Kein Deutschland-Rennen, kein Free-TV, nur ein deutscher Fahrer. Die Formel 1 boomt weltweit, nur in Deutschland nicht wirklich. AlphaTauri-CEO Peter Bayer erklärt im Exklusiv-Interview, wie der Funke wieder entzündet werden kann. Hoffnung macht auch ein deutsches Top-Talent.
Die Zeiten des Formel-1-Booms in Deutschland sind vorbei. Die Gründe für das Formel-1-Tief hierzulande? "Gute Frage. Wir haben uns die Frage oft gestellt. Deutschland ist ja eigentlich das Epizentrum der Automobilindustrie. Mit diesen ganzen Top-Brands, die auch in der Formel 1 aktiv waren", sagte AlphaTauri-Boss Peter Bayer im exklusiven Interview mit sport.de und RTL/ntv.
Hoffnung auf Besserung macht die Aussicht auf ein weiteres deutsches Werksteam. "Ich glaube schon, dass durch den Einstieg von Audi 2026 auch da sehr viel wieder passieren wird, weil am Ende des Tages geht es immer auch um die Identifikation einer Nation mit einem Team bzw. mit einem Fahrer und der Fahrer muss dann auch entsprechend erfolgreich sein." Die Ingolstädter haben für 2026 ihren Einstieg in die Motorsport-Königsklasse geplant.
Bayer glaubt, der Erfolg sei die "einfache Regel" für eine Erfolgswelle in allen Sportarten. Dies habe einst der Tennis-Boom in Deutschland und Österreich gezeigt, den Boris Becker und Thomas Muster ausgelöst hatten. "Ich hoffe, dass ein erfolgreiches Audi-Engagement diese Begeisterung zurückbringt. Idealerweise würde Audi mit einem deutschen Fahrer unterwegs sein. Ich glaube, dass dann dieser Funke definitiv wieder entzündet werden kann. Und vielleicht öffnen sich damit wieder die Türen für einen Grand Prix von Deutschland."
Deutsches Motorsport-Talent jetzt bei Red Bull
Hilfreich wären für einen neuen Funken F1-Boom auch deutsche Talente. Hier stechen insbesondere Oliver Goethe (18/Formel 3) und Tim Tramnitz (18/zuletzt Formula Regional European Championship) hervor. Letzterer wurde jüngst in das Juniorprogramm von Red Bull aufgenommen und gilt als größte deutsche Hoffnung. Er tritt damit in die sehr großen Fußstapfen eines Sebastian Vettel, der einst bei Toro Rosso und dann bei Red Bull durchstartete.
Hat Tramnitz ähnliches Potential?
"Da kann ich ehrlich gesagt nicht beantworten, weil es so viele Faktoren sind, die da mitspielen", sagt Bayer. "Er hat definitiv das Talent, und diese Grundgeschwindigkeit, den Speed. Und jetzt heißt es einfach: hart arbeiten und maximaler Fokus."
Neben Talent und Geld spielt eben auch das Mentale eine entscheidende Rolle.
"Für junge Fahrer ist ganz ganz wichtig, dass die sich da von einem Max Verstappen eine Ecke abschneiden und davon lernen, dass das man diesen Fokus, diesen unbedingten Fokus braucht in dem Sport", erklärt der Österreicher. "Und dass man sich weder von Social Media oder anderen Themen ablenken lässt. Es ist dann auch ein Weg der Entbehrung, weil man sehr viel reisen muss, weil man wahnsinnig diszipliniert leben muss, weil man seine Fitness entsprechend beachten muss."
"Tim Tramnitz hat das Talent"
Der Teamboss freue sich, dass "wir mit Tim einen deutschen Fahrer im Team haben und wünsche ihm eine gute Saison".
Bayer warnt aber auch: Generell sei es vom Juniorprogramm eben ein "langer Weg" nach ganz oben. Man sieht diverse Top-Talente, die jetzt als Ersatzfahrer irgendwo geparkt sind wie zum Beispiel Théo Pourchaire (Sauber-Junior).
"Man muss aber auch verstehen, dass dieser Weg von der Go-Kartbahn über die Formel 4, vom Regional Championship, Formel 3 zur Formel 2 ein langer Weg ist, der sehr kapitalintensiv ist", so Bayer.
"Das heißt, es geht auch darum, ob sich schlussendlich diese Talente diesen Weg leisten können, muss man ganz ehrlich zugeben. Und da versuchen wir als Red-Bull-Juniorteam unter der Verantwortung von Helmut Marko zu helfen. Er sucht sich wirklich Talente und diese werden gefördert und wir werden alles tun bei Tim, ihn zu unterstützen."
Die Talente müssten aber in erster Linie "wahnsinnig hart an sich selber arbeiten", erklärt Bayer. "Sie müssen sehr diszipliniert, sehr fokussiert sein und sie müssen auch erfolgreich sein. Im Prinzip ist es eine einfache Logik."


