Nur eine Staffel Ninja Warrior Germany hat Daniel Gerber verletzungsbedingt verpasst und auch in Staffel 8 tritt der 27-Jährige an und ist am 20. Oktober (20:15 Uhr, bei RTL, RTL+ und im sport.de-Liveticker) in der zweiten Vorrunde zu sehen.
Sein Ziel ist klar: Wie so oft zuvor soll es auch diesmal ins Finale der Show gehen. Im exklusiven sport.de-Interview verrät der Ninja-Routinier unter anderem, ob er sich auch den Mount Midoriyama zutraut, welches Hindernis ihm Sorgen macht und wie er mit starken Gewichtsschwankungen zwischen Offseason und Showvorbereitung zurechtkommt.
Dein erster Start bei Ninja Warrior Germany war 2016 im Alter von 19 Jahren. Was hat sich seitdem verändert?
Daniel Gerber: Damals bin ich ohne Erwartungen und ohne große Vorbereitung reingegangen. Ich wollte einfach nur dabei sein und gucken, ob das etwas für mich ist. Ich habe alles auf mich zukommen lassen, es wusste in der ersten Staffel ja auch niemand, was einen dort erwartet. Das ist heute natürlich anders. Persönlich habe ich viel mehr Druck, weil ich mir bestimmte Ziele setze und mich viele Leute natürlich kennen und wissen, was ich kann.
Mit welchen Zielen bist du denn dieses Jahr in deine siebte Staffel gegangen?
Ich wollte definitiv dort anknüpfen, wo ich letztes Jahr aufgehört habe - also auf jeden Fall ins Finale kommen. Für mich lohnt sich die Vorbereitung sonst nicht, wenn ich die Leistung, die ich mir antrainiert habe, in der Show nicht abrufen kann.
So wie im vorletzten Jahr, als du an der Himmelsleiter in der Vorrunde ausgeschieden bist. Inwiefern beschäftigt dich dieser Fehler noch – zumal es ja in dieser Staffel auch die endlose Himmelsleiter gibt?
Das ist auf jeden Fall in meinem Kopf. Seitdem ich da doof gefallen bin, ist die Himmelsleiter schon zu meinem Angsthindernis geworden. Ich habe Respekt davor, weil man einfach immer einen Fehler machen kann. Vorher habe ich da nie drüber nachgedacht, aber seit dem Fehler nehme ich mir da immer Zeit, bleibe vor dem Hindernis kurz stehen und konzentriere mich darauf.
Welche Rolle spielt für dich der Kopf beim Ninja-Sport?
Ich habe auf jeden Fall meine Probleme mit dem Kopf. Ich versuche, mir klarzumachen, dass es in vielen Staffeln gut gelaufen ist und ich schon viel geschafft habe. Und ich versuche, mir einzureden, dass ich das nochmal schaffe und alles gut wird, sonst kann ich auch körperlich nicht die volle Leistung abrufen. Aber je öfter ich in der Show dabei bin, desto mehr spielt mein Kopf verrückt. Manchmal macht mich die Nervosität so kaputt, dass ich fast keine Lust mehr habe, obwohl ich eigentlich übertrieben Bock auf die Show habe.
Was machst du dagegen?
Wenn ich merke, dass der Puls hochgeht, arbeite ich viel mit Atemübungen, damit er wieder runtergeht. Ich probiere, mich mit anderen Dingen abzulenken, mich hinzulegen und ein bisschen zu schlafen.
Kannst du sagen, warum du so nervös bist? Spielen das Geld oder die TV-Kameras eine Rolle?
Bei mir geht es gar nicht ums Geld oder ums Gewinnen. Ich will einfach nur unbedingt die Leistung aus den vorherigen Jahren bestätigen, damit sich das Training gelohnt hat. Ich will immer nur die beste Leistung abrufen. Ich denke überhaupt nicht darüber nach, wie viele Leute sich die Show angucken, es geht wirklich nur um meine eigenen Erwartungen.
War es da auch eine Erleichterung, als du einmal früh ausgeschieden bist, weil es fast nur besser werden konnte?
Erstmal war es natürlich eine Enttäuschung für mich. Aber fürs nächste Jahr war es dann nicht wirklich schwer, die Leistung zu toppen. Die Motivation war danach natürlich groß und ich war dann letztes Jahr zufrieden, als ich weitergekommen bin.
Du hast Arleen Schüßler und Benni Sigmund im Couple-Talk mal verraten, dass du große Gewichtsschwankungen hast. Kannst du uns erklären, was der Unterschied zwischen Vorbereitung und Offseason ist?
Wenn ich nicht in der Vorbereitung bin, trainiere ich etwa dreimal die Woche in der Halle oder im Fitnessstudio. Bis ich die schriftliche Zusage habe, trainiere ich nur nebenbei, um mich fit zu halten. Sobald ich in die Vorbereitung gehe, fahre ich jeden Tag zuhause auf dem Hometrainer eine halbe Stunde Fahrrad, morgens vor der Arbeit mache ich eine kleine Einheit und nach der Arbeit meistens eine große Einheit mit technischem Training, Ninja-Training oder Kraft-Ausdauer-Training – und das fünf- bis sechsmal pro Woche.
Das Gleiche gilt fürs Essen: In der Vorbereitung halte ich mich an meinen Ernährungsplan und zähle jede Kalorie. Danach esse ich querbeet wirklich alles – und zwar sehr viel und sehr gerne.
Das klingt so, als wärst du sehr diszipliniert in der Vorbereitung. Wie legst du den Schalter um?
Das geht wirklich nur, wenn ich ein genaues Ziel vor Augen habe. Ich brauche immer einen Tag X, ich muss immer wissen, wofür ich es mache. Ich hätte keine Motivation, das dauerhaft zu durchzuziehen. Das könnte ich auch gar nicht, weil wir eine große Familie sind und es ständig irgendwo Essen gibt. Darauf kann ich nur verzichten, wenn ich ein Ziel habe.
In der Vorbereitung bringe ich dann mein eigenes Essen mit oder esse vorher, wenn ich irgendwo eingeladen bin. Meine Familie und die Freunde verstehen das aber auch – sie wissen ja auch, dass ich nach der Vorbereitung bei allem dabei bin. Da hole ich dann alles nach, und zwar sehr schnell!
Kommst du damit klar, immer wieder mindestens zehn Kilo ab- und zuzunehmen?
Ja, auf jeden Fall. Ich fühle mich mit 90 Kilo genauso wohl wie mit 80 Kilo - und es sind auch manchmal sogar noch größere Schwankungen. Aber wenn ich zehn Kilo mehr wiege, dann merke ich das schon, wenn ich im Hindernis hänge, da tut jede Sekunde noch mehr weh und die Arme gehen viel schneller zu.
Selbst in Topform bist du schwerer als viele andere Top-Ninjas. Gerade im Finale wird der Parcours aber oft eher armlastig. Hand aufs Herz: Traust du dir mit deiner Statur zu, an den Mount Midoriyama zu kommen?
Den Mount selbst würde ich mir zutrauen, aber nicht im Zeitlimit. Ich glaube aber nicht, dass ich es dorthin schaffe. Die Finalstage war bisher immer ziemlich kletterlastig, während ich eher explosiv und schnell durch die Hindernisse gehe. Bei ausdauerlastigen Hindernissen gehen meine Muskeln schnell zu, dafür bin ich dann tatsächlich immer noch viel zu schwer.
Ich schaffe Hindernisse oft schneller als andere, aber sobald ich ein bisschen länger hängen muss, ist es bei mir eigentlich schon rum. Ich bin nicht der Typ für die typische Stage vor dem Mount. Ich glaube, die meisten, die dort bisher gut durchkamen, waren nicht viel schwerer als 70 Kilo.
Gibt es ein Hindernis, von dem du glaubst, dass du es körperlich gar nicht schaffen kannst?
Generell kann ich schon jedes Hindernis schaffen, aber nicht unter Vorbelastung. Wenn ich drei, vier Hindernisse in den Armen habe, sind die so zugepumpt, dass ich bei den Fingerleisten einen Sprung von Leiste zu Leiste nicht mehr halten kann.
Kannst du einschätzen, wohin der Trend bei den Hindernissen im Ninja-Sport allgemein geht? Ist da eine Tendenz zu kletterlastigen oder dynamischen Stages erkennbar?
Ich würde schon sagen, dass es in der Show immer mehr technische Hindernisse gibt. In den Ninja-Hallen merkt man es noch mehr, dass es ein eigener Sport wird, da gibt es viele ninjaspezifisiche Hindernisse.
Dima, ich fasse zusammen: Du verzichtest in der Vorbereitung auf Süßigkeiten, obwohl du sie gerne isst, am Set bist du sehr nervös und du hast nicht die Erwartung, die Show zu gewinnen. Warum ist die Teilnahme immer noch all den Stress wert, was reizt dich?
Ich habe sonst nichts anderes, für das ich trainieren würde. Ich hätte kein Ziel, keinen Tag X. Mir würde etwas fehlen, wenn ich das ganze Jahr nur essen und ein bisschen vor mich hintrainieren würde. Ich brauche ein Ziel und die Show ist dafür perfekt. Ich hänge mich in der Vorbereitung gerne rein.
Woher hast du dir die Ziele genommen, als es Ninja Warrior noch nicht in Deutschland gab?
Ich habe damals Parkour und Freerunning in einer aktiven Gruppe gemacht. Wir haben zusammen verschiedene Tricks geübt und damals war meine Motivation, immer weiterzukommen und etwas Neues zu lernen. Das wurde aber immer weniger – und genau dann kam Ninja. In der ersten Staffel hat man ja gesehen, dass ich da noch etwas dicker war und ein Bäuchlein hatte, das Jan Köppen damals direkt angesprochen hat. Danach war das Feuer wieder entfacht und ich hatte etwas Neues gefunden, für das ich trainieren kann, weil es genau mein Ding war.
Das Gespräch führte Maike Falkenberg.

