Was für eine Woche für Josh Dobbs. Der kurzfristige Vikings-Ersatzmann wird aus dem Nichts ins kalte Quarterback-Wasser geworfen - und dann völlig überraschend zum Matchwinner.
Er kam als Not-Verpflichtung und Notnagel. Und als die Not in Minnesota noch größer wurde, schlug seine große Stunde. Josh Dobbs hat wohl jetzt schon, nach dem ersten Spiel, seinen Wert für die Minnesota Vikings unter Beweis gestellt.
Am vergangenen Dienstag holten ihn die Vikings von den Arizona Cardinals in den hohen Norden. Spielpraxis? Trainingspraxis? Fehlanzeige. Keine einzige Trainingssekunde verbrachte Dobbs mit den neuen Kollegen, warf keinen einzigen Pass auf seine neuen Receiver. Und noch besser: Nach eigenen Aussagen kannte er nicht einmal von allen Teammates den ganzen Namen. "Das mache ich dann nächste Woche", sagte er nach Debüt im Vikings-Trikot trocken.
Josh Dobbs bei den Vikings: Kaum da, schon mittendrin
Doch wie die Jungfrau zum Kinde, so kam Dobbs mitten ins Spielgeschehen in Week 9 gegen die Atlanta Falcons. Denn: Vikings-QB Kirk Cousins hatte sich in der Vorwoche die Achillessehne gerissen. Cousins-Ersatz Nick Mullens wiederum befindet sich mit Rückenbeschwerden auf der Injured Reserve. Daher startete Rookie Jaren Hall. Doch der QB-Ersatz-Ersatz kassierte schon im ersten Viertel eine Gehirnerschütterung und musste raus.
Also Einsatz für Dobbs. Schnell versammelte er sich mit seiner Offensive Line, um wenigsten die allerwichtigsten Plays durchzugehen. Kuriose Szene an der Sideline.
Nun war, was folgte, keine fehlerfreie Leistung. Der 28-Jährige wurde gleich mal gesackt und musste ein Safety hinnehmen, dazu kamen später zwei Fumbles. Doch darüber redete nach dem Spiel keiner mehr. Denn als es darauf ankam, behielt er die Nerven.
Der Höhepunkt: Sein 6-Yard-Touchdown-Pass am Ende eines 75-Yard Drives, das das Spiel zum 31:28 entschied. Auch sein eigener spektakulärer Lauf zum Touchdown im 3. Viertel war Teil des Comebacks, angeführt von Dobbs drehten die Vikings die Partie von 13:21 zum Endstand von 31:28. Dobbs beendete den überraschenden Arbeitstag mit drei Total Touchdowns. Damit hätte vor der Partie so ziemlich keiner gerechnet.
Ein klassischer NFL-Wandervogel
"In dieser Liga gibt es nie eine Entschuldigung für deine Umstände. Das habe ich von Mike Tomlin [Trainer der Pittsburgh Steelers] gelernt. Normalerweise interessieren sich die Leute nicht für deine Umstände. Sie wollen nur sehen, dass du unter den gegebenen Umständen Erfolg hast."
Mit dem Ins-kalte-Wasser-geworfen-Werden geworden werden kennt sich Dobbs aus. 2022 machte er seinen ersten Start acht Tage nachdem ihn die Tennessee Titans verpflichtet hatten. Die Cardinals holten ihn Ende August 2023 ins Team, zwei Wochen später startete er in Week 1.
Dobbs ist ein klassischer Wandervogel, neben den Cardinals und Titans stand er schon bei vier weiteren NFL-Teams in seinen nun sieben NFL-Jahren im Kader: Bei den Steelers, Browns, Jaguars sowie Lions. Und jetzt eben für die Vikings. Dobbs kommt und macht einfach seinen Job.
Er ist der fleischgewordene Notnagel.
Das beeindruckte auch den Head Coach Kevin O'Connell. "Ich weiß, dass er sehr sehr schlau ist, aber ich sage es Ihnen, was er in fünf Tagen geschafft hat ist so eindrucksvoll wie das, was ich je von einem Quarterback gesehen habe."
Gute Argumente um in der kommenden Woche nicht mehr Notnagel, sondern Starter zu sein.



































