Mit vier Siegen in Serie ist Skispringer Stefan Kraft geradezu verstappen-esque in die Weltcup-Saison gestartet. Skisprung-Experte Martin Schmitt sieht neben Krafts äußerst stabilem und aggressiven Stil noch einen weiteren Grund für die Stärke des Österreichers.
Beim derzeitigen Überflieger komme "eine psychologische Komponente hinzu", sagte Schmitt im Interview mit sport.de. "Er ist dieses Jahr in der Vorbereitung sehr stark gefordert gewesen von Daniel Tschofenig, einem jungen, aufstrebenden Springer. Daniel hatte einen sehr, sehr starken Sommer, ist im Training einfach richtig gut gesprungen. Das erzeugt schon etwas."
Man habe zwar auch in der Vorbereitung einen internationalen Vergleich, so der ehemalige Weltmeister. "Aber das tägliche Training, der interne Battle, ist schon ein wichtiger Punkt. Da macht sich auch ein trainingsälterer Athlet doch noch mal ein Stückchen länger und schaut, wie er seine Nummer-1-Position im Team verteidigen kann. Da war Kraft richtig gefordert."
Tschofenig hatte beim Sommer-Grand-Prix als bester Österreicher Platz acht im Gesamtklassement belegt, sprang bei den letzten drei Wettkämpfen in Hinzenbach und Klingenthal dreimal aufs Podest. Den Start in den Winter dominierte dann allerdings Routinier Kraft. In Lillehammer gewann der 30-Jährige zuletzt sein 34. Weltcup-Springen, überflügelte in der ewigen Bestenliste Skisprung-Ikone Jens Weißflog.
Neben den wiedererstarkten DSV-Adlern treiben vor allem Krafts rot-weiß-rote Teamkollegen den derzeitigen Dominator zu Höchstleistungen. Jan Hörl landete schon zweimal auf dem Stockerl, Tschofenig einmal.
"Das österreichische Team hat im positiven Sinne einen sehr guten Konkurrenzkampf. Es ist noch ein Miteinander, aber das Niveau ist natürlich wahnsinnig hoch. Wenn man das richtig angeht, profitieren da alle davon. Das ist ein Plus für das österreichische Team und speziell für Stefan Kraft, dass er da richtig gefordert ist", sagte Schmitt.
Skispringen: Schmitt hat Norweger noch auf dem Zettel
Der 45-Jährige geht davon aus, dass Kraft auch beim anstehenden Weltcup-Wochenende in Klingenthal "das Maß der Dinge bleiben wird". Schmitt rechnet aber damit, dass "einer wie Ryoyu Kobayashi nochmal näher kommen kann".
Der zweimalige Vierschanzentournee-Sieger aus Japan hatte zuletzt in Lillehammer als Fünfter aufsteigende Form gezeigt.
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Überhaupt habe man erst zwei Kräftemessen in Ruka und Lillehammer hinter sich, gab Schmitt zu bedenken. "Natürlich ist bei ein paar der Abstand schon recht groß, aber gerade die Norweger werden schon besser werden", prophezeit der zweimalige Gesamtweltcup-Sieger. "Vielleicht gelingt es auch noch einem von den älteren Hasen aus dem polnischen Team den Anschluss zu finden, wobei es da ehrlich gesagt doch etwas schwerer wird."
Das Gespräch mit Martin Schmitt führte Martin Armbruster.


