Tristan Sommerfeldt zählt zu den größten deutschen Nachwuchstalenten in der Nordischen Kombination. Doch nach dem Weltcup-Auftakt in Finnland wird er von einer Corona-Infektion ausgebremst. Wie er damit umgeht, verrät der 18-Jährige in seiner Kolumne für sport.de.
Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Halsschmerzen - kaum sind die ersten Wettkämpfe abgeliefert, hat es mich wie meinen Mannschaftskameraden David Mach erwischt: Corona!
Seitdem sind er in Oberstdorf und ich in Oberwiesenthal im ständigen WhatsApp-Austausch und stellen uns im Wettkampf um die schnellere Regeneration: Befindlichkeitsstatus nach dem Frühstück, Blutbildstatus nach dem Mittag und Schmerzstatus nach dem Abendessen. Wir beide setzen hinsichtlich unserer schnellen Genesung auf unser betreuendes Personal. Mutter Mach als Apothekerin und Mutter Sommerfeldt als Ärztin sollten Garanten dafür sein, dass sich die Söhne in Ramsau beim Weltcup am Dachstein medial wieder präsentieren können.
Oberwiesenthal versinkt wie Oberstdorf im Schnee und die beiden deutschen Patienten haben nun viel Zeit, über den finnischen Weltcup-Auftakt nachzudenken. Während sich David im Bett für zwei Top-Ten-Platzierungen feiern konnte, war es bei mir etwas holpriger.
Meine Laufleistung stimmt - ich hatte im neuen Compact-Race-Format die zwölftbeste Laufzeit. Zu hadern hatte ich mit den Ergebnissen rund um die Schanzenanlage. In Kuusamo steht bekanntlich eine anspruchsvolle Schanze, die mir trotz ruhiger Wetterbedingungen Sorgen bereitete; zugegebenermaßen muss ich sagen, dass ich die Schanze das ganze Wochenende nicht in den Griff bekommen habe.
Ich musste als Youngster hier in Finnland Lehrgeld zahlen, aber so ist das eben. Lehrjahre sind keine Herrenjahre.
Kuusamo ist hinter dem Pflug und ich werde mich von Wettkampf zu Wettkampf auf die jeweilige Aufgabe konzentrieren. Kommen die leichteren Schanzen, rechne ich mir zukünftig Top-20-Platzierungen aus, vor allem im neuen Format, dem Compact Race.
Das Compact Race gibt den guten Springern nicht so viel Vorsprung mit wie nach der Gundersen-Methode, gibt damit den laufstarken Athleten mehr Möglichkeiten auf eine gute Platzierung. Der Massenstart dagegen ist sicherlich sprunglastiger und das klassische Format des Gundersen-Wettkampfs ist der zwischen Springen und Laufen am meisten ausbalancierte Wettkampf.
Wieder eine SMS von David Mach: er hat wieder Schneekontakt gehabt und sich ganz gut in der Loipe gefühlt. So weit bin ich noch nicht; leichte Übungen im Kraftraum, erst morgen wieder ein ganzheitlicher Körpercheck und dann hoffentlich grünes Licht für mehr. Nichts fürchtet eine Mutter als Ärztin mehr als eine zu frühe Belastung und eine folgende Herzmuskelentzündung. Selbstverständlich fügt sich der kombinierende Sohn: in der Ruhe liegt die Kraft.
Ich hoffe, dass ich in Ramsau, beim österreichischen Weltcup, wieder dabei bin. Ich würde am Dachstein gerne zeigen, was in mir steckt. In der Loipe und auf der Schanze.
Herzliche Grüße
Tristan Sommerfeldt


