Die ersten zehn Wettbewerbe des Winters 2023/24 stecken den Biathlon-Stars in den Beinen. Bevor es ab dem 8. Dezember in Hochfilzen mit den Sprints der Männer und Frauen weitergeht, wirft sport.de einen Blick auf die Erkenntnisse der ersten Weltcup-Station in Östersund.
Die norwegischen Biathlon-Männer sind schlagbar
Im Winter 2022/23 gingen nur zwei von 26 Männer-Wettkämpfen nicht an die Norweger: Das Auftakteinzel gewann der Schwede Martin Ponsiluoma, in Östersund sicherte sich Deutschlands Top-Biathlet Benedikt Doll Anfang März ebenfalls einen Sieg über die 20-Kilometer-Distanz.
Die norwegische Dominanz war natürlich dennoch erdrückend: Alle Staffeln gingen an die Nordeuropäer, die zudem in den Einzelrennen gleich fünfmal alle Plätze auf dem Podium belegten und auch im Gesamtweltcup die Ränge eins bis drei ergatterten.
In der Saison 2023/24 scheint sich der Wind hingegen zu drehen: Klar, in der Männerstaffel hat sich Norge-Quartett erneut keine Blöße gegeben, vier weitere Podestplätze sprechen zudem nicht gerade für den Untergang des norwegischen Biathlons, allerdings sicherte sich auch das deutsche Team fünf Platzierungen unter den ersten drei - darunter zwei Siege. Den Verfolger konnte außerdem der schwedische Superstar Sebastian Samuelsson gewinnen.
Einen Biathlon-Auftakt ohne einen Sieg eines norwegischen Mannes in einer Einzel-Disziplin gab es übrigens zuletzt im Winter 2016/17, der Saison, die Frankeichs Ikone Matin Fourcade nach Belieben prägte.
Neue Namen in den Biathlon-Siegerlisten
Dass ein Biathlon-Star den ersten Sieg seiner Karriere ausgerechnet beim 1. Weltcup eines Winters feiert, ist alles andere als Alltag. Letztmals gelang das 2020 einem gewissen Sturla Holm Laegreid, der bislang schon neun weitere Einzelsiege folgen ließ.
In Östersund feierten hingegen gleich drei Athletinnen und Athleten ihren ersten Einzel-Triumph im Weltcup: Die Französin Lou Jeanmonnot gewann Sprint und Verfolger, bei den Männern standen die DSV-Stars Roman Rees und Philipp Nawrath erstmals im Weltcup ganz oben auf dem Treppchen. Hinzukommen mit Justus Strelow (Deutschland), Vebjörn Sörum (Norwegen) und Juni Arnikleiv (Norwegen) drei weitere Athlet*innen, die erstmals in ihrer Laufbahn das Podium enterten.
Eine außergewöhnliche Bilanz, die ein Fingerzeig dafür sein könnte, dass das Fluorwachsverbot die Karten grundlegend neu mischt.
Die deutschen Biathlon-Stars sind wieder Weltspitze
Die Vorzeichen standen vor allem nach dem Rücktritt von Denise Herrmann-Wick nicht gerade gut, doch der Weltcup-Auftakt in Östersund hat überraschend eindrucksvoll untermauert, dass der deutsche Biathlon-Sport in der Spitze und der Breite konkurrenzfähig ist.
Zwei Siege, insgesamt fünf Podestplätze und vier weitere Top-10-Ränge bei den Herren waren sicherlich schon vielmehr, als man sich beim DSV hätte erträumen lassen. Damit aber nicht genug: Franziska Preuß' fulminante Rückkehr in die Weltspitze mit Platz zwei im Einzel (Rückstand nur 0,1 Sekunden) und im Verfolger, drei dritte Plätze durch Vanessa Voigt (Einzel und Verfolger) sowie der Staffel sind die Kirsche auf der schwarz-rot-goldenen Sahnetorte.
Dass mit Preuß und Nawrath zwei Deutsche den zweiten Biathlon-Weltcup eines Winters im Gelben Trikot beginnen, ist der verdiente Lohn. Vergleichbares dürfte letztmals zu allerbesten deutschen Biathlon-Zeiten der Fall gewesen sein.
Gute Ergebnisse am Schießstand
Einfach waren die Bedingungen in Östersund nicht wirklich, dennoch kann sich die Ausbeute der Stars am Schießstand mehr als sehen lassen. 22 Frauen (von 119 gemeldeten) und 16 Männer (von 130 gemeldeten) stehen am Ende des Weltcupauftaktes bei einer Trefferquote von 90 Prozent und mehr.
Auffallend sind dabei vor allem die Norwegerinnen und Norweger sowie die Frauen aus Italien, die sehr zahlreich vertreten sind.
Zum zugegeben etwas hinkenden Vergleich: Am Ende des vergangenen Winters erreichten insgesamt nur 16 Skijäger*innen eine Ausbeute von 90 oder mehr Prozent.
Marc Affeldt

