Borussia Dortmund ist nach einem durchwachsenen ersten Saisondrittel aus den Champions-League-Rängen gefallen. Die Leistungen der BVB-Profis geben Anlass zur Sorge, auch Trainer Edin Terzic steht wieder vermehrt in der Kritik.
War die zurückliegende Transferperiode des BVB ein kompletter Fehlschlag? Droht Terzic die Entlassung vor Saisonende? Und verliert der BVB seinen Status als Nummer zwei im deutschen Fußball? Die Antworten gibt's im sport.de-Meinungspanel.
These 1: Die Sommer-Transferperiode des BVB war ein kompletter Fehlschlag
Tobias Knoop: Ein glückliches Händchen haben Sebastian Kehl und Co. jedenfalls nicht bewiesen. Adäquate Nachfolger für Jude Bellingham oder Raphael Guerreiro sind nicht in Sicht. Ramy Bensebaini genügt den Ansprüchen des BVB nicht, Marcel Sabitzer ist nur Mitläufer. Felix Nmecha war viel zu teuer und konnte sein Potenzial bislang nur vereinzelt andeuten. Niclas Füllkrug zeigt sich zwar an den TV-Mikrofonen in Top-Form, hat auf dem Platz aber noch Luft nach oben.
Chris Rohdenburg: Man möchte dem BVB zurufen: Traut euch doch mal! Immerhin sind die Schwarz-Gelben doch der zweitstärkste Klub mit Blick auf die Finanzen. Doch es reicht auch deswegen nicht zum ganz großen Schlag, weil Einnahmen nur vorsichtig reinvestiert werden. Einen Bellingham abzugeben und ihn mit Nmecha zu ersetzen, genügt eben nicht. Die Bayern machen es anders: 100 Millionen Euro für Kane waren ein Statement, das sich aber definitiv gelohnt hat. Beim BVB vermisse ich diese Art von Mut.
Lissy Beckonert: Die vom BVB getätigten Transfers stimmen nicht mit dem Saisonziel Meisterschaft überein. Die Neuzugänge habe lediglich Lücken geschlossen, wirklich verstärkt wurde der Kader nicht. Ein Blick auf die von Erfolg gekrönten Transferaktivitäten der Konkurrenz (Kane zum FC Bayern, Boniface zu Bayer Leverkusen oder Xavi Simons zu RB Leipzig) zeigt deutlich: die Transferperiode der Dortmunder kann als Enttäuschung abgestempelt werden.
Heiko Lütkehus: Wer mehr als 100 Millionen Euro für einen einzigen Spieler einnimmt, steht natürlich unter besonderem Druck. Fans und Medien haben hohe Erwartungen, während die Klubs von interessanten Nachfolge-Kandidaten die Ablöseforderungen fröhlich nach oben schrauben. Leicht hatten es Kehl und Co. daher nicht, trotzdem haben sie das in der Vergangenheit schonmal besser hinbekommen. Keiner der Neuen ist (bislang) ein Unterschiedsspieler - einen solchen hätte es für die Meisterschaft aber gebraucht.
These 2: Edin Terzic wird beim BVB vor Saisonende entlassen
Lissy Beckonert: Der BVB dreht sich mit Edin Terzic im Kreis, neue Impulse kann der Coach nicht mehr setzen. Aus dieser (Abwärts-)Spirale sollten die Schwarz-Gelben aber schleunigst ausbrechen. Auch wenn die Bosse große Stücke auf den Coach halten, sollten sie spätestens aufwachen, wenn der BVB ins Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle abrutscht.
Tobias Knoop: Sobald die Champions-League-Qualifikation in Gefahr gerät, muss ein BVB-Trainer um seinen Job fürchten. Dieser Automatismus wird vor Terzic nicht Halt machen, trotz seines immer noch großen Standings bei Vereinsführung und Fans und seiner Identifikation mit dem Verein. Aktuell beträgt der Rückstand auf Rang vier nur zwei Punkte, werden es mehr, wird die Diskussion um Terzics Zukunft Fahrt aufnehmen.
Chris Rohdenburg: Wie so oft stellt sich die Frage: Wer soll es denn besser machen? Aktuell sind kaum entsprechende Kandidaten auf dem Markt. Ändert sich das im Frühjahr und strauchelt der BVB weiter, dann muss Terzic aufpassen!
Heiko Lütkehus: Vor ziemlich genau einem Jahr wurde diese These schon einmal aufgestellt, und schon damals war man geneigt, sie zu bejahen. Doch Stehaufmännchen Terzic belehrte alle eines Besseren und legte eine brillante Rückserie hin. Und jetzt? Gute Frage. Der Kader hat viel Breite, aber wenig Spitze. Wie man attraktiven Fußball mit ihm spielen kann, hat Terzic noch nicht herausbekommen. Wenn dann nichtmal mehr die Ergebnisse stimmen, wird es eng. And the trend is not his friend.
These 3: Der BVB verliert den langjährigen Status als Nummer zwei in Fußball-Deutschland
Heiko Lütkehus: Nur weil man oft Zweiter wird, ist man nicht automatisch die "deutsche Nummer zwei". RB Leipzig ist seit Jahren auf Augenhöhe, Bayer Leverkusen neuerdings auch. Eine herausragende Transferperiode reicht manchmal, um den eigenen Status zu verbessern, vielleicht wieder ganz vorne anzugreifen. Stand jetzt geht's beim BVB aber gefährlich schnell in die andere Richtung.
Tobias Knoop: Dieses Worst-Case-Szenario droht auf jeden Fall, zumindest mit Blick auf die laufende Saison. Bayer Leverkusen ist dem BVB bereits um zehn Punkte enteilt und steht derzeit sogar vor dem FC Bayern, auch der VfB Stuttgart und RB Leipzig überzeugen mit Konstanz. Wie sich die Kräfteverhältnisse mittel- und langfristig entwickeln, hängt auch davon ab, welche Lehren die Dortmunder aus ihrer momentanen Schwächephase ziehen.
Lissy Beckonert: In dieser Saison? Ja! Zu stark ist die Konkurrenz von Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Langfristig? Das bleibt abzuwarten. Dem BVB ist durchaus zuzutrauen, dass er die richtigen Schlüsse aus seiner sportlichen Talfahrt zieht. Dafür müssten die Bosse aber alles auf den Prüfstand stellen - möglicherweise auch sich selbst.
Chris Rohdenburg: Mit Blick auf den Kaderwert ist das längst geschehen, sportlich derzeit sowieso. Der BVB wird sich langfristig im Dauer-Dreikampf um die Nummer zwei befinden mit Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Ausgang jeweils völlig offen. Klar ist nur: An die Bayern kommt dauerhaft keiner heran.



































