Am 18. Dezember 2005 schrieben die deutschen Herren im slowakischen Brezno-Osrblie Biathlon-Geschichte. Mit einem furiosen Ergebnis im Verfolgungsrennen toppten die DSV-Jäger sogar ihr ebenfalls historisches Sprint-Resultat zwei Tage zuvor.
Fünf deutsche Starter unter den ersten Sechs! Unfassbar, in welch bestechender Form sich die Skijäger von Bundestrainer Frank Ullrich in der Vorweihnachtszeit 2005 befanden. Schon am Freitagabend wurden die Zuschauer im verschneiten Osrblie Zeuge eines herausragenden Zehn-Kilometer-Sprintrennens der DSV-Riege.
Alexander Wolff feierte dank überragender Laufform seinen zweiten Weltcupsieg und wurde auf dem Podium vom damaligen Youngster Michael Rösch und Routinier Sven Fischer eingerahmt. Und auch der vierte Platz ging mit Michael Greis an einen DSV-Biathleten.
Dieser bis dahin einmalige Vierfach-Triumph haute sogar den sonst so gefassten Bundestrainer Frank Ullrich von den Socken: "An so einen Coup kann ich mich nicht erinnern. Und ich bin schon lange dabei. Ich kann den Jungs nur meine Hochachtung zollen."
Keine zwei Tage später sorgten die deutschen Biathlon-Männer dann für das nächste Rekordrennen. Die Verfolgung am Vormittag wurde zu Machtdemonstration von Sven Fischer. Der damals 34-Jährige leistete sich bei vier Anschlägen nur einen Schießfehler und brannte zudem die schnellste Laufzeit des Feldes in den Schnee.
Rösch: "Bin die absolute Lusche in unserem Zimmer"
Hinter Fischer verteidigten Wolf und Rösch, der in seinem späteren Karriereverlauf zum belgischen Biathlon-Verband wechselte, mit ebenfalls bockstarken Laufzeiten ihre Podiumsränge, Wolf behielt hier im Zielsprint knapp die Oberhand. Kurios: Ausgerechnet Fischer, Wolf und Rösch teilten sich während des Slowakei-Aufenthalts eine Unterkunft und machten als die erfolgreichste Biathlon-WG der Weltcupgeschichte Schlagzeilen. "Mit Platz drei bin ich die absolute Lusche in unserem Zimmer", lachte Rösch nach dem Verfolgungsrennen.
Greis hielt zudem den Schweden Carl-Johan Bergman dank starkem Finish hinter sich und komplettierte den nächsten Vierfach-Sieg des DSV.
Ziemlich unbemerkt im Schatten der Podestfahrer lieferte außerdem Altmeister Ricco Groß ein furioses Verfolgungsrennen ab. Von Platz 20 gestartet leistete sich Groß lediglich einen Fehler beim ersten Stehendschießen, hielt sich ansonsten tadellos. Da er läuferisch ebenfalls in starker Form und beflügelt vom tollen Abschneiden seiner Teamkollegen agierte, überholte der mehrfache Olympiasieger in der Loipe einen Konkurrenten nach dem anderen.
Fischer begeistert: "Einfach unglaublich"
Ricco Groß schaffte es so noch auf den sechsten Rang, rundete das beste Ergebnis der deutschen Weltcup-Geschichte ab und löste ganz nebenbei sein Olympia-Ticket für Turin. Bis heute träumen die deutschen Biathleten von diesem historischen Wochenende in der Slowakei, an dem die damalige Dominanz des Norwegers Ole Einar Björndalen und des Franzosen Raphael Poirée einmal in Vergessenheit geriet.
Sven Fischer fasste das schwarz-rot-goldene Wochenende treffend zusammen: "Einfach unglaublich, was wir hier geleistet haben! Von meinem Gefühl her waren wir heute alle gleich stark."
