1a von Bundestrainer Stefan Horngacher in die Trainingsgruppe 1b von Ronny Hornschuh im Frühjahr. Geschadet hat es ihm aber nicht: Er springt besser denn je. Spaß am Skispringen hatte er auch in den schwierigen Phasen immer, inzwischen hat er mental dank Hilfe von außen auch das Rüstzeug, um ganz vorne zu landen. Warum nicht auch bei der Tournee?
Platz 2: Andreas Wellinger (GER)
Die Saison von Andreas Wellinger verläuft mit einem leicht ironischen Unterton. In der Vorbereitung laut Aussage seiner Teamkollegen "mindestens einen Schritt voraus", zu Winterbeginn sehr nah an Stefan Kraft, aber weiterhin ohne Sieg – im Gegensatz zu zwei Teamkollegen. Dennoch liegt der Ruhpoldinger auf Rang zwei der Weltcup-Wertung und weiß auch unabhängig von den Zahlen, dass er gut drauf ist. Er will unbedingt gewinnen, übertreibt es dadurch gerne mal direkt nach der Schanzentischkante. Mit etwas mehr Lockerheit, die ihn abseits der Schanze so auszeichnet, kann ihm aber Großes gelingen.
Platz 1: Stefan Kraft (AUT)
Stefan Kraft ist zweifellos der beste Skispringer des laufenden Winters. Fünf Siege in acht Springen sprechen eine deutliche Sprache. Selbst mit (verhältnismäßig) schwachen Sprüngen langt es für ihn aktuell für die Top 6 und auch das kann für einen Tournee-Sieg reichen. Er ist der letzte Österreicher, der das Traditionsevent gewinnen konnte. Den Druck, es für rot-weiß-rot richten zu müssen, kennt Kraft ohnehin zur Genüge. Klarer als er kann man kaum Tournee-Favorit sein.
Luis Holuch


