Verletzungen gehören in der NFL zum Spiel und vor Woche 7 könnten Stand jetzt bis zu sieben Teams ihr jeweils nächstes Spiel sogar mit einem Backup-Quarterback under Center bestreiten. Doch wer ist dafür am besten positioniert und wer muss zittern? Ein Überblick.
Am vergangenen Wochenende verletzten sich zahlreiche Spieler, darunter auch namhafte Starting Quarterbacks wie Trevor Lawrence (Jaguars), Jimmy Garoppolo (Raiders), Ryan Tannehill (Titans) und Justin Fields (Bears). Josh Allen (Bills) ist zudem angeschlagen. Sie gesellen sich zu Deshaun Watson (Browns), Anthony Richardson (Colts) und Daniel Jones (Giants), die ohnehin zuletzt schon passen mussten. Wie lange die jeweiligen Starter ausfallen, ist in den meisten Fällen unklar, doch auch schon einen Start zu verpassen, ist für viele Teams nur schwer zu kompensieren.
Erschwerend hinzu kommt, dass ein Großteil der möglichen Vertreter über keine oder zumindest sehr beschränkte NFL-Erfahrung verfügen, was eine genaue Einschätzung erschwert. Dennoch gibt es eine recht klare Abgrenzung, was die Qualität der Backups angeht.
NFL - Ranking: Die derzeit besten startenden Backup-Quarterbacks
Wichtig zu erwähnen ist noch, dass nicht alle dieser Spieler tatsächlich in Woche 7 ran müssen oder müssten, da eine Bye Week ansteht. Zudem lasse ich Zach Wilson außen vor, da er aufgrund der langfristigen Verletzung von Aaron Rodgers keine temporäre Lösung ist.
8. Tyson Bagent (Chicago Bears)
Justin Fields hat sich im Spiel gegen die Minnesota Vikings den Daumen der Wurfhand ausgekugelt und wird vorerst nicht zur Verfügung stehen. Sein Backup ist Tyson Bagent, der sich nach längerem Hin und Her gegen Nathan Peterman durchgesetzt hat. Der Undrafted Free Agent gab just gegen die Vikings sein NFL-Debüt, das allerdings mit einer Interception und einem verlorenen Fumble eher durchwachsen verlief.
Was für ihn sprach, ist die Tatsache, dass er tiefere Pässe warf als Fields zuvor. Seine durchschnittliche Passtiefe lag bei 7,2 Yards oder mehr als drei mehr als Fields. Aber die Zahlen sollten keine allzu große Rolle spielen, da wir über eine sehr kleine Sample Size reden. Auch, dass er Peterman ausgestochen hat, beeindruckt nur bedingt, wenn man weiß, was Peterman bislang in der NFL abgeliefert hat. Fürs Erste belegt er den letzten Rang in diesem Ranking.
7. Malik Willis (Tennessee Titans)
Head Coach Mike Vrabel verkündete am Montag, dass sich Ryan Tannehill am Sonntag in London eine ähnliche Knöchelverletzung wie im Vorjahr zugezogen hat. Eine Prognose steht noch aus, doch das suggeriert, dass er erstmal fehlen wird. Die Titans haben nun erstmal Spielfrei, aber in Woche 8 muss dann wohl der Backup ran.
Allem Anschein nach ist dies Willis, der schon am Sonntag ran durfte. Über den Sommer war zu hören, dass er einen großen Schritt im Vergleich zur Vorsaison gemacht habe. Rookie Will Levis ließ er dann entsprechend auf der Depth Chart hinter sich, was angesichts des bisherigen Eindrucks von Willis in der NFL nichts Gutes über Levis aussagt. In jedem Fall war Willis 2022 als Drittrundenpick noch sehr roh und zeigte auch gegen die Ravens einmal mehr seine Neigung, den Ball zu lange zu halten - aus sechs Pressures wurden vier Sacks. Es waren nur zwölf Dropbacks, doch vier Sacks sind extrem viel in so kurzer Zeit.
Willis wird zeigen müssen, dass er tatsächlich einen Schritt nach vorne gemacht hat, um die Titans über Wasser zu halten.
6. PJ Walker (Cleveland Browns)
Die Schulterverletzung von Deshaun Watson zieht sich hin und wird wohl zu einem weiteren Start von Walker führen, der schon gegen die 49ers Starter war und damit in der Statistik eines der besten Teams der Liga geschlagen hat. Realistisch betrachtet war es allerdings nicht wirklich sein Zutun, dass diesen Sieg ermöglichte. Die Niners machten einfach genug falsch und die Browns-Defense überragte wie schon öfter in diesem Jahr.
Walker selbst bekam von "PFF" ein Grade von 26,4 für sein offensives Schaffen, was schon sehr schlecht ist. Er warf zwei Interceptions und hätte theoretisch sogar fünf werfen können. Der frühere XFL-Star ist immerhin gut zu Fuß und die eigene Defense hat gezeigt, dass sie seine Defizite kompensieren kann. Zudem spricht für ihn, dass er immerhin besser aussah in seinem Start als Rookie Dorian Thompson-Robinson im vorherigen Spiel.
5. CJ Beathard (Jacksonville Jaguars)
Trevor Lawrence hat sich gegen die Colts am Knie verletzt. Es handelt sich laut Head Coach Doug Pederson nicht um eine schwere Verletzung, jedoch könnte er aufgrund der kurzen Woche - die Jaguars spielen im Thursday Night Game bei den Saints - womöglich in Woche 7 ausfallen. In dem Fall müsste Veteran CJ Beathard ran, der zuletzt 2020 zwei Spiele für die 49ers gestartet hatte.
Er ist ein mobiler Quarterback, der das Spiel der Jaguars deutlich verändern würde. Hier kommt jedoch Pederson ins Spiel, dem man auch in einer kurzen Woche durchaus zutrauen kann, dass er sein Scheme so verändert, dass man Beathard eher verstecken und sich mehr aufs Run Game konzentrieren könnte. Und hier wäre Beathard mit seiner Athletik und Mobilität durchaus zu gebrauchen. Hier könnte vor allem auch der Überraschungseffekt eine Rolle spielen gegen die Saints, denn keiner weiß so recht, was ohne Lawrence zu erwarten wäre. Würden wir über einen längeren Zeitraum sprechen, müsste man Beathard vermutlich weiter unten verorten, doch bei einem Spiel könnte es gut gehen.
4. Brian Hoyer (Las Vegas Raiders)
Jimmy Garoppolo wird allem Anschein nach infolge seiner Rückenverletzung wenn überhaupt nur kurzfristig ausfallen. Gegen New England übernahm zur zweiten Halbzeit Ex-Patriot Brian Hoyer und der 38-Jährige, der Josh McDaniels' Scheme aus vielen gemeinsamen Jahren bestens kennt, machte einen ordentlichen Eindruck. Er trennte sich schnell vom Ball, lieferte sogar zwei sogenannte Big Time Throws ab laut "PFF" und hatte keinen Pass, der zu einem Ballverlust hätte führen müssen. Sprich: Er spielte grundsolide und führte sein Team zum Sieg,
Nun ist nicht in Stein gemeißelt, dass das auch gegen einen Gegner funktioniert, der sich auf ihn einstellen kann. Ebenso wenig ist klar, ob nicht doch wieder Rookie Aidan O'Connell ran dürfte, der in Woche vier noch für den verletzten Garoppolo (Gehirnerschütterung) von Beginn an gegen die Chargers spielte und mit sieben Sacks und einem Pick unterging. Vermutlich fiele die Wahl nun aber auf Hoyer, da er mit seiner Erfahrung wohl die Chancen auf einen Sieg in diesem Fall in Chicago erhöhen würde. Vollends vertrauen kann man allerdings beiden nicht.
3. Kyle Allen (Buffalo Bills)
Josh Allen hat sich in New York eine Schulterverletzung zugezogen. Wahrscheinlich wird er damit gegen die Patriots dennoch spielen, aber für den Fall der Fälle stünde Kyle Allen parat. Er spielte 2022 für Houston, davor je zwei Jahren in Washington und in Carolina und ist ein solider Backup.
Je nach Coaching kann man kurzfristig mit ihm leben und den Bills ist es auch aufgrund der hochklassigen Playmaker wie Stefon Diggs oder Gabe Davis zuzutrauen, auch mit Allen in einem Spot-Start über die Runden zu kommen, sollte es dazu kommen.
2. Gardner Minshew (Indianapolis Colts)
Vor ein paar Wochen bezeichnete ich Minshew bereits als besten Backup-QB der NFL. Das mag vielleicht etwas voreilig gewesen sein, zumal er gegen sein früheres Team aus "#DUUUVAL" mit drei Picks und sieben "Turnover worthy Plays" implodierte. Doch das war auch sein klar schlechtester Auftritt der Saison.
Er hat die Anlagen und die Erfahrung, um die Colts in der AFC South halbwegs konkurrenzfähig zu halten. Und das wird er auf absehbare Zeit auch weiterhin tun, da jüngste Medienberichte suggerieren, dass sich Anthony Richardson wohl doch einer Operation an der Schulter unterziehen wird, die ihn dann den Rest der Saison kosten würde.
Minshew hat einst in Jacksonville zwei Jahre mehr oder weniger als Starter durchaus gezeigt, dass er für besondere Momente zu haben ist. Dadurch, dass nun auch noch Jonathan Taylor an seiner Seite im Backfield stehen wird, könnte diese Offense ein wenig mehr Sicherheit bekommen. Und Minshew kann durchaus auch Fehler minimieren. Das wird nicht immer funktionieren, aber die Upside bei ihm ist da, was dann auch diesen hohen Platz rechtfertigt.
1. Tyrod Taylor (New York Giants)
Taylor ist seit 2011 in der NFL aktiv und war unter anderem drei Jahre Starter bei den Buffalo Bills. Am Sonntag startete er erstmals in diesem Jahr für die Giants und war sogar richtig gut unterwegs. Er legte drei Big Time Throws hin, machte kaum Fehler und wurde generell schnell den Ball los. Das Problem war, dass er vor der Pause mit einem Audible die Chance auf mindestens drei Punkte verdaddelte und damit wohl das Spiel verlor.
Aber abgesehen davon gibt er den Giants durchaus eine Chance, Spiele auch ohne Daniel Jones (Nackenverletzung), der derzeit ohnehin fernab von Gut und Böse unterwegs ist, kompetitiv zu gestalten.
Marcus Blumberg




































