Anna Rupprecht startet in Lillehammer in die Skisprung-Weltcup-Saison. Die Vorbereitung auf die Saison lief dabei nicht ohne Komplikationen. In ihrer Kolumne für sport.de berichtet Rupprecht über die Probleme.
Nach der aufreibenden vergangenen Wintersportsaison mit ihrem Höhepunkt in Planica und dem Gewinn des Weltmeistertitels mit der Mannschaft, bin ich in ein ruhiges Fahrwasser geglitten und habe mich auf berufliche und private Dinge konzentriert.
Die Bundespolizei bot mir einen sogenannten verkürzten Kommissarsaufstieg an und ich schlug ein. Das führte natürlich zu einer Art Paradigmenwechsel, was meine Alltagsgestaltung betraf; waren vorher die Tage "trainingsbesetzt" und der Ablauf der anderen Sachverhalte legte sich um das Training herum, stand nun die Ausbildung im Vordergrund. Vier Monate Schulbank von morgens bis nachmittags, garniert mit praktischen Zeiten in Rosenheim, mit dem Schwerpunkt Ermittlungsdienste.
Ab 16 Uhr rückte dann das Training in den Fokus; Schule, Training, Abendessen, Lernen, Schlafen – eine Skispringerin im Hamsterrad!
Nach vier Monaten wachte ich dann eines Tages als frischgebackene Kommissarin auf; die Zeit des Hardcore-Lernens und die Praktika waren ein Vorgriff auf die Nachkarriere und diese Erkenntnisse und Ausblicke haben mich auf eine besondere Art ruhig gestimmt.
Nach einem privaten Umzug mit meinem Verlobten und den zwei Katzen in ein größeres Refugium verdichtete sich alles zu vielen Wohlgefühlen, was sich auf die tägliche Trainingsarbeit positiv auswirkte- doch dann kam der Knall!
Verletzungen erschwerten die Saisonvorbereitung
Rückenschmerzen und Unbeweglichkeiten kamen aus dem Nichts und durchkreuzten meine Saisonvorbereitungen. Offensichtlich waren die Schulbänke zu hart und eine ständige Hohlkreuzhaltung ermöglichte dann die körperliche Störung. Es begann eine kleine Leidenszeit, vier Wochen kein Training, Warteraum statt Muckibude. Hinter der nächsten Saison stand ein übergroßes Fragezeichen.
Durch verschiedenste medizinische und therapeutische Interventionen an den betroffenen Partien, verbesserte sich der Zustand jedoch wieder schnell. Die Vorbereitung nahm seinen gewünschten Verlauf und heute stehe ich eigentlich zum Saison Start genau dort, wo ich stehen wollte. In der vergangenen Saison waren die Absprünge stark und meine Flugkurve verbesserungsfähig, daher gelangen durchgängig auf den kleinen Schanzen im Vergleich zu den Großschanzen die besseren Ergebnisse.
Die Hausaufgabe zwischen den Saisons war damit definiert, am Flug musste gearbeitet werden.
In vielen, kleinteiligen Schritten und nach unzähligen Videoanalysen mit Vor- und Rückspulorgien- waren wir dann Fehlern auf der Spur. Nach und nach verbesserte sich das Flugverhalten und gegenwärtig bin ich mit dem Status quo sehr zufrieden.
Was wird es wert sein?
Vor dem ersten Springen liegt natürlich die Glaskugel vor einem. Keiner weiß, was die anderen Teams draufhaben. Fest steht, dass alle gearbeitet haben und dass das Frauen -Skispringen eine irre Fahrt aufnimmt, was alle motiviert und beflügelt.
Es werden harte Wettkämpfe werden, Frau wird Frau nichts schenken. Ich bin jedenfalls bereit und freue mich auf die ersten Weltcupspringen in Lillehammer.
Herzliche Grüße
Anna Rupprecht