Die Cincinnati Bengals sind nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder voll drin im Playoff-Rennen der NFL. Hauptgrund dafür ist kein geringerer als Quarterback Joe Burrow, der nach seiner Wadenverletzung zu alter Stärke zurückgefunden hat.
Die Saison der Bengals, die wie schon im Vorjahr zum Favoritenkreis zählten, begann eher dürftig mit drei Niederlagen aus vier Spielen. Seither jedoch gelangen vier Siege am Stück, sodass Cincy wieder mittendrin ist im Playoff-Rennen. Aktuell belegt man zwar immer noch Rang 4 der AFC North, doch im Playoff Picture ist man auf Platz 7, was zu einer Wild Card berechtigen würde.
Doch wie kam es zum Umschwung und vor allem der klaren Leistungssteigerung der Offense seit der Bye Week in Woche 7? Die einfache Antwort ist: Joe Burrow! Der Superstar-Quarterback der Bengals, der erst in der vergangenen Offseason einen Monster-Vertrag in Höhe von 275 Millionen Dollar über fünf Jahre unterschrieben hatte, verletzte sich im Training Camp an der Wade.
Eine Verletzung, die ihn über die ersten Spiele der Saison merklich behinderte. Potenziert wurde das Problem durch eine erneute Verletzung an gleicher Stelle in Woche 2 gegen die Ravens.
Burrow biss jedoch auf die Zähne und spielte auch gegen die Rams - er verpasste unterm Strich gar kein Spiel mit der Verletzung - und half mit, den ersten Saisonsieg (19:16) in einem hart umkämpften Monday Night Game einzufahren. Wirklich gut jedoch spielte er nicht.
Doch seine Einstellung an sich dürfte dem Team schon Auftrieb gegeben haben. Angesprochen auf die Gefahr, sich noch schwerer zu verletzen, sagte er damals gegenüber Reportern nach dem Rams-Spiel: "Es besteht die Gefahr, rauszugehen und mich womöglich nochmal zu verletzen. Aber es besteht auch die Gefahr, dass wir rausgehen und bei 0-3 stehen."
Bengals: Burrows Wade als großes Problem
Generell muss man sagen, dass sich Burrow mit der Verletzung eher schlecht als recht durch die Saison geschleppt hat. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt den optischen Eindruck deutlich:
In den ersten sechs Wochen der Saison brachte es Burrow auf einen Wert von -0,079 Adjusted EPA/Play (hier werden auch Turnovers eingerechnet), was ihn auf Rang 25 der NFL beförderte. Seine Completion Percentage over Expected (CPOE) lag bei -2,2 Prozent bei einer durchschnittlichen Passtiefe von 6,2 Air Yards.
Laut "PFF" kam er auch nur auf ganze fünf Big Time Throws in den sechs Spielen und er kassierte 14 Sacks. Die Offensive Line der Bengals ist generell eher löchrig, doch die mangelnde Mobilität Burrows setzte ihm hier merklich zu und war sicherlich der Hauptgrund für so viele Sacks.
Dass Burrow in dieser Zeit dennoch kaum schlechte Würfe hatte, die zu einem Turnover hätten führen müssen, ist daher umso bemerkenswerter. Über die ersten sechs Spiele hatte er nie mehr als einen solchen Wurf pro Spiel - insgesamt waren es nur vier. Laut "PFF" ist seine Turnover Worthy Play Rate mit 1,4 Prozent die niedrigste der NFL.
Auch wenn Burrow nach Woche 4 bereits wieder in die richtige Richtung trendete und zwei Spiele gegen Arizona und Seattle gewann, mangelte es ihm weiter an Mobilität. In beiden Spielen kassierte er je drei Sacks und hatte Pressure to Sack Rates von 30 und 42,9 Prozent, was die Höchstwerte seiner Saison waren. In beiden Spielen warf er folgerichtig auch je eine Interception.
Bengals: Fitter Burrow ist kaum zu stoppen
Die Bye Week in Woche 7 jedoch tat ihm dann merklich gut. Burrow wirkte sowohl in San Francisco als auch zuletzt gegen Buffalo wieder wie der Alte. Er bewegte sich besser - seine drei Scrambles gegen die Niners waren Saisonhöchstwert für ihn - und seine Leistungen schossen in die Höhe. "PFF" gab ihm in den Spielen Passing Grades von 85,7 und 90,8, seine mit Abstand besten Vorstellungen in dieser Saison.
Auch in puncto Effizienz lief es bedeutend besser. In den vergangenen zwei Wochen kam er auf 0,365 Adjusted EPA/Play, womit er auf Rang 3 der Liga lag hinter Jalen Hurts und Dak Prescott. Er war also der dritteffizienteste Quarterback der Liga.
Zudem führte er die Liga in dem Zeitraum mit 10,9 Prozent CPOE an, was man in seinem Fall besonders an ihm selbst festmachen kann, da sich die Receiver-Situation um ihn herum nicht verändert hat im Vergleich zu vor der Bye Week. Dass er nun etwas kürze Pässe geworfen hat (5,8 ADOT), dürfte derweil damit zusammenhängen, dass er jetzt den Ball wieder etwas länger hält und vermehrt offene Receiver underneath findet.
Die Bengals blicken auf ein recht knackiges Restprogramm - laut "ESPN" und seinem Football Power Index ist es das fünfthärteste Restprogramm der Liga -, mit Burrow in Topform sollte Cincinnati jedoch für jeden Gegner gerüstet sein.
Bevor es allerdings zu den hochkarätigen Duellen mit den Ravens, Steelers und Jaguars in den kommenden Wochen geht, stehen erstmal die Houston Texans (Sonntag, 19 Uhr live auf RTL+) auf der Matte. Und die bringen mit C.J. Stroud einen nicht weniger imposanten Rookie-Quarterback mit.




































